Tipps für mehr Sicherheit im Straßenverkehr beim Mobilitätstag in Bünde

Bünde. "Damit eine Treppe hochzugehen, ist schon sehr mühsam." Karsten Unger ist von den wenigen Minuten, die er im Alterssimulations-Anzug "GERT" (Gerontologischer Testanzug) verbracht hat, durchaus erschöpft. Deutlich zu schaffen machen dem 56-Jährigen die rund 15 Kilogramm schweren Gewichte, die er am Körper sowie an den Hand- und Fußgelenken mit sich herumschleppt. Zudem trägt Unger eine Brille, die das Gesichtsfeld deutlich verkleinert, und einen Kopfhörer, der eine Hochtonschwerhörigkeit simuliert. "Da beschränkt sich die Beweglichkeit auf wenige Stunden, das kann man nicht den ganzen Tag machen", hat Unger festgestellt. "Man sieht seine eigenen Füße nicht, kann zudem schlecht sehen und schlecht hören", nennt Unger weitere Schwierigkeiten. Zahlreiche Angebote beim Mobilitätstag Die praktischen Erfahrungen mit diesem Alterssimulationsanzug gehören zu den Angeboten beim Mobilitätstag der Stadt Bünde unter dem Motto "Mobil sein im Alter" auf und vor dem Rathausplatz. Der Anzug soll dazu dienen, die Verhaltensweise älterer Menschen begreifbar zu machen. "Den Anzug haben wir uns vom Zukunftsnetzwerk NRW, bei dem die Stadt Bünde Mitglied ist, ausgeliehen", erklärt Annette Kühn, Mobilitätsmanagerin der Stadt. Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten Dorit Bethke und Volker Beinke von der Stadtverkehrsgesellschaft hat Kühn den Mobilitätstag organisiert. Idee entstand erst vor wenigen Monaten Die Idee sei erst vor rund drei Monaten entstanden. "Wir haben überlegt, welche Themenbereiche wir anbieten können", so Kühn. Ein wichtiges Thema sei vor allem die Benutzung der Stadtbusse für Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind. "Wir bekommen sehr viele Anrufe, die sich darauf beziehen. Am Stand können die Menschen in aller Ruhe den Ein- und Ausstieg in den Bus testen", sagt Kühn. "Wir wollen die Fahrgäste informieren, wie sie mit der größtmöglichen Sicherheit mit einem Rollator ein- und aussteigen können", sagt Matthias Mensing, als Fahrdienstleiter der BVO in Bünde für die Stadtbusse zuständig. Eine vor dem hinteren Einstieg aufgebaute Rampe solle den Gehweg simulieren. "Wichtig ist vor allem, dass die mobilitätsbehinderten Fahrgäste keine Scheu haben, den Fahrer oder auch andere Fahrgäste anzusprechen und sie um Hilfe zu bitten", betont Mensing. Parcours für Pedelecs vom ADFC Einige Meter weiter hat der ADFC auf dem Rathausplatz einen kurvenreichen Hütchenparcours aufgebaut, der sich vor allem an Pedelec-Fahrer richtet und Probleme im Straßenverkehr simulieren soll. "Geradeaus fahren kann jeder", meint Rolf Overlack vom ADFC. Kniffliger werde es, wenn es gelte, enge Kurven zu fahren. "Dann sollte ich nicht auf mein Vorderrad schauen, sondern eher fünf Meter weiter in die Richtung, in die ich fahren will", so Overlack, der eine Schulung beim ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) absolviert hat, um den Umgang mit diesen Parcours fachgerecht anzuleiten. "Beim Fahren von engen Kurven mit dem Pedelec ist es wichtig, einen kleinen Gang einzulegen, sonst wird man zu schnell", warnt Overlack. Mit dabei waren auch das Zweiradhaus Westerfeld, das über den richtigen Umgang mit E-Bikes informierte, sowie das Sanitätshaus Sieksmeier mit einer Rollator-Teststrecke. Für die Verpflegung mit Kaffee und Kuchen sorgten "Die Neuen Alten" mit ihrer Vorsitzenden Waltraud Fidorra. Abgerundet wurde der Mobilitätstag von einem Vortrag der Verkehrssicherheitsberater der Kreispolizeibehörde Herford. Die Beamten informierten im Ratssaal unter dem Titel "Alte Hasen - neue Regeln" über Neuerungen, Hauptunfallursachen, Verhalten nach Unfällen und sicheres Radfahren im Straßenverkehr.

Meistgelesen