Pro und Contra: Tempolimit auf der A30

Bünde. Immer wieder kommt es auf der Autobahn 30 zwischen Kirchlengern und Bruchmühlen zu schweren Zwischenfällen. Menschenleben sind in Gefahr, es kommt zu Staus und erheblichen Sachschäden. Könnte ein Tempolimit die Unfallgefahr reduzieren? Ein Pro (Niklas Krämer) & Contra (Florian Weyand). Pro - Niklas Krämer Verbote oder Einschränkungen stoßen naturgemäß erst einmal auf Widerstand und Gegenstimmen. So wird über ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen schon lange diskutiert. Zu einem Beschluss konnte sich die Politik nicht durchringen. Muss also in Bünde erst auf eine bundesweite Entscheidung gewartet werden? Nein, ein Tempolimit auf 130 km/h auf der A30 zwischen Kirchlengern und Bruchmühlen ist längst überfällig. Ein Punkt, der für eine Geschwindigkeitsbegrenzung spricht: die Erhöhung des Verkehrssicherheit. Denn zwischen den Anschlussstellen Hiddenhausen und Bünde verläuft die A30 kurvig. Hier müssen Fahrer, die besonders schnell unterwegs sind, gut aufpassen: Bedingt durch die Streckenführung werden langsam fahrende oder gar stehende Autos erst spät erkannt. Und wer schneller mit seinem Auto fährt, hat automatisch einen längeren Bremsweg. So sagt ein Rettungssanitäter: &bdquo;Bei Unfällen könnten viele Verletzungen verhindert werden, wenn die Beteiligten nicht so schnell unterwegs gewesen wären." Auch häufige Spurenwechsel, weil andere Verkehrsteilnehmer, die sich an der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h orientieren, überholt werden, könnten verhindert werden. Ein weiteres Argument: die Lärmbelästigung. Die A30 führt mitten durchs Bünder Stadtgebiet. Immer wieder beschweren sich Anwohner über den zunehmenden Lärm durch den zunehmenden Verkehr. Auch hier könnte ein Tempolimit für etwas Verbesserung sorgen. Ist ein Fahrzeug langsamer unterwegs, wird das Fahrgeräusch leiser. Denn: Mit zunehmender Geschwindigkeit wird auch das Abrollgeräusch immer lauter. Die Vorteile für ein Tempolimit auf diesem Stück überwiegen. Trotz der Gegenstimmen. Contra - Florian Weyand Kaum ein Thema wird so emotional und lebhaft diskutiert wie das Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Nicht erst seitdem die Umweltschutzbewegungen den Autofahrer als Klima-Killer entdeckt haben, wird gern vom Bleifuß oder vom PS-Protz gesprochen, der auf der linken Spur die Autobahn unsicher macht. Und fällt am Ende einer langen Diskussion nichts mehr ein, wird auf die Nachbarländer verwiesen: &bdquo;In Spanien und Frankreich geht das ja auch mit dem Tempolimit." Doch damit macht man es sich zu einfach. Es lohnt sich ein Blick auf die Fakten: Die deutschen Autobahnen gehören zu den sichersten Straßen der Welt – auch weil es dort in der Regel keinen Gegenverkehr gibt. Glaubt man dem ADAC, so sterben auf 1 Milliarde Fahrzeugkilometer gerechnet dort derzeit 1,7 Menschen. In Staaten mit Tempolimit wie Frankreich und Italien sind es nicht weniger – eher mehr. Und dort, wo es in Deutschland bereits streckenweise Limits gibt, lassen sich auch nicht weniger Unfälle feststellen als auf freien Strecken. Auch der CO2-Ausstoß lässt sich durch ein Tempolimit nur marginal senken. Schließlich macht der Verkehr auf Autobahnen nur zwei Prozent der Gesamtbilanz aus. So ergab eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen, dass CO2-Emissionen durch ein generelles Tempolimit von 120 km/h nur um 0,27 Prozent sinken würden. Und dafür soll man die Freiheit der Autofahrer einschränken? Und wem ist eigentlich geholfen, wenn ein Autofahrer in der Nacht mit 120 Stundenkilometer über die freie Autobahn 30 schleicht? Sinnvoller wäre dagegen eine flexible Ausgestaltung des Tempolimits: freie Fahrt bei freier Strecke, temporäre Limits bei Gefahrenpotenzial. Die Technik dafür ist da. Setzen wir es um.

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