Illegale Reitanlage von Unternehmerin im Kreis Gütersloh: Neue Details sind erschütternd

Werther. Dicke Asphaltklumpen, Metallteile, Müll: Die Fotos sprechen eine eindeutige Sprache. Bei dem, was seinerzeit zum Aufschütten des Geländes sowie zur Anlage des Reitplatzes und des Futterlagers genutzt wurde, handelt es sich augenscheinlich um vermülltes Recyclingmaterial. Das hat die BUND-Kreisgruppe jetzt bei weiteren Recherchen zur illegal erweiterten Reitanlage in Isingdorf und nach Rückfragen beim Kreis Gütersloh herausgefunden. Schlimmer noch: Bei einem Ortstermin im August mit Behördenvertretern hatte die Eigentümerin offenbar sogar eingeräumt, dass das &bdquo;gesamte Grundstück voll mit Bauschutt, Steinen, Metallteilen und anderen Abfällen im Untergrund“ sei. So ist es einem Protokoll der Abteilung Umwelt zu entnehmen, das der BUND jetzt der Redaktion zugänglich gemacht hat. Lesen Sie auch: Reiterhof im Kreis Gütersloh: Unternehmerin muss illegalen Lagerplatz zurückbauen Birgit Lutzer, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe Gütersloh, kann nur den Kopf schütteln, als sie die Unterlagen aus Gütersloh liest. &bdquo;Das ist eine riesige Umweltsauerei“, ärgert sie sich. Sie sagt, dass die Kreisgruppe das Schreiben aus Gütersloh inzwischen zur Überprüfung an die Bielefelder Staatsanwaltschaft weitergeleitet habe. Die werde nun nach Aussage Lutzers klären müssen, ob es sich bei der Bodenverunreinigung möglicherweise um eine Straftat handelt. Umweltrechtliche Dimensionen in der Sache werden größer Inzwischen wird immer deutlicher, dass das, was sich auf dem abgelegenen Gelände zwischen den Straßen Bergkamp und Im Kloster in Isingdorf zugetragen hat, größere umweltrechtliche Dimensionen annimmt als bislang vermutet. Nach dem im August verhängten Baustopp durch den Kreis Gütersloh, der Ordnungswidrigkeitsanzeige durch den BUND-Landesvorstand ebenfalls vom August und der Strafanzeige durch die BUND-Kreisgruppe Gütersloh vom September ruft der BUND nun also erneut die Bielefelder Justizbehörde an. Das Ziel, das die Umweltschützer verfolgen, könnte nicht klarer formuliert sein: &bdquo;Wir wollen Licht in die Verfahren gegen die Reitanlagen-Betreiberin bringen“, formuliert es Birgit Lutzer. Wie berichtet war es der BUND, der den Behörden Anfang August überhaupt erst die Umwelteingriffe auf dem Gelände gemeldet hatte. Und die sind mannigfaltig, wie ebenfalls aus dem Protokoll der Umweltabteilung des Kreises hervorgeht. Angefertigt wurde das Schreiben nach einem Ortstermin im August, an dem neben der Grundstückseigentümerin und ihrem Lebensgefährten die Anwältin der Eigentümerin sowie zwei Vertreterinnen der Abteilung Umwelt und eine Vertreterin der Abteilung Bauen, Wohnen, Immissionen teilnahmen. Augenscheinlich war kaum etwas genehmigt Für nahezu alles, was sie vor Ort vorfanden, gab es augenscheinlich keine Genehmigung: die Zuschüttung eines gesetzlich geschützten Biotops, die vollständige Verfüllung eines Teiches, Geländeauffüllungen am Reitplatz und gleich daneben so massive Abgrabungen der Böschungsverläufe an der Straße Im Kloster, dass der Kreis Gütersloh sogar die Stadt Werther um Klärung bat, ob die Straße überhaupt noch standsicher ist. Ebenfalls zu den unerlaubten Maßnahmen durch die Eigentümerin gehören das Roden eines Waldes mit auch dort festgestellten Bodenauffüllungen, eine nicht genehmigte Schotterzufahrt, das Legen einer Drainage sowie die Errichtung von zwei mobilen Großzelten zur Lagerung von Heu und Stroh auf der vormaligen Waldfläche. Und jetzt eben noch das fragliche Recyclingmaterial. Strittig aus Sicht der Umweltschützer sind darüber hinaus weiterhin die mit Teeröl imprägnierten Weidezäune und ihrer Einschätzung nach unsachgemäß gelagerten Holzteile. Anders als der Kreis, der sich bei der Einschätzung der Giftigkeit der streng riechenden Hölzer &bdquo;vertrauensvoll auf Unterlagen der Eigentümerin“ verlassen habe, so Lutzer, fordere der BUND ein unabhängiges Gutachten. BUND fordert unabhängige Untersuchung Andrea Groß dazu: &bdquo;Die Eigentümerin hat ein Produktblatt eingereicht und eine Laboruntersuchung, zu der es laut Kreis kein ergänzendes Protokoll gibt.“ Aus diesem gehe üblicherweise hervor, wo genau die Probe vom zertifizierten Probenehmer genommen wurde. Auch fehle zur Nachvollziehbarkeit der Untersuchungsergebnisse eine Tabelle mit den zulässigen Grenzwerten. &bdquo;Durch die auf dem Boden lagernden Teile können Schadstoffe direkt in den Untergrund sickern.“ Der BUND fordere daher eine unabhängige Untersuchung. Die Kreisgruppe werde jedenfalls weiter nachhaken. An diesem Donnerstagvormittag jedenfalls liegen die Weidepfähle weiter offen auf der Erde im Gras. Die Reitanlage selbst ist mit Bauzäunen und Metalldraht abgesperrt, das hölzerne Eingangstor mit einer Kette verschlossen. Überall Schilder mit dem Hinweis &bdquo;Betreten verboten“, an der rückwärtigen Zufahrt zum Reitplatz wird vor einer Videoüberwachung gewarnt. Auf dem Gelände stehen mehrere Mulden mit Bauschutt, vor dem Wohnhaus steht ein Bagger. Doch die Arbeiten scheinen zu ruhen, es ist niemand zu sehen. Lesen Sie auch: Skandal um Reiterhof im Kreis Gütersloh: Umweltschützer zeigen Unternehmerin an Dass die Behörden die Umwelteingriffe auf dem Gelände überwiegend so bewerten wie die Umweltschützer und einen weitreichenden Rückbau fordern, beruhigt die BUND-Vertreter nur bedingt. Auch, dass sich laut Kreis-Protokoll die Eigentümerin und ihre Anwältin kooperativ gezeigt, einem Rückbau zugestimmt und versichert hätten, das Biotop mit den Teichen wieder herstellen zu wollen. So zögert Kreisgruppenmitglied Hartmut Lüker mit zu großer Freude: &bdquo;Wir begrüßen, dass die Behörden zu ähnlichen Einschätzungen gekommen sind wie wir. Aber eine rechtswirksame Ordnungsverfügung wird erst nach einem weiteren Vor-Ort-Termin an die Betreiberin ergehen. Und der ist noch nicht festgelegt.“ Erster Teilerfolg: Strohlager wird wohl zurückgebaut Auch ist damit längst nicht gesagt, dass es tatsächlich zu einem - zumindest teilweisen - Rückbau kommen wird. &bdquo;Das hoffen wir natürlich“, sagen Lüker, Lutzer und Groß. Aber natürlich habe die Betreiberin noch die Möglichkeit, rechtlich gegen eine solche Aufforderung vorzugehen. Zumindest einen ersten Teilerfolg können die Umweltschützer vermelden. Ganz frisch haben sie eine Antwort des Regionalforstamts erhalten, nachdem es offenkundig einen Ortstermin mit der Eigentümerin und ihrem Anwalt gab. Dort habe der Landesbetrieb noch einmal seine Forderungen nach Beseitigung des aufgefüllten Bodens im Bereich des Strohlagers, des Lagerplatzes selbst sowie nach einer Wiederaufforstung geltend gemacht. &bdquo;Und die Eigentümerin hat akzeptiert“, freut sich Birgit Lutzer und nennt diesen ersten Schritt einen &bdquo;ganz wichtigen Erfolg“. Was die übrigen Missstände angeht, bleibt dem BUND nichts anderes übrig, als zunächst einmal abzuwarten. Auch darauf, ob die Eigentümerin gegen eine mögliche Ordnungsverfügung oder ein mögliches Klageverfahren Rechtsmittel einlegt. Bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe Die Umweltschützer jedenfalls haben schon einmal nachgeschaut, was das Strafgesetzbuch bei einem Straftatbestand der Bodenverunreinigung sagt. &bdquo;Wer (...) Stoffe in den Boden einbringt, eindringen lässt oder freisetzt und (...) damit die Gesundheit eines anderen, Tiere, Pflanzen oder andere Sachen (...) oder ein Gewässer schädigt, verunreinigt oder sonst nachteilig verändert, wird mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafen bestraft. Auch der Versuch ist strafbar. Handelt der Täter fahrlässig, kann die Tat mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.“ Die Eigentümerin der Anlage, eine Unternehmerin aus Leopoldshöhe, war auf Anfrage nicht zu erreichen. Der Kreis Gütersloh will sich auf Anfrage ebenfalls nicht äußern und verweist auf das laufende Verfahren. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld bestätigt, dass ein Verfahren anhängig sei, die Ermittlungen der Abteilung für Umweltstraftaten befänden sich jedoch noch ganz am Anfang und dauerten an.

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