Wie ein Dreijähriger unverletzt aus diesem Autowrack kam

Bünde. Von den beiden Autos im Straßengraben ist an diesem Mittwochabend nicht mehr viel zu erkennen. Zwei Männer werden schwer verletzt und müssen von der Feuerwehr aus ihren Autos geschnitten werden. Ein dreijähriges Kind aber kann wie durch ein Wunder mit nur einer Prellung aus dem Wrack gerettet werden. Der Grund ist vor allem ein guter Kindersitz. &bdquo;Der Vater hat das Kind vorbildlich im Auto angeschnallt und auch mit dem Sitz alles richtig gemacht", sagt Polizeihauptkommissar Michael Hanke. Worauf es dabei ankommt, hat er mit seinem Kollegen Hauptkommissar Olaf Heidenreich der NW erklärt. 1 Ein guter Kindersitz besteht aus festem Material und nicht aus Styropor. Der Hersteller ist in der Regel nicht relevant. 2 Kinder bis zum Alter von 15 Monaten müssen rückwärts fahren. Passt das Kind noch in eine Babyschale, spricht nichts dagegen, auch ältere Kinder noch rückwärtsgerichtet mitzunehmen. Es ist die sicherste Möglichkeit, ein Kind im Auto zu transportieren. 3 &bdquo;Es gibt nicht den einen Kindersitz, der immer richtig ist", sagt Olaf Heidenreich. Das komme jeweils auf das Kind und seine Statur, aber auch auf das Auto an. &bdquo;Am besten fährt man mit Kind und Auto zur Beratung und probiert fünf bis sechs verschiedene Sitze aus", stimmt Hanke zu. 4 Ein guter Kindersitz hat eine relativ enge Kopfstütze, die dafür sorgt, dass der Kopf nicht hin- und herfliegen kann – so wie auch auf dem Foto zu sehen. Der Muskel- und Sehnenbereich ist bei Kindern noch nicht so ausgereift wie bei Erwachsenen. Er muss besonders geschützt werden. 5 Die &bdquo;Hörner" an der Seite, unter denen der Gurt hergeführt wird, sind wichtig – &bdquo;und sollten immer genutzt werden, damit der Gurt nicht in den Hals schneiden kann", sagt Hanke. Die Kinder sind so auch bei einer Seitenkollision gut abgeschirmt und geschützt. Ein Sitz mit Rückenlehne, Hörnern und Kopfstütze sollte daher so lange wie möglich im Einsatz sein. &bdquo;Bei heutigen Modellen können das einige Jahre sein", so Hanke. Heidenreich verweist auf die Aufkleber am Sitz, die das Alter oder aber das Maximalgewicht der Kinder vermerken. 6 Eine sogenannte Isofix-Halterung hat Vorteile und sollte, wenn vorhanden, auch genutzt werden. Insbesondere auf der Rückbank gibt es, meist etwas versteckt in den Ritzen der Polster, zwei genormte Bügel, die fest mit dem Kindersitz verbunden werden, so dass der Sitz keinen Spielraum hat und fest im Auto verankert ist. 7 Einen perfekten Platz im Auto für den Kindersitz gibt es nach Meinung der beiden Polizisten nicht. Beide glauben aber, dass es Vorteile hat, wenn die Kinder vorne auf dem Beifahrersitz mitfahren, &bdquo;weil die Eltern sich dann nicht ,nur kurz’ nach hinten lehnen, um dem Kind zum Beispiel den Schnuller zu reichen", sagt Heidenreich. Aber: Eine Babyschale darf nur dann auf dem Beifahrersitz stehen, wenn der Airbag ausgeschaltet werden kann. Mit Airbag können ältere Kinder fahren, wenn ihre Beine den Sitz hinunter baumeln und sie nicht mehr direkt auf das Armaturenbrett zeigen. 8 Die meisten Kindersitze wachsen mit und sollten immer der Körpergröße des Kindes angepasst werden. Wovon die beiden Hauptkommissare abraten &bdquo;Wir sehen öfter, dass Kinder zwar im Kindersitz sitzen, aber den Tornister nicht abgenommen haben", sagt Hanke. Dadurch seien die Kinder nicht mehr richtig geschützt und der Gurt könne bei einem Unfall das Kind nicht mehr korrekt festhalten. Ein Problem sei häufig auch die Größe der sicheren Kindersitze: &bdquo;Drei dieser Sitze nebeneinander bekommt man in die meisten Autos nur selten", weiß Hanke. &bdquo;Wenn der Opa gerade noch die Nachbarskinder mitnimmt, aber die sicheren Sitze nicht hineinpassen, werden gerne diese Styroporsitzschalen verwendet", sagt Michael Hanke. Zumal: Wer hat schon mehrere der sicheren Variante zu Hause? Styroporsitze seien vollkommen ungeeignet. &bdquo;Auch diese Schalen sollten aus festem Material bestehen." Besonders diese alltäglichen oder kurzen Strecken können so gefährlich für die Kinder enden. Kindersitze sind im Auto zudem extremen Temperaturen ausgesetzt, von minus zehn Grad Celsius bis zu 70 Grad Celsius. Daher sollten besonders vererbte Sitze regelmäßig kontrolliert werden. Stichwort: Materialermüdung. &bdquo;Ein gutes Indiz ist immer, ob die Mechanik noch gut funktioniert. Also zum Beispiel, ob sich die Kopfstütze noch einwandfrei verstellen lässt oder ob sie schon hakt", erklärt Heidenreich. &bdquo;Wenn etwas wackelt, ist das kein gutes Zeichen", sagt auch Hanke. Gebrauchte Kindersitze sollten nur von einer Vertrauensperson übernommen werden, bei der klar ist, dass der Sitz noch in einwandfreiem Zustand ist und eher nicht im Internet gebraucht erstanden werden. &bdquo;Da weiß man nicht, ob der Sitz zum Beispiel schon mal in einen Unfall verwickelt war", sagt Hanke. Kontakt Im Kreis Herford arbeiten fünf Verkehrssicherheitsberater, die vom Kita-Alter bis zu Senioren über Sicherheit im Straßenverkehr aufklären. &bdquo;Man kann uns jederzeit mit Fragen anrufen", betont Michael Hanke. Am besten über die sogenannte Führungsstelle, die dann entsprechend einen Rückrufwunsch an die Verkehrsberater weiterleitet. In der Regel melden sich die Polizisten schon am nächsten Tag. &bdquo;Genau dafür sind wir da", sagt Hanke. Kontakt zur Führungsstelle: Tel. (0 52 23) 1 87 21 10.

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