Corona-Strafe: Kurzer Plausch kostet Bünderin fast 230 Euro

Bünde. Ein teures Treffen: 228,50 Euro sollen Sandra S. (Name geändert) aus Bünde und ihr Freund an die Stadtkasse zahlen. Und das nur weil sich beide am 11. April in der Innenstadt mit einem Bekannten unterhalten haben. "Das ist ungerecht", sagt die 20-Jährige, die die Strafe nicht hinnehmen möchte. Was war am Abend des 11. Aprils, dem Ostersamstag dieses Jahres, passiert? Gemeinsam mit ihrem Freund ging Sandra S. mit dem Hund an der Else spazieren. Als beide sich auf dem Weg zum Parkplatz in der Ortstraße machten, trafen sie noch einen Bekannten. "Eigentlich wollten wir gerade in unser Auto steigen, aber man geht ja nicht weiter, wenn man plötzlich einen Freund trifft", sagt Sandra S. Bonus-Team sieht Trio sprechen Anstatt ins Auto zu steigen, unterhält sich das Paar noch kurz mit dem Bekannten. "Das hat maximal zwei oder drei Minuten gedauert", sagt die 20-Jährige, die eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin macht. Zudem beteuert sie, dass das Trio gegenseitig auf den Abstand geachtet habe. "Ich arbeite im Gesundheitsbereich und kenne die Auswirkungen von Corona und weiß auch, was man in Sachen Hygiene und Sicherheit beachten muss", sagt Sandra S. Während sich das Trio unterhält, geraten sie in den Blick von zwei Mitarbeitern des Ordnungsamts. Im April sind die Mitarbeiter verstärkt in der Innenstadt und an bekannten Treffpunkten in Bünde unterwegs. Dort sehen sie nach, ob das Kontakt- und Abstandsverbot eingehalten wird. "Wir wurden sofort angesprochen", sagt Sandra S. Dem Trio wird erklärt, dass sie gegen das Abstandsverbot verstoßen haben und sie eine Strafe erwartet. Anschließend werden die Personalien aufgenommen. "Dass das kurze Treffen eine Zufallsbegegnung war, hat die Beamten nicht interessiert", sagt Sandra S. "Falschaussage" getätigt? Wenige Tage später bekommt das Paar den Anhörungsbogen zugeschickt. Anschließend haben sie die Möglichkeit, eine Stellungnahme zum Tatvorwurf abzugeben. Was Sandra S. irritiert: In dem Bogen heißt es, dass sie sich mit vier weiteren Personen auf dem Parkplatz aufgehalten habe. Das bestreitet die 20-Jährige. "Zwar saß in etwa 30 bis 40 Metern Entfernung noch ein anderes Pärchen auf einer Bank. Aber mit denen hatten wir nichts zu tun", sagt die Auszubildende. Sie vermutet, dass die Mitarbeiter des Ordnungsamtes damit ihre Aussage verstärken wollen. Sandra S. spricht daher von "einer Falschaussage". Am 15. Mai erhielten Sandra S. und ihr Freund den Bußgeldbescheid. Beide sollen je 228,50 Euro bezahlen. Auch ihr Bekannter muss blechen. "Er hat schon bezahlt, weil er keinen Ärger möchte", sagt Sandra S. Sie rief dagegen im Rathaus an und schilderte noch einmal ihre Sicht der Dinge. "Man sagte mir aber nur, dass ich Einspruch einlegen soll. Dann würde die Sache vor Gericht gehen", sagt die Bünderin. Am Freitag brachte sie ihren Einspruch im Rathaus vorbei. Auszubildende fühlt sich ungerecht behandelt Besonders mit Blick auf andere Treffen im Kreis Herford hätte Sandra S. sich von der Stadt Bünde mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. &bdquo;Anfang der Woche hat die Polizei 17 Jugendliche auf einem Schulhof in Herford erwischt, die gegen die Corona-Auflagen verstoßen haben. Und das haben die schon zum zweiten Mal getan und erst eine Ermahnung und dann ein Bußgeld kassiert. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?", fragt die Auszubildende. nw.de hat die Stadt Bünde am Montagmorgen mit der Sachlage konfrontiert. "Aufgrund der personellen Situation im Ordnungsbereich bitten wir um Verständnis, dass eine Stellungnahme zu dem Fall heute noch nicht möglich ist", heißt es aus der Pressestelle der Verwaltung. Man bemühe sich jedoch um eine zeitnahe Antwort.

Meistgelesen