Vandalismus-Serie: Warum die Tätersuche so schwierig ist

Bünde. Wer wirft in Bünde seit Monaten Schaufenster und Autoscheiben ein? Das fragt sich auch Alexandra Winkler. Die Inhaberin des gleichnamigen Hörgeräte-Geschäfts ist vor einigen Tagen selbst Opfer der Zerstörungswut der unbekannten Täter geworden. "Diese Sache beschäftigt mich sehr", sagt die Bünderin. Alexandra Winkler ist Hörgeräte-Akustikerin und betreibt in Bünde zwei Filialen. Ein Geschäft besteht schon seit vielen Jahren an der Bahnhofstraße. Mit einer weiteren Filiale an der Ecke Eschstraße/Bismarckstraße hat sie sich Mitte Januar einen kleinen Traum erfüllt: Sie eröffnete einen Laden, der sich speziell auch den Hörproblemen von Kindern widmet. "Nicht nur ein Versicherungsfall" Da sie während der Corona-Pandemie ihr Geschäft öffnen darf, macht sich Alexandra Winkler am 8. Februar auf den Weg in die Innenstadt. Als sie vor ihrem neuen Laden steht, ist sie erst einmal irritiert. Die vier großen Fenster sind zerstört worden, die Scheiben zersplittert. Offenbar eingeworfen mit Steinen. "Da bin ich innerlich zusammengesunken", sagt Winkler. Sie beschreibt sich selbst als empathischen Menschen. Daher sei eine Sachbeschädigung für sie nicht nur ein Versicherungsfall. Die Beschädigung des neuen Ladenlokals der Hörgeräte-Akustikerin ist Teil einer Serie von Zerstörungen, die sich seit dem vergangenen Herbst durch Bünde zieht. Erst in der vergangenen Woche veröffentlichte die Polizei, dass ein 15-Jähriger aus Bünde in einigen Fällen "dringend tatverdächtig" sei. Dabei soll es sich um Sachbeschädigungen an Fensterscheiben und Autos handeln. Die Taten soll der Jugendliche schon im Jahr 2020 begangen haben. Akten schon bei der Staatsanwaltschaft? Von den Brandstiftern, die im Herbst 2020 die Kita Krempoli in Hunnebrock angesteckt oder einen Brandsatz in ein Haus der evangelischen Kirche geworfen haben, fehlt dagegen noch jede Spur. Auch die Täter, die seit Beginn des Jahres 2021 weitere Scheiben von Geschäften in der Innenstadt sowie von Autos eingeworfen haben, sind weiter unentdeckt. "Wir haben keine Ermittlungsansätze", sagte Polizeisprecher Uwe Maser zuletzt im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Viele Fälle seien ausermittelt, wie es im Polizei-Deutsch heißt. Einige Akten sollen daher bereits von der Polizei an die Staatsanwaltschaft Bielefeld weitergeleitet worden sein. Ein bürokratischer Vorgang, wenn sich die Suche nach einem Täter als sehr schwierig gestaltet. "Bei der Staatsanwaltschaft wird der Sachverhalt bewertet", erklärt Moritz Kutkuhn, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Die Staatsanwälte schauen sich die Unterlagen der Polizei noch einmal genau an und gucken, ob es nicht doch noch weitere Ansätze für Ermittlungen gibt. Warum die Tätersuche schwierig ist Sollten sich aus den Akten nach Meinung der Staatsanwaltschaft Hinweise ergeben, die noch einmal geprüft werden müssen, gehen die Unterlagen an die Polizei zurück. "Gegebenenfalls wird dann nachermittelt", sagt Kutkuhn. Das ist in der Realität aber nur selten der Fall. Schließlich gibt die Polizei die Akten in der Regel nur weiter, wenn allen Hinweisen nachgegangen worden ist. Sieht auch die Staatsanwaltschaft keinen keinen Ansatz für Ermittlungen mehr, wird das Verfahren eingestellt. Sollten sich später neue Hinweise auf einen Täter ergeben, kann das Verfahren aber noch einmal aufgenommen werden. Doch warum ist es überhaupt so schwierig, die Täter der Vandalismusserie zu schnappen? Obwohl die Polizei die Präsenz in Bünde nach eigenen Aussagen verstärkt hat, klirren im Wochentakt zerstörte Fenster- und Autoscheiben im Innenstadtbereich. Die Gründe sind vielfältig: Zum einen dauert die Ausführung der Tat häufig nicht lange. Täter können einen Stein werfen und wenige Sekunden später schon vom Tatort verschwunden sein. Polizeibeamte müssen den Täter oft schon auf frischer Tat ertappen oder bei der Flucht beobachten. Zum anderen lassen sich an geworfenen Steinen oder zerstörten Fenstern nur schwer Spuren sichern. Das können Ladenbesitzer tun Derzeit fehlen den Ermittlern außerdem die Hinweise aus der Bevölkerung. Es gibt Fälle, in denen Kommissar Zufall bei der Aufklärung eines Verbrechens geholfen hat. Doch aufgrund der Pandemie fehlt der Publikumsverkehr in der Innenstadt oder an belebten Plätzen. Daher ist es umso wichtiger, dass Ladenbesitzer präventiv vorgehen. So können Kameraanlagen helfen, die nicht auf den öffentlichen Raum gerichtet sind. Zudem gibt es Folien, die Steinwürfe auf Scheiben abwehren können. Die Polizei appelliert zudem an die Öffentlichkeit, die Augen offen zu halten. "Viele Augen helfen", sagt Polizeisprecher Uwe Maser. Noch ist bei der Polizei aber kein entscheidender Hinweis auf die Täter eingegangen. Die Ermittler halten jedoch weiter die Augen offen, um die Taten so schnell wie möglich aufzuklären. Dass die Vandalismusserie bald ein Ende findet, das wünscht sich auch Alexandra Winkler. "Ich hoffe, dass die Schuldigen bald gefasst werden", sagt sie.

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