Welche Spuren Corona am Lukas-Krankenhaus hinterlässt

Bünde. Sinkende Inzidenzzahlen, weniger Covid-Patienten auf der Intensivstation: Die Situation im Lukas-Krankenhaus und im Klinikum ist mittlerweile deutlich entspannter, als sie es noch vor wenigen Wochen gewesen ist. Man könne jetzt durchatmen, sagt Peter Hutmacher, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Herford und seit Januar auch Geschäftsführer des Lukas-Krankenhauses. Bedrückend sind dennoch zwei Zahlen: Im Lukas-Krankenhaus sind 25 Menschen im Zusammenhang mit Corona verstorben, im Klinikum waren es sogar 90. Doch trotz der Delta-Variante von Corona: "Die Infektionszahlen werden im Herbst wieder zunehmen, aber wir gehen nicht davon aus, dass es noch einmal zu einer neuen Welle kommen wird", blickt der Vorstandssprecher im Gespräch mit der Neuen Westfälischen optimistisch in die Zukunft. Pauschalen deckten die Einbußen nicht Vor 16 Monaten wusste man noch gar nicht, was da auf uns zukommt. Wie viele Betten müssen für Menschen, aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus infiziert wurden, freigehalten werden? Wie stark müssen die Intensivkapazitäten ausgebaut werden? Für Krankenhäuser hätte die Pandemie in zweierlei Hinsicht zu einem existenzbedrohenden Desaster werden können, denn wer Betten freihalten muss, kann weniger Patienten aufnehmen, was wiederum geringere Erlöse bedeutet. Zudem durften geplante Eingriffe, sofern aufschiebbar, nicht vorgenommen werden. Doch letztlich blieben die Patienten dem Krankenhaus auch fern, als solche Eingriffe wieder erlaubt waren - aus Angst davor, sich womöglich zu infizieren. Das betraf auch Vor- und Nachsorgeuntersuchungen. Die vom Bund gezahlte "Freihaltepauschale" von mehreren Hundert Euro pro freigehaltenem Bett und Tag klang zunächst luxuriös, doch am Ende habe sie laut Peter Hutmacher "nur dazu beigetragen, den Betrieb in den Häusern aufrecht zu erhalten". So auch im Lukas-Krankenhaus, das zunächst mit 560 Euro, dann mit 460 Euro und später mit 90 Prozent der Summe auskommen musste. Die Einbußen durch gestrichene Elektiv-Eingriffe (Wahleingriffe) deckte das nicht. "Freihaltepauschalen waren mehr als notwendig" Wie viel ein Krankenhaus als Pauschale bekam, hing von seinem Schwerpunkt und dessen Relevanz für die Pandemie ab. Während bei psychiatrischen Einrichtungen am meisten gekürzt wurde, erhielt das Herz- und Diabetes-Zentrum in Bad Oeynhausen ab Sommer 2020 fortan 760 anstatt 560 Euro. Dem Lukas-Krankenhaus wurden 100 Euro gestrichen, so dass es 460 Euro und später - zum Jahreswechel - nach der 90-Prozent-Regel 414 Euro erhielt. "Diese Hilfen waren mehr als notwendig, um die Liquidität der Häuser aufrecht zu erhalten", so Peter Hutmacher. Mittlerweile sind die Pauschalen aber ausgelaufen, weil es Krankenhäusern aufgrund der sich entspannenden Pandemielage wieder gestattet ist, Wahleingriffe vorzunehmen. Doch fürchten sich viele Menschen noch vor einer Behandlung - nicht nur im Krankenhaus, sondern auch bei niedergelassenen Ärzten. "Das kann besonders für Menschen mit onkologischen Erkrankungen oder auch Erkrankungen, die mit dem Herzen zusammenhängen, schlimme Folgen haben", so Hutmacher weiter. So lassen manche Vorsorgetermine verstreichen oder sagen sie ab. Für einige Menschen komme die Hilfe dann auch zu spät. "Es gibt absolut keinen Grund, sich nicht in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Schon gar nicht aus Angst vor einer Infektion", sagt der Geschäftsführer. Millionenförderung für Technik, Infrastruktur und Digitalisierung Doch es gibt mit Blick auf die Finanzen auch gute Nachrichten. Verwaltungsdirektor Christian Stienhans erwähnt da zum einen ein Sonderinvestitionsprogramm des Landes. Das Klinikum Herford erhält daraus 5,8 Millionen Euro. Und auch das Lukas-Krankenhaus bekommt 1,8 Millionen Euro. "Das ist Geld, das bis April 2022 zweckgebunden für Technik und Infrastruktur - zum Beispiel Brandschutz - auszugeben ist", so Stienhans. Hintergrund dieser Unterstützung ist laut Peter Hutmacher die permanente Unterfinanzierung von Krankenhäusern. Der tägliche Betrieb wird über die Krankenkassen abgedeckt, aber investive Maßnahmen laufen über die Länder. Das Lukas-Krankenhaus verfügt pro Jahr über eine Baupauschale von etwa 500.000 Euro. Hutmacher: "Wenn man aber bedenkt, dass man für eine Station vielleicht zwei Millionen benötigt, kann man sich ausrechnen, wie lange man für vier oder fünf Stationen benötigt. Deshalb hat man dieses Programm ins Leben gerufen." Ein weiteres Förderprogramm ist das Krankenhauszukunftsgesetz. "Auch hier bekommen wir für das Lukas-Krankenhaus etwa 1,8 Millionen Euro", so Christian Stienhans. Hier bezieht sich die Zweckbindung der Förderung auf den Bereich Digitalisierung. Diese Gelder müssen bis 2024 ausgegeben sein. Wichtig sei laut Peter Hutmacher, dass die Menschen wieder das Vertrauen haben, für ihre Untersuchungen und Behandlungen in die Krankenhäuser zu kommen. Auch Chefärzte berichteten im vergangenen Jahr erstmals, dass manche zu lange gewartet hatten und dann als Notfall kamen - nicht immer mit einem guten Ausgang.

Meistgelesen