
Werther. „Also, das war so: Mama war ganz aufgeregt, als ich aus der Schule kam, und ich habe sofort gemerkt, dass ir-gend-et-was ist ...“ Joshua strahlt übers ganze Gesicht, als er am Esstisch seine Geschichte erzählt. Und baut auch direkt noch einen kleinen Spannungsbogen ein: „Ich habe sie dann gefragt, ob wir vielleicht Endspielkarten haben. Aber Mama meinte, setz dich erst mal aufs Sofa, es ist noch viiiel besser. Und während ich noch so dachte, was kann denn besser sein, als Endspielkarten zu haben und das Spiel zu sehen, sagte Mama: Du darfst einlaufen ...“ Joshua schaut zur Decke. „Ist das unfassbar?!“
Er gestikuliert mit den Händen und rollt lachend mit den Augen. Für ihn wird nun ein Traum wahr, wenn er am Abend des 24. Mai an der Hand eines Arminia-Profis vor 75.000 Fußballfans ins Berliner Olympiastadion läuft. Exklusiv mit der „Neuen Westfälischen“ und dem „Haller Kreisblatt“ hat DFB-Partner Volkswagen elf Plätze für die „Volkswagen Junior Eskorte“ verlost – und er hat einen davon bekommen. Volltreffer!
Einen Moment überlegt der Viertklässler, der die Grundschule Werther-Langenheide besucht. Dann sagt er, dass er am liebsten mit Marius Wörl einlaufen würde, seinem Lieblingsspieler. Oder mit Sam Schreck. Oder mit Corboz. Oder – egal. „Hauptsache, ich darf mit einlaufen“, schiebt der Zehnjährige hinterher.
Joshua war schon mit drei Jahren auf der Alm bei Arminia

Die Bewerbung hatte seine Mutter Tanja Beckmann auf den Weg gebracht. Und darin berichtet, dass sie Joshua schon ganz früh mit auf die Alm genommen hätte, da war er gerade mal drei. „Ich weiß nicht mehr, gegen wen wir damals gespielt haben“, überlegt die 49-Jährige noch, die ebenso wie ihr Sohn für den BV Werther kickt. „Aber das war auch egal. Joshi hatte Micky-Maus-Ohren auf dem Kopf – und war sofort infiziert.“
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Seine Welt ist seitdem Schwarz-Weiß-Blau. Joshua schläft in Arminia-Bettwäsche, trägt Arminia-Trikots und Arminia-Schals – und ist Mitglied bei den Arminis. Wann immer es möglich ist, kommt Joshua vor einem Heimspiel zunächst zum „Siggi“ (Siegfriedplatz) und läuft von dort aus rüber zur Alm. „Joshi war auch schon im Trainingscamp mit Kersken und Oppermann, den beiden Torhütern“, erzählt Tanja Beckmann, den Blick liebevoll und fröhlich auf ihren Jungen gerichtet. „Die Arminis spielen mit den Profis dann auch schon mal so Sachen wie ’Schlag den Star’ – wirklich toll.“
75.000 Zuschauer im Olympiastadion von Berlin schauen auf Joshua

Mittlerweile ist auch Familienhund Lenny ins Wohnzimmer getrottet. Mit Fußball hat er eher nichts am Hut. Da ist er dann Team Robert Raaf. Der hört nämlich durchaus gerne zu, wenn seine Frau und sein Sohn voller Enthusiasmus von Toren, Siegen und Pokalen erzählen, wenn sie singen und schreien, feiern oder trauern. „Aber am Samstagabend ist hier dann doch verkehrte Welt“, berichtet der Familienvater und zwinkert. „Tanja und Joshi sitzen ab 18 Uhr vorm Fernseher. Ich gehe mit Lenny raus und kümmere mich ums Essen.“
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Das ist auch der Grund, warum er am Pokalwochenende zu Hause bleibt, während Tanja und Joshua in die Hauptstadt fahren – mit dem Zug. „Wir haben so gebucht, dass wir vier Stunden Puffer haben", berichtet Tanja Beckmann. „Vom Bahnhof aus gehts dann ins Hotel und weiter mit dem Bus zum Stadion. Dort werden die Kinder eingewiesen, erhalten ihre komplette Ausstattung.“ Und dann kommt für alle der große Moment.
Tanja Beckmann strahlt: „Ich bin schon sehr aufgeregt, womöglich noch mehr als Joshi.“ Aber wenn das Einlaufen geklappt hat, kann sie sich ganz aufs Finale konzentrieren. Und der Arminia die Daumen drücken, dass die jetzt auch den Pokal gewinnt. „Und dann – Partyyy!“ Joshua schaut verdutzt: „Party, Mama? Äh, ich hoffe nicht ...“ Aber Tanja nimmt ihn in den Arm: „Ich hoffe, doch!“ Vielleicht Hotel-Party. Hauptsache, der Pott kommt mit nach OWL!