Wichtige Botschaften oder von gestern: Sind Wahlplakate noch zeitgemäß?

Bünder Land. Seit einigen Tagen hängen die Wahlplakate wieder überall entlang der Straßen. Die einen schätzen diese Art des Wahlkampfs, andere finden sie nervig. Das sagen unsere Autoren. "Der Wert ist nicht zu unterschätzen" Von Florian Weyand Freiheit statt Sozialismus oder Willy wählen – an diese beiden Slogan können sich viele Menschen heute noch gut erinnern. Dabei sind diese Sprüche mehrere Jahrzehnte alt. Der Grund, warum sie noch so präsent sind: Man sah sie einst auf tausenden Wahlplakaten zwischen Flensburg und Berchtesgaden. Auch derzeit – die Kommunalwahlen sind nicht mehr weit – stehen große Wahlplakate wieder an den Straßenrändern oder hängen in kleinerer Form an Zäunen und Laternen. Die aufgedruckten Aussagen sind meist ähnlich einfach gehalten wie zu Zeiten von Konrad Adenauer oder Willy Brandt. Dennoch überbringen Wahlplakate eine wichtige Botschaft. Zum einen machen sie auf den Tag der Wahl aufmerksam. Gerade in Zeiten eines zurückgehenden Medienkonsums, Filterblasen im Internet und sinkender Wahlbeteiligung ist dieser Wert nicht zu unterschätzen. Wahlkamof im Netz kostet auch Energie Zum anderen bringen die Plakate ein Stück Emotionalität und Persönlichkeit in den Wahlkampf. Schließlich lesen wir alle nicht nur Sprüche und Botschaften, sondern in der Regel wird auch ein Porträt des Kandidaten präsentiert. Das schafft neben einem Wiedererkennungswert auch Vertrauen. Natürlich werden für die nur kurz benötigten Wahlplakate Ressourcen verbraucht und die Umweltbilanz der Wahlwerbung dürfte schlecht ausfallen. Das lässt sich nur schwer bestreiten. Aber auch für das Internet, wo Wahlkampf nicht erst seit Donald Trump ausgetragen wird, muss viel Energie aufgebracht werden: Riesige Serverparks und private Computer haben mittlerweile einen hohen Anteil am weltweiten Stromverbrauch. Übrigens: Wer Plakate zerstört oder manipuliert, der macht sich strafbar. Das zeigt, wie wichtig auch dem Gesetzgeber – nicht erst seit Willy Brandt und Konrad Adenauer – die Wahlwerbung ist. "Wahlkampf von gestern" Von Niklas Krämer Wer in der Stadt unterwegs ist, kann vor ihnen nicht mehr die Augen verschließen: Sie hängen fast überall im Bünder Stadtgebiet, an Straßenlaternen, Zäunen oder als riesiger Aufsteller. Ganze Straßenzüge sind voll davon. Wahlplakate, soweit das Auge reicht. Kandidaten, die Bürgermeister werden wollen oder einen Sitz im Rat anstreben, grinsen uns an. Und wollen uns mit einem Slogan überzeugen. Ist das zeitgemäß? Wahlwerbung mit Plakaten ist Wahlkampf von gestern. Vor allem in der hohen Anzahl, mit der wir jetzt in Bünde konfrontiert werden. Es gibt doch gerade heute, im digitalen Zeitalter, so viele andere Mittel und Wege, um auf sich und das Programm aufmerksam zu machen. Stichwort Soziale Netzwerke: Sie bieten mehr Möglichkeiten zur Argumentation und zum Austausch als jedes Plakat. Dort erreicht man die Wähler gezielter. Nur knapp zwei Sekunden angesehen Ja, die Sozialen Netzwerke werden bereits von den meisten Parteien genutzt und aktiv bespielt. Warum wird die Zeit, die fürs Aufhängen und die Gestaltung der Plakate draufgeht, nicht für einen persönlicheren Wahlkampf genutzt? Entweder digital. Oder analog, wie an der Haustür oder an einem Info-Stand, soweit es Corona natürlich zulässt. Vor allem: Plakate werden im Schnitt nur knapp zwei Sekunden angesehen. Das sind die Mühen und das Geld nicht wert. Und: Welcher Autofahrer kann eigentlich die Worte auf den Plakaten vollständig lesen? Wer am Steuer sitzt, muss auf den Verkehr achten. Und soll nicht durch die Flut an Plakaten am Straßenrand abgelenkt werden. Wenn Parteien auch zukünftig nicht auf ihre Plakate verzichten können, sollte man zumindest die Anzahl begrenzen. Vielleicht können sich alle auf ein oder zwei Stellen in der Stadt einigen? Dann kann dort schauen, wer mag. Wie ist Ihre Meinung? Schreiben sie an buende@nw.de

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