Hunde hetzen und töten Tiere in Bünde: Kommt die Leinenpflicht?

Bünde. In Bustedt hat am Mittwochnachmittag ein Hund ein Reh gehetzt und schwer verletzt. Bereits am Montag der vergangenen Woche verletzte ein freilaufender Hund ein Schaf auf einer Weide so stark, dass es seinen Verletzungen erlag. Allerdings nicht sofort. Laut Polizeisprecher Uwe Maser ging eine 59-jährige Bünderin am Mittwochnachmittag um 16 Uhr mit ihrem Hund in Bustedt an der Waldstraße spazieren. Plötzlich sei aus dem Wald und übers Feld ein Reh gesprungen. Der Hund der Bünderin sei angeleint gewesen, konnte sich aber losreißen und setzte dem Reh nach. Er erreichte es und verletzte das Tier schwer. Ob das Reh überlebt hat, ist unklar Der Landwirt des abgeernteten Maisackers, auf dem sich der Vorfall ereignete, war gerade im Keller, als er ein Fiepen hörte. Er lief zum Feld und sah, wie der Hund das Reh gepackt hielt. Die Besitzerin kam hinzu und habe den Hund vom Reh lösen können, berichtet der Landwirt, der anonym bleiben möchte. Das Reh sei dann humpelnd davongelaufen. Der Landwirt rief den zuständigen Jagdpächter an, der habe die Polizei informiert. Der Jagdpächter suchte das Reh, konnte es aber nicht finden. Das Reh habe Blut hinterlassen, sagt Tobias Meyer, Jagdpächter im Elsebruch und mit dem zuständigen Jagdpächter befreundet. Der möchte namentlich nicht in der Zeitung stehen. Ob das Reh die Hundebisse überlebt habe und jetzt eventuell bewegungseingeschränkt sei, lasse sich nicht sagen, sagt Meyer. Es ist der zweite Vorfall innerhalb von zehn Tagen, bei dem ein Hund ein Wild- bzw. Weidetier verletzt hat. Schaf stirbt an Verletzungen Schafhalterin Monika Sachs ging am Montagabend der vergangenen Woche gegen 17.30 Uhr zu ihrer Schafherde im Bruch und wollte den Elektrozaun umstecken. Da entdeckte sie ein Schaf, das auf der Seite lag. Es kam auch nicht, als sie es rief. Aus der Nähe sah sie die großflächigen Bisswunden bis hinunter zu den Klauen. Das Fell war auf beiden Seiten von Schultern und Bauch gerissen. In einer Schubkarre brachte sie das Schaf vorsichtig zurück auf den Hof. Sie hoffte, ihm noch helfen zu können. Doch nach drei, vier Atemzügen sei es verendet, erzählt Sachs. Das Tier gehört zu einer Herde von 25 weiblichen Schafen und 9 Lämmern, die 500 Meter vom Hof entfernt an der Nienburger Straße Tag und Nacht auf der Weide stehen. Es sei das vierte Mal in zwei Wochen gewesen, dass ein Hund in die Herde gelaufen sei und Schafe verletzt habe, sagt Sachs: &bdquo;Das geht so nicht." Sie finde das unverschämt. Wer keine Lust habe, seinen Hund zu erziehen, müsse ihn an der Leine führen. Sie wolle nicht alle Hundebesitzer über einen Kamm scheren. Viele verhielten sich verantwortungsvoll. Auf der Suche nach Zeugen Monika Sachs kennt viele Hundebesitzer, die im Bruch spazieren gehen und dabei an ihrem Hof vorbeikommen. Viele von ihnen hat sie in den vergangenen Tagen gefragt, ob sie etwas gesehen haben. Sie hat einen Verdacht, welcher Hund es gewesen sein könnte. Den möchte sie aber nicht aussprechen, weil es eben nur ein Verdacht ist. Vergangene Woche Montagmorgen um 6 Uhr hatte sie das Schaf zuletzt gesund gesehen, als sie die Tiere mit Kraftfutter, Möhren, Äpfeln und Brot versorgte. Am Abend fand sie es so schwer verletzt. Sachs rief die Polizei, am übernächsten Tag stellte sie eine Anzeige. Davon verspricht sie sich allerdings nicht viel. Antrag auf Leinenpflicht im gesamten Bruch Entlang des Else-Radweges durch das Bruch herrsche eine ganzjährige Leinenpflicht, sagt Jagdpächter Tobias Meyer. Im übrigen Bruch müssten Hunde während der Brut- und Setzzeit angeleint werden. Jetzt, im September, jedoch nicht. Allerdings dürften die Hunde ganzjährig die Wege nicht verlassen. Im Bruch hetzen und reißen freilaufende Hunde immer wieder Wildtiere: Im Juli 2019 hetzte ein Hund eine Ricke in die Else, wo sie ertrank. Im November 2018 jagte ein Hund einen Rehbock durch das Schafsgehege von Monika Sachs und riss ihn, als er sich im Schafsdraht verfing. Im März 2016 jagten zwei Hunde einen Hasen und rissen ihn beinah in zwei Hälften. Im Sommer 2019 formulierte Tobias Meyer einen Antrag auf eine generelle Leinenpflicht im gesamten Bruch und schickte ihn an den Beigeordneten Andreas Siepenkothen. &bdquo;Das Bruch ist ein sensibles Gebiet", sagt Meyer. Hier rasten Zugvögel und brüten Störche. Gehört hat Meyer von seinem Antrag nichts mehr. Die Stadt Bünde teilte auf NW-Anfrage mit, es habe vor mehr als einem Jahr ein Gespräch mit Tobias Meyer stattgefunden. Eine Satzungsänderung sei nicht notwendig, da die Gesetzeslage eindeutig sei. Maulkorbpflicht ignoriert Er beobachte immer wieder freilaufende Hunde im Bruch, sagt Meyer. Am Montagabend sei er zwei Hundebesitzern mit sogenannten Listenhunden begegnet, die ohne Maulkorb liefen. &bdquo;Das geht so nicht", sagt auch er. Listenhunde müssen in der Öffentlichkeit grundsätzlich an der Leine geführt werden und einen Maulkorb tragen, es sei denn, sie haben einen bestimmten Wesenstest bestanden. In der Sache des in Bustedt gehetzten Rehs sagt Uwe Maser, es werde geprüft, ob die Hundehalterin gegen das Ordnungsrecht verstoßen habe. Die Polizei übergebe den Fall an die Stadt Bünde.

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