Waschbären im Kreis Gütersloh: Skurrile Fakten rund um umstrittenes Tier

Werther. Rund 100 Waschbären sind seit vergangenem April allein in den drei Jagdbezirken Häger, Isingdorf und Schröttinghausen gefangen worden. Eine enorme Zahl, die UWG-Ratsherr und Jäger Dirk Schröer jetzt im Umweltausschuss öffentlich gemacht hatte. Und die die Frage aufwirft, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, die Tiere, wenn man sie schon töten muss, nachhaltig zu nutzen. Werthers Hegeringleiter Hannes Dicke-Wentrup gibt darauf eine zweigeteilte Antwort: &bdquo;Ja. Aber...“ Die Tiere verwerten könne man sehr wohl, und das wäre eigentlich auch wünschenswert. Allerdings werde dies aus verschiedenen Gründen nicht praktiziert. Kann man Waschbären essen? &bdquo;Ja“, sagt Hannes Dicke-Wentrup, natürlich könne man Waschbären essen. Er selbst habe dies zwar noch nicht getan, gibt er zu. Und könne daher auch nicht sagen, wie Waschbären schmecken. Laut des Deutschen Jagdverbandes (DJV) sei das Fleisch jedoch hochwertig und habe sogar Potenzial für die Wildküche. Im Süden der USA kämen jährlich mehrere 10.000 Tiere auf den Teller, heißt es auf der Homepage. &bdquo;Bei uns wäre das aber nicht so einfach“, sagt Werthers Hegeringleiter. Denn das Fleisch müsse vor dem Verzehr auf Trichinen, eine Fadenwürmer-Art, untersucht werden. Wie es beispielsweise auch bei Schweinefleisch der Fall sei. Dazu müsse den Waschbären eine Probe entnommen werden. &bdquo;Das kann der Jäger selbst machen, wenn er eine entsprechende Befähigung dazu erworben hat“, so Dicke-Wentrup. Alles Weitere übernehme das Veterinäramt. Lesen Sie auch: Tödlicher Kampf im Kreis Gütersloh: Waschbär ertränkt großen Jagdhund Umsonst sei das allerdings nicht. &bdquo;Am Ende fragt man sich automatisch, ob das alles den ganzen Aufwand wert ist“, so Dicke-Wentrup. Ein Waschbär mittlerer Größe wiege fünf Kilo, ohne Fell und Innereien blieben vielleicht noch zweieinhalb Kilo Fleisch - inklusive Knochen. Lässt sich das Fell von Waschbären verwerten? &bdquo;Viel wertvoller als ihr Fleisch ist der Pelz der Waschbären“, sagt der Hegeringleiter. Vor allem zu dieser Jahreszeit mit ihrem dichten Winterfell. Dicke-Wentrup spricht aus eigener Erfahrung. &bdquo;Ich habe vor Jahren eine Mütze aus Waschbären-Fell anfertigen lassen“, erzählt er. Von einer Kürschnerin in Gütersloh. Das sei um 2012 gewesen, &bdquo;da waren die Waschbären hier noch etwas Besonderes“. Wenn es ganz kalt draußen sei, deutliche Minusgrade, trage er die Mütze immer noch gern, auf der Jagd oder beim Ansitzen. &bdquo;Die hält muckelig warm“, erzählt er. Oben sei die Mütze aus Leder, drumherum habe sie einen Pelzrand. Und er habe auch schon einmal ein Waschbärenfell gerben lassen, erzählt Dicke-Wentrup. Entsprechend hielte er es im Grunde für sinnvoll, würde man den Pelz der gefangenen Waschbären auf diese Weise verwerten. &bdquo;Denn nachhaltiger gehts nicht.“ Die Tiere würden bis zu ihrem Tod in Freiheit leben und sich nicht wie in Pelzfarmen quälen. &bdquo;Die hoffentlich sowieso irgendwann Geschichte sind.“ Genau weil es sie aber noch immer gibt, mit all den grausamen Bildern der Haltungsmethoden dieser Tiere, werde es in Deutschland wohl niemals einen Markt für Waschbärenpelze geben, ist sich Dicke-Wentrup sicher. &bdquo;Das Thema ist verbrannt. Wer traut sich heute noch, mit einem echten Pelz herumzulaufen?“ Dann müsste man sich mindestens ein großes Schild mit der Aufschrift &bdquo;Aus nachhaltigem Fang“ umhängen. Ohnehin wäre das Anfertigen eines Pelzes aus Waschbärenfellen eine kostspielige Angelegenheit. Dicke-Wentrup schätzt, dass ein solcher Mantel mindestens 2.000 Euro kosten würde. &bdquo;Wenn man überhaupt jemanden findet, der das heute noch kann.“ Lesen Sie auch: Vom Dach ins Bett gepinkelt: Wie ein Waschbär zwei Wertheraner terrorisiert Dabei sind die Waschbären, die ursprünglich aus Nordamerika stammen, eben wegen ihres Fells nach Europa gekommen. So berichtet der Naturschutzbund Deutschland auf seiner Homepage, dass die Waschbären in den 1920/30er Jahren in Deutschland eingeführt wurden. Erst wurden sie auf Pelzfarmen gehalten, 1934 die ersten Tiere dann in Hessen erstmals bewusst ausgesetzt. Inzwischen breiten sich die Allesfresser allerdings so rasant aus, dass Fachleute sie mitunter als Gefahr für die heimische Tierwelt erachten. Fachtagung über Waschbären geplant Hannes Dicke-Wentrup weist in diesem Zusammenhang auf eine Fachtagung zum Thema Waschbären hin, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) am 20. Februar in Recklinghausen ausrichtet. Hier soll es um eben diese Ausbreitung der Tiere und ihre möglichen Auswirkungen auf einheimische Arten gehen; außerdem um die Frage, welche Maßnahmen aus Artenschutzgründen sinnvoll und vertretbar sind und wie die Kommunikation über das Thema innerhalb der Bevölkerung gelingen kann. Die Tagung ist offen für alle Interessierten, hauptsächlich angesprochen sind jedoch Mitarbeitende von Behörden und ehrenamtlichen Initiativen, die in Biologischen Stationen sowie den Bereichen Natur- und Artenschutz sowie Jagd tätig sind.

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