Geschenke von Herz zu Herz: Weihnachten im Schuhkarton

Bünde. Einmal ist Annegret Niehaus-Bergmann mitgefahren nach Polen und war dabei, wie die Kinder in einem Dorf die Geschenke aus Deutschland öffneten. Ein sechsjähriges Mädchen packte aus, was ihr eine 15-jährige Bünderin von ihrem Konfirmationsgeld gekauft hatte: Eine Jeans, einen Pullover, eine Winterjacke, Strümpfe, Buntstifte, einen Malblock, Zahnbürste, Zahnpasta und Zahnputzbecher, ein Kuscheltier, einen Schokoladen-Weihnachtsmann, einen Kamm, Zopfspangen und eine kleine Tasche. &bdquo;Dieses Mädchen hat sich so unglaublich gefreut", erzählt Annegret Niehaus-Bergmann. Es zog die Sachen gleich an und strahlte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte es neue Kleidung bekommen. Bisher hatte es die Sachen seiner drei älteren Geschwister aufgetragen. Vor 28 Jahren begann die heute weltweite Aktion &bdquo;Weihnachten im Schuhkarton" in England, seit 26 Jahren gibt es sie in Deutschland. Kinder in mehr als 150 Ländern wurden seitdem beschenkt. Seit 2004 gibt es die Aktion auch in Bünde. Jedes Jahr im Oktober bekleben Hunderte Bünder Schuhkartons mit buntem Papier und füllen sie mit Geschenken für Kinder in armen Regionen. In diesem Jahr werden bedürftige Kinder in Weißrussland, Litauen, Lettland, Polen, Nordmazedonien, der Republik Moldau, Rumänien, Bulgarien, der Slowakei und Kroatien beschenkt. Deckel und Karton getrennt bekleben Annegret Niehaus-Bergmann engagiert sich seit 20 Jahren bei der Aktion und leitet sie seit neun Jahren im Bünder Westen. Die 60-Jährige ist für 18 Annahmestellen unter anderem in Holsen-Ahle, Muckum, Dünne, Rödinghausen, Melle und Riemsloh verantwortlich. Auch die Stadtmission beteiligt sich an der Aktion und betreibt mehrere Annahmestellen in Bünde. Ab sofort sind die Menschen im Bünder Land aufgerufen, einen Schuhkarton mit buntem Papier zu bekleben und mit Geschenken zu füllen. Wichtig sei, Deckel und Karton getrennt zu bekleben, sagt Niehaus-Bergmann. Damit sie und die anderen ehrenamtlichen Helfer die Pakete öffnen und kontrollieren können, ob der Inhalt es auch durch den Zoll schafft. &bdquo;Wir wissen nicht, in welches Land ein Päckchen geht", sagt Niehaus-Bergmann. &bdquo;Deshalb packen wir sie so, dass sie den unterschiedlichen Zollbestimmungen entsprechen." Ideal als Geschenke sind: Schulartikel wie Buntstifte mit Spitzer, Malbücher, Hefte, Blöcke (A5), Malkasten und Pinsel oder Taschenrechner, Kleidung wie Mütze, Schal, Handschuhe, Socken oder Schuhe, Spielzeug wie ein Auto, Puzzle, Springseil, Jojo oder Knete, eine Puppe, ein Kuscheltier, ein Musikinstrument oder ein Fußball mit Pumpe. Auch Hygieneartikel sind willkommen wie Zahnbürste und Zahnpasta, Handcreme, Waschlappen, Handtuch, Haarbürste, Deo, Shampoo oder Duschgel. Etwas Süßes in jedes Päckchen Annegret Niehaus-Brinkmann bittet darum, Geschenke aus allen Kategorien einzupacken und auch etwas Süßes wie Vollmilchschokolade, Gummibärchen, Traubenzucker oder Lutscher. &bdquo;Wenn das Kind nebenan Schokolade auspackt und das andere Kind hat keine ist das nicht so schön", erklärt sie. Sie erlaubt sich auch schon mal, beim Kontrollieren der Päckchen etwas umzuverteilen, wenn der Inhalt allzu einseitig ausgewählt wurde. &bdquo;Wir vervollständigen die Pakete, sodass jedes Kind Schokolade und Zahnpasta bekommt", sagt Niehaus-Bergmann. Eine Zahnbürste zähle in den betreffenden Regionen zu den Luxusartikeln. Das Mindesthaltbarkeitsdatum der Süßigkeiten sollte März 2022 sein, da nicht alle Päckchen bis Weihnachten ankommen. Die Kleidung muss neu sein, das besagen die Einfuhrbestimmungen zumindest einiger Länder. Lebensmittel, Gebrauchtes, Zerbrechliches und gefährliche oder angstauslösende Dinge wie Spielzeugpistolen bitte nicht einpacken. Etikett mit Altersgruppe, für die das Geschenk ist Die Flyer der Aktion liegen in Geschäften und Kirchengemeinden aus. Sie enthalten auch die Etiketten mit der Altersangabe des Empfängerkindes (2 bis 4 Jahre, 5 bis 9 oder 10 bis 14 Jahre) und ob das Geschenk für einen Jungen oder ein Mädchen ist. Ein solches Etikett für Junge oder Mädchen bitte auf den Karton kleben und die Altersgruppe ankreuzen. Die Schenkenden werden gebeten, neben dem Päckchen möglichst zehn Euro zu spenden, für den Transport und die Logistik. Das sei jedoch kein Muss, sagt Annegret Niehaus-Bergmann. Die zehn Euro können sie entweder in der Annahmestelle in eine Spendendose stecken oder auch überweisen. Auf der Internetseite von Samaritan's Purse (www.die-samariter.org), der Dachorganisation von Weihnachten im Schuhkarton, kann man auch online spenden. Wem ein ganzes Paket zu teuer ist, kann auch einzelne Dinge spenden. Seit Sonntag, 3. Oktober, steht im Vorraum der Kirche in Holsen-Ahle ein Karton, wo Schenkende Buntstifte, Hefte oder Kleidung abgeben können. Auch diese Sachen sollten neu sein. Ab 15. Oktober können die Päckchen abgegeben werden Ab Freitag, 15. Oktober, sind die Annahmestellen in Bünde geöffnet und nehmen Geschenke im beklebten Schuhkarton entgegen. Bis zum 15. November können Schenkende hier Pakete abgeben. Ab Mitte Oktober können Interessierte beklebte Schuhkartons im Combi-Markt in Ahle gegen eine Spende erwerben. 1.000 bis 1.500 Pakete kamen in den vergangenen Jahren in Bünde pro Jahr zusammen. Die Helfer bringen die Pakete von den Annahmestellen ins Gemeindehaus in Holsen-Ahle, von dort geht es nach der Kontrolle auf Lkws und ins Zentrallager nach Süddeutschland. Dort werden die Lkw pro Ziel-Land gepackt. Die Gemeinden in den Zielregionen bewerben sich für die Geschenk-Aktion und geben die Anzahl Jungen und Mädchen an, die dort leben, sowie deren Alter. Die Lkw würden dann so gepackt, sodass jedes Kind ein passendes Geschenk erhalte, erzählt Niehaus-Bergmann. Sie habe in Polen erlebt, wie nötig es diese Kinder haben. Das Leben in den Vororten sei &bdquo;an Trostlosigkeit nicht zu überbieten". &bdquo;Die Bilder wird man nicht mehr los", sagt Annegret Niehaus-Bergmann.

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