Kultstätte für Kultur: Eine Viertelmillion Zuschauer in 20 Jahren

Bünde. Auf dieser Bühne haben schon so etliche Stars aus Comedy und Kabarett gestanden. Heute nehmen hier vorne Intendant Dirk Kaiser und Christian Kowalewsky, Vorsitzender des Universum-Fördervereins, Platz. Die beiden haben viel zu erzählen - und ein paar Anekdoten auf Lager. Am letzten August-Wochenende 2001 eröffnete Dirk Kaiser das Universum in Bünde neu. Das ist nun genau 20 Jahre her. "Damals erwachte das Universum aus seinem Dornröschenschlaf und startete neu als Filmtheater und Kleinkunstbühne", sagt Kaiser heute. Seitdem fanden knapp 1.500 Bühnenveranstaltungen statt, etwa eine Viertelmillion Zuschauer waren im Universum. Am 23. August 2001 war das Universum mit einer Gala eröffnet worden. Als erster Künstler trat danach Purple Schulz auf. Der kommt zum 20. Geburtstag jetzt wieder nach Bünde: Am übernächsten Freitag, 10. September, tritt er auf. "Ich habe mit ihm vor drei bis vier Jahren schon ausgemacht, dass er zum 20. Geburtstag wieder kommen muss", erzählt Dirk Kaiser. Gesagt, getan. Danach schien die Eröffnung 2001 unter keinem guten Stern zu stehen: Am 11. September 2001 fand die erste reguläre Veranstaltung statt. "Ein Vortragsabend zum Thema Internet und Suchmaschinen", erinnert sich Kaiser. Doch dann ereigneten sich die Terroranschläge in den USA. "Wir haben uns den ganzen Abend nur Live-Bilder aus New York angeschaut." Und auch die Comedy-Künstler, die an den Tagen danach auftreten sollten, strichen teilweise die Hälfte ihres Programmes. Chris Tall kam erst nicht in die Wilhelmshöhe Vom holprigen Start entwickelte sich das Universum schnell zur Erfolgsgeschichte. Viele Comedians traten bei der "Bünder Comedy Night" auf, bevor sie bekannt wurden. "Wir haben sehr viele Künstler begleitet, die am Anfang ihrer Karriere standen", erzählt Kaiser. Johann König, Luke Mockridge, Enissa Amani, Chris Tall. Die Liste ließ sich weiter fortführen. "Chris Tall trat 2014 hier vor 40 Leuten auf", sagt Kaiser. Er hatte von der ältesten Diskothek Deutschlands gehört und wollte nach seinem Auftritt in die Wilhelmshöhe gehen. "Die Türstehen ließen ihn aber nicht herein, weil sie dachten, er sei zu jung", erzählt Kaiser. Chris Tall brauchte seinen Personalausweis, Kaiser habe den Ausweis dann nachts um 1 Uhr aus dem Universum geholt. Auch die Ehrlich Brothers - 2003 noch unter dem Namen "Andy Mc Joy & Chris Joker" - traten im Universum auf, bevor sie groß wurden. "Sie machten damals eine Generalprobe für einen Zaubererwettbewerb", erzählt Kaiser. Und dann gibt es noch Mario Barth. In seinen Anfangszeiten spielte er dreimal in Bünde. Kaiser erkannte damals Barths Talent. "Mich hat vor allem seine Professionalität beeindruckt." Cindy aus Marzahn macht ohne Licht und Ton weiter Im Kopf geblieben ist der Auftritt von Cindy aus Marzahn im Jahr 2007. Denn nach einer halben Stunde war der Strom weg, nicht nur im Universum, sondern in komplett Ennigloh. "Cindy machte das nichts aus und bespielte den Saal eine dreiviertel Stunde ohne Mikro und Licht." Als nach der Pause der Strom immer noch nicht wieder da war, sollte der Auftritt verschoben werden. "Doch es gingen plötzlich wieder die Lichter an und der zweite Teil konnte über die Bühne gehen." Mirja Boes, Oliver Pocher Markus Krebs, Bastian Pastewka - Comedians, bekannt aus dem TV, gaben sich im Universum die Klinke in die Hand. "Im Laufe der Jahre habe ich gute Kontakte zu Managements aufgebaut", erklärt er, wie er die Künstler nach Bünde holt. "Und sie fühlen sich hier auch wohl." Mit dem einen oder anderen Künstler wurde es dabei auch spät: "Mit Dieter Hildebrandt habe ich bis morgens um halb 3 über Gott, die Welt und Politik diskutiert." Aber das Universum besteht nicht nur aus dem Liveprogramm. Denn es gibt genauso das "Universum-Kino". Ab 2006 ist das Universum einem bundesweiten Abspielring beigetreten, der wöchentlich Filmkunst für Cineasten und Kinder anbietet, erzählt Christian Kowalewsky, Vorsitzender des Fördervereins Universum, der für den Kino-Betrieb verantwortlich zeichnet. "Oft zeigten wir vorab Filme, die später einen Oscar gewannen", sagt Kowalewsky. Als Beispiel fällt ihm die Verfilmung von "Les Misarebles" ein. "Mainstream-Kino können und wollen wir nicht", sagt Kowalewsky. Etwa 100 bis 120 Kinoveranstaltungen gibt's pro Jahr. Summa summarum macht das in den vergangenen 20 Jahren mehr als 2.000 Kinoabende. "2013 schaffte der Förderverein mit viel Unterstützung den Umbau von analogen Kinomaschinen zur hochwertigen, digitalen Beamerprojektion. Die Zukunft unseres Kinos war gesichert", blickt Kowalewsky zurück. Ein Blick in die Zukunft Seit Ende Oktober ist das Universum wieder im Dornröschenschlaf. Die Corona-Pandemie ist Schuld. Die bislang letzte Veranstaltung war am 30. Oktober 2020 mit Kabarettist Christoph Sieber. Danach war das Universum corona- und Sommerpausen-bedingt geschlossen. "Wir wussten im Oktober Tage im Voraus, dass wir für Monate schließen mussten. Das war schlimmer als im März 2020, als von heute auf morgen alles dichtmachte", erzählt Dirk Kaiser. Dass die Corona-Zwangspause so lange andauern würde, damit hätte er im Vorfeld niemals gedacht. "Damit hätten wir nicht gerechnet." Christian Kowalewsky sagt: "Wir hoffen sehr, dass unser Haus jetzt zum zweiten Mal aus dem - dieses Mal kürzeren - Dornröschenschlaf erwacht." Das Universum-Kino - es findet jeden Dienstagabend um 20 Uhr statt - ist schon wieder gestartet. Das Bühnenprogramm startet mit Kabarettist Jürgen Becker am 3. September. Wie geht's langfristig mit dem Universum weiter? "Das Universum ist ein Familienbetrieb", sagt Dirk Kaiser. Was er meint: Zusammen mit Sohn Marcus leite er das Veranstaltungszentrum. "Wir wollen das noch viele Jahre weitermachen. Wir haben ein tolles Team, das top motiviert ist", so Kaiser. Ähnliches sagt Christian Kowalewsky zum Förderverein Universum: "Der Vorstand wird sich wieder zur Wahl stellen." Und Kaiser betont: "Das Universum ist ein fester Bestandteil des Bünder Stadtlebens."

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