Querdenker verpasst Direktmandat für die SPD

Bünde. Spricht man mit Gerd Elbers, der für die SPD seit 2014 im Stadtrat saß, über die vergangenen Jahre im Stadtparlament, betont er besonders, dass er sich in erster Linie immer den Belangen der Bürger verpflichtet sah - die Partei sei erst danach gekommen. "2014 war ich positiv überrascht, als ich direkt in den Rat gewählt wurde. Ich empfand es als meine Pflicht als Demokrat, den Menschen in Spradow eine sozialdemokratische Stimme zu geben", sagt er. Zuweilen habe er dieser ihm übertragenen Verantwortung auch versucht, "energisch Bedeutung" zu verleihen - in den Gremien im Rathaus, aber auch innerhalb der Partei. Oft anderer Meinung als die Fraktionsgenossen "Damit macht man sich nicht nur Freunde. Nur: Mir Freunde zu machen, war nicht das Ziel meines Mandats, das mir die Wähler übertragen haben", so der 69-jährige Elbers. Besonders wenn es ums Geld ging, habe er gern auch mal eine andere Meinung vertreten und gegen die eigenen Genossen gestimmt. "Klar macht es Freude zu überzeugen und was in die richtige Richtung zu bewegen", sagt er. Ein Beispiel, bei dem er anderer Meinung war als seine Fraktion, fällt ihm dazu schnell ein: Seiner Meinung nach wäre es möglich gewesen, den Ankauf der ehemaligen Briten-Häuser größtenteils aus dem Stammkapital der Stadt zu stemmen und nicht über Darlehen zu finanzieren. "Dann könnten wir heute auch einen niedrigeren Mietpreis verlangen", so Elbers. "Ich habe immer an meine Leute gedacht, die nicht so viel Geld übrig haben. Die sozialdemokratische Ur-Klientel eben. Dazu gehören nicht unbedingt die Frühschwimmer oder die Eltern von pubertierenden Jugendlichen, die unbedingt von einem Zehn-Meter-Turm springen müssen." Bürgerversammlungen in Bünde seien oft heftig gewesen Viele Aufgaben seien sehr umfänglich und zeitraubend gewesen, so Elbers weiter. "Da denke ich an den Haushalt und mit der Verantwortung als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses war dann auch das Ergebnis nachzuvollziehen, um den Bürgermeister und die Verwaltung entlasten zu können, ohne eine politische Wertung abgeben zu dürfen. Auch die Bürgerversammlungen zum Straßenbau waren wegen des finanziell sehr fordernden Themas für die Betroffenen keine Vergnügungsveranstaltungen. Entscheidungsgrundlagen, die Jahre oder gar Jahrzehnte ohne eine Wertung neuer Faktoren angewandt werden sollten, waren für mich immer wieder eine schwer lösbare Herausforderung", blickt der 69-Jährige zurück. Er habe speziell mit Blick auf Straßenbauplanungen Bürgerversammlungen in Kirchlengern besucht und sei positiv überrascht gewesen, welches Einvernehmen zwischen Gemeinde und Anwohnern herrschen könne. "Ich habe immer dafür geworben, den Bürger möglichst früh zu informieren." Besonders positiv fand er in Kirchlengern, dass die Einleitung der Versammlung immer vom Bürgermeister selbst vorgenommen wurde. Auf den Versammlungen in Bünde sei es dagegen oft heftig zugegangen. Elbers wollte sich weiterer Beschreibungen im Zusammenhang mit diesen Veranstaltungen oder zu handelnden Personen der Stadtverwaltung enthalten. "Ich wäre mit meinem Latein auch am Ende" Auch bei dieser Kommunalwahl habe Gerd Elbers deutlich gemacht, dass er auch weiterhin Verantwortung übernehmen möchte. "Für ein Direktmandat konnte ich nicht überzeugen. Im Wahlbezirk war es die Vielfältigkeit der Möglichkeiten." Innerhalb der SPD bekam er nur Listenplatz 17. "Da bin ich wohl zu oft zu nah bei meiner persönlichen Verantwortung meinen Wählern gegenüber gewesen", sagt er mit einem Augenzwinkern. Abschließend bestärkt er Susanne Rutenkröger: "Unserer neuen Bürgermeisterin wünsche ich die Kraft, den konservativen Kräften in allen politischen Lagern zu widersprechen, sie zu überzeugen und den Neustart erfolgreich umzusetzen. Wenn sie das nicht schafft, wäre ich mit meinem Latein dann auch am Ende."

Meistgelesen