Ukraine-Verein: "Die ersten Geflüchteten werden am Wochenende erwartet"

Kreis Herford/Bad Salzuflen. In den vergangenen Stunden ist der Krieg in der Ukraine eskaliert. Ukrainer aus Herford berichten, dass ihre Angehörige am Donnerstagmorgen von Bomben geweckt wurden. Einige säßen auf gepackten Koffern, in ihrem Land herrscht der absolute Ausnahmezustand. Nicht alle wüssten aber, ob sie schon losfahren sollten. Experten gehen davon aus, dass wegen des Angriffskriegs Russlands Millionen Menschen in die Europäische Union fliehen werden. Auch bei dem Verein Brückenschlag Ukraine e.V., der im Kreis Herford aktiv ist, stehen die Telefone nicht still, wie der Vorsitzende Dirk Kaiser aus Bünde am Freitag berichtet. Das Vereinsziel, humanitäre Hilfe zu leisten, stehe jetzt an erster Stelle. Sie ständen derzeit als Anlaufstelle für die Menschen und ihre Helfer zur Verfügung. Im Kreis Herford würden voraussichtlich bald Flüchtende ankommen. "Die ersten werden am Wochenende erwartet", so Kaiser. Wie viele kommen würden, könne er derzeit nicht sagen, das sei reine Spekulation. Beherbergungen für Geflüchtete gesucht Viele seien erst einmal "in Deckung" gegangen, wie Kaiser sagt. Sie seien noch in Wartestellung und hätten die Entscheidung noch nicht ganz für sich getroffen. In Lutsk im Westen der Ukraine, der Partnerstadt des Vereins, habe niemand damit gerechnet, dass das russische Militär dort auch eindringen würde. Kaiser geht aber davon aus, dass dennoch bald einige Ukrainer vor dem Krieg in den Kreis Herford fliehen würden. "Wir bekommen unterschwellige Signale, dass wir mit dem einen oder anderen rechnen können", so der Vorsitzende. Eines der größten Projekte der vergangenen Jahre von Brückenschlag e.V. ist der Austausch von deutschen und ukrainischen Lehrkräften, weshalb sich auch viele ehemalige Gasteltern bereits am Donnerstag und Freitag besorgt bei dem Verein gemeldet hätten. "Der eine oder andere unserer Gaststudenten dürfte auch hier hinkommen", so Kaiser. Das Gute: Der Verein könne, im Gegensatz zu einer Behörde, jetzt schnell und unbürokratisch Hilfe anbieten.Wie können Bürgerinnen und Bürger helfen? Doch was können Bürgerinnen und Bürgern aus dem Kreis Herford tun, um den Menschen, die vor dem Krieg flüchten, zu helfen? Wer den Verein unterstützen möchte, könne zum einen spenden. "Auch die finanziellen Mittel des Vereins sind begrenzt", so Kaiser. Das Geld brauche Brückenschlag e.V. für unterschiedliche Hilfeleistungen: Zum einen, um einigen, die kein oder nicht so gut Deutsch könnten, für die Ausländerbehörde einen Dolmetscher zur Verfügung stellen zu können. Zum anderen, um den Ankömmlingen eine erste Beherbergung zu bieten. Dafür könnten beispielsweise Hotelzimmer angemietet werden, damit die Menschen nicht reihenweise bei Helfern in den Wohnzimmern untergebracht werden müssten. Zudem sucht der Verein auch Menschen, die vielleicht noch ein Gästezimmer für die ersten Ankömmlinge bereits stellen könnten. Über die Webseite oder die Facebook-Seite des Vereins könnten Helfer schnell Kontakt aufnehmen. Langfristig gesehen, könnten auch einige Ukrainer in Deutschland bleiben, so Kaiser: "Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Teil der Menschen aus der Ukraine, die in den letzten Jahren in Freiheit gelebt haben, hier bleiben und nicht aus reinem Patriotismus in einem möglichen Vasallenstaat [Anm. d. Red. ein unsouveräner Staat, der in Abhängigkeit einer Großmacht steht] leben wollen." In den sozialen Netzwerken sind - nur kurze Zeit, nachdem die Bomben und ersten Tote in der Ukraine gemeldet worden waren - bereits die ersten flüchtlingsfeindlichen Kommentare unter Nachrichtenberichten zu lesen. Darauf angesprochen antwortet der Vorsitzende: "Wem man erklären muss, warum jemand in Frieden leben möchte, dem ist nicht mehr zu helfen."

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