Was tun, wenn Drohnen über unseren Köpfen nerven?

Bünde. Immer häufiger gehen bei Polizei und Ordnungsämtern Beschwerden von Bürgern ein, die sich von Drohnen über ihren Grundstücken belästigt fühlen. Wie berichtet, versucht ein Mann aus Klosterbauerschaft derzeit, den Bediener einer Drohne ausfindig zu machen, die hin und wieder über seinem Grundstück und über den Grundstücken der Nachbarschaft fliegt und mit der Kamera in Bereiche sehen kann, die ihn nichts angehen. "Das ist kein kleiner Streich, sondern ein Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte", sagt ein Sprecher der Kreispolizeibehörde in Herford. Dabei sei es unerheblich, ob tatsächlich Aufnahmen erstellt und gespeichert wurden. Was aber lässt sich tun? Die Lösung, die ein Familienvater aus Riesa in Sachsen vor drei Jahren wählte, sollte nicht zum Standard werden. Er schoss eine Drohne kurzerhand mit dem Luftgewehr über seinem Grundstück ab. Weil seine kleinen Töchter beim Anblick der Drohne im Garten erschraken und die Drohne augenscheinlich den Bewegungen seiner Ehefrau folgte, berief er sich auf den so genannten Selbsthilfeparagrafen und bekam vor Gericht Recht. Das 1.500 Euro teuer Fluggerät inklusive Kamera war nach dem Absturz Schrott und der Pilot ging leer aus. Problem dabei war, wie auch in Klosterbauerschaft: Der Mensch hinter der Fernbedienung der Drohne war nicht zu sehen. "Ehrliche Drohnenpiloten fragen um Erlaubnis" Ausbilder der Bielefelder Drohnenschule U-Rob haben keinerlei Verständnis, wenn sich Bediener einer Drohne so verhalten, wie in den beiden genannten Fällen. "Ehrliche Drohnenpiloten fragen um Erlaubnis, wenn sie Grundstücke überfliegen und halten sich auch sonst an die gesetzlichen Vorgaben", heißt es von U-Rob auf NW-Nachfrage. Drohnen mit Kameras werden heute in vielen Bereichen eingesetzt, vor allem auch in der Werbebranche, der Filmindustrie und im Journalismus. Wo man früher noch ein Kamerateam aufwendig in einen Hubschrauber setzen musste, reichen für Luftaufnahmen heute die kleinen, nur wenige hundert Gramm schweren Fluggerät, die schon Foto- und Videoaufnahmen liefern, die über jeden Zweifel erhaben sind. Ein paar Hundert Euro und man bekommt gestochen scharfe Luftaufnahmen. Doch die, die dabei über Grenzen hinausschießen, sorgen letztlich dafür, dass Gesetze verschärft werden, wie es in den vergangenen Jahren EU-weit der Fall war. "Verstöße schaden allen", heißt es von U-Rob in Bielefeld. Problem dabei ist auch, dass viele Besitzer kleinerer Drohnen gar nicht wissen, dass sie einen Drohnenführerschein besitzen müssen. Nur für Drohnen unter 250 Gramm ist das - noch - nicht notwendig. Doch egal wie schwer: Für ausnahmslos alle Drohnen mit einer Kamera gilt, dass sich der Bediener beim Luftfahrtbundesamt registrieren muss und die Drohne ein Kennzeichen tragen muss - wie ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr. Drohnenpiloten können bald über eine App identifiziert werden "Über dieses Kennzeichen ist der Drohnenpilot zu identifizieren", so ein Sprecher von U-Rob. Doch um das Kennzeichen lesen zu können, muss man das Fluggerät direkt vor Augen haben. Das könnte sich bald ändern, was auch den Unbelehrbaren zu verdanken ist. Die Identifikationsdaten des Piloten müssen bald in der Software der Drohne gespeichert werden, die dann über ein Transpondersignal an die Luftraumüberwachung gesendet werden. "Dann kann jeder über eine App auf dem Smartphone erkennen, wem die Drohne gehört, die gerade über seinem Grundstück schwebt", erklärt der Sprecher von U-Rob. Voraussetzung ist allerdings auch hier, dass das Fluggerät und sein Pilot registriert sind. Doch wer "schwarz fliegt", dem drohen empfindliche Strafen. Ein Sprecher der Kreispolizeibehörde Herford kann nicht beziffern, wie viele Verstöße es in den vergangenen Jahren mit Drohnen gegeben hat. Wer sich belästigt fühlt und sich der Drohnenpilot nicht zu erkennen gibt, kann eine Anzeige bei den Ordnungsbehörden oder der Polizei erstatten. Zwar können Drohnen - verbotenderweise - auf einer Entfernung von mittlerweile mehreren Kilometern gesteuert werden, in der Regel befindet sich der Bediener aber in der Nähe und kann relativ schnell ausfindig gemacht werden. Zu einer Selbsthilfe wie in Riesa rät der Polizeisprecher indes nicht: "Dass der Mann Recht bekommen hat, muss nicht zwingend auch vor einem anderen Gericht so sein, weil das eine Einzelfallentscheidung war."

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