Das große Aufräumen nach der Flutwelle

Bünde. Aysel Boz steht in ihrem Keller und schaut sich um. Nachdem das Wasser verschwunden ist, begutachtet sie die Schäden, die das Unwetter in ihrem Haus hinterlassen hat. Die mehrfache Mutter zeigt auf den Trockner und die Waschmaschine. "Ich kann nichts waschen, das ist jetzt alles kaputt", sagt sie. Auch die Tiefkühltruhe mit den Lebensmitteln hat den Wassermassen nicht standgehalten. "Die Lebensmittel und auch die ganzen anderen Möbel sind am Samstag durch den Keller geschwommen", berichtet Boz, die in der Straße "Am Strangbach" wohnt. Es ist nicht das erste Mal, dass der Keller der Bünderin geflutet wird. Schon beim Hochwasser Mitte 2014 stand das Haus unter Wasser. "Damals hatten wir alles repariert und dann kam wenig später noch eine zweite Welle", erinnert sie sich. Wieder war auf einmal alles kaputt. Beim Blick in Richtung Himmel ist daher erneut die Angst da, dass der Starkregen noch einmal zurückkommt - so wie damals vor sieben Jahren. Am Montagmorgen hat ein Versicherungsvertreter den Schaden am Haus von Aysel Boz bereits grob geschätzt: "80.000 Euro", sagt er. Wie hoch der Schaden tatsächlich ist, muss ein Gutachter klären. Wasser kam in kurzer Zeit Nur wenige Meter entfernt steht Fuat Türk vor seiner Haustür. Der 58-Jährige blickt auf die weiße Doppelhaushälfte und schüttelt den Kopf. "In meinem Keller sieht es aus, als hätten wir Krieg", sagt der 58-Jährige. Möbel liegen verteilt in den Räumen, in denen vor dem Regen seine drei Kinder, die noch zu Hause wohnen, viel Zeit verbracht haben. "Das war kein üblicher Keller, hier haben die Kinder zum Beispiel Playstation gespielt", sagt er. Doch der Fernseher ist kaputt - so wie fast alle übrigen Elektronikgeräte in den Räumen. Fuat Türk erzählt, wie schnell das Wasser in sein Haus eingedrungen ist. Als er Samstag erstmals in den Keller schaut, sei das Wasser nur wenige Zentimeter hoch gewesen. Anschließend holt er die Nachbarskinder, die in dem Moment allein zu Haus sind, zu sich in Sicherheit. "Als ich nach zehn Minuten zurück kam, war das Wasser schon etwa einen Meter hoch", sagt er und zeigt auf einen Strich an der Wand. "So hoch stand das Wasser", sagt er. Nun ist das Wasser zwar fast komplett verschwunden, der Schlamm ist aber geblieben. Auf dem Boden liegen Dreck und Erde, der Matsch hat Spuren an den Möbeln und im Schuhschrank hinterlassen. "Die Schuhe kann ich wohl wegwerfen", sagt Türk. Richtig aufräumen kann er noch nicht. "Ich muss erst auf den Gutachter warten", sagt Türk. Danach liegt viel Arbeit vor dem Familienvater. "Das ist lebensgefährlich" Eckhard Schwarz steht in seiner Produktionshalle. Mit einem Hubwagen fährt der Chef von LTK Luft- und Klimatechnik die Maschinen aus der Halle. Der Schlamm am Boden erschwert die Arbeit. "Die Maschinen und Werkzeuge müssen raus, erst dann kann ich aufräumen", sagt er und deutet auf eine Tür in seiner Halle. Dort befindet sich die Elektronik. "Wenn Sie das sehen wollen, müssen Sie aber schwimmen können." Mit Gummistiefeln bewaffnet, öffnet er die Tür und schaut ins Innere. Noch immer steht das Wasser etwa 30 Zentimeter hoch in den Räumen. "Am Samstag waren es sogar 1,30 Meter", sagt der Unternehmer. An Arbeit ist in dem Unternehmen, das Be- und Entlüftungen für Krankenhäuser oder Tiefgaragen anfertigt, derzeit nicht zu denken. "Ich kann ja auch keinen Mitarbeiter hier reinschicken. Ich brauche erst einmal einen Elektriker, das ist sonst lebensgefährlich", sagt Schwarz. Selbst die Büroarbeit ist nur schwer möglich. Erst jüngst sei auch der Steuerberater im Haus gewesen. "Die Papiere sind jetzt alle nass", sagt er. Kein Strom, kein Wasser Zerstörung haben die Wassermassen auch in der Engerstraße angerichtet. Eine Frau steht vor dem Mehrfamilienhaus, in der am Samstag unter anderem die Tiefgarage geflutet worden ist. "Ich hatte noch einen Termin und konnte das Auto rechtzeitig rausfahren", sagt die Bünderin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Andere Bewohner des Hauses hatten nicht so viel Glück. Am Montagmorgen steht noch immer ein Audi in der Tiefgarage - nass und dreckig. Ob der Wagen noch fahren kann, ist nicht bekannt. Zwei Tage nach dem Unwetter ist an einen normalen Alltag in dem Haus an der Engerstraße kaum zu denken. Derzeit hat die Bünderin keinen Strom und auch kein Wasser. "Ich kann noch nicht mal zur Toilette gehen", sagt die Frau. Seit 26 Jahren wohne sie mittlerweile in dem Haus. Auch das Hochwasser vor sieben Jahren habe sie daher schon mitgemacht. "Diesmal ist es aber schlimmer. Insgesamt hat alles nur eine Stunde gedauert", sagt sie. 60 Minuten, in denen in Bünde ein Millionenschaden entstanden ist.

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