Skandal um Reiterhof im Kreis Gütersloh: Der illegale Umbau geht uns alle an

Werther. Jetzt liegen detaillierte Fakten auf dem Tisch und der Kreis Gütersloh hat bestätigt: Zahlreiche Bauarbeiten auf der Reitanlage in Werther direkt an der Grenze zu Bielefeld waren nicht genehmigt. Mehr noch, betonen die Umweltschützer des BUND: Sie haben erhebliche Schäden in wertvollen Biotopen angerichtet. Das hätte man sich ja denken können: Eine Unternehmerin setzt sich über Recht und Gesetz hinweg, schafft Fakten mit Geld ohne Rücksicht auf die Umwelt. Eine Parallele zum Fall Hagedorn. Und Behördenversagen kommt noch hinzu, denn wie konnte ein solch gewaltiges Projekt so lange unbemerkt bleiben und wurde nicht gestoppt? So weit die nachvollziehbare Reaktion auf die jüngsten Enthüllungen - und in dieser Argumentation stecken viele diskussionswürdige Aspekte. Aber: Der reine Anklage-Reflex greift zu kurz. Umweltschützer des BUND haben Herausragendes geleistet Zunächst einmal ist es schade, dass sich die Bauherrin trotz mehrfacher Versuche, sie zu kontaktieren, nicht öffentlich zu dem Fall äußern will. Sie ist augenscheinlich anwaltlich beraten und versucht derzeit, sich maximal aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Es ist zu respektieren, dass ein Mensch mit Blick auf den Fall Hagedorn möglichen Anfeindungen aus dem Weg gehen will. So bleiben die Auskunft des Kreises Gütersloh, dass die Bauherrin sich &bdquo;kooperativ“ gezeigt habe - und eben die Fakten. Hier haben vor allem die Umweltschützer des BUND Herausragendes geleistet. Denn sie machten die Behörden nicht nur auf das nicht genehmigte Projekt aufmerksam - die ordneten den Fall auch anschließend ein und lieferten Hintergründe. Unternehmerin hat offenbar nicht unwissentlich Grenzen überschritten Und so lässt sich womöglich auch die Geschichte nicht mehr aufrechterhalten, dass hier eine Unternehmerin in der Euphorie für ihr Projekt den Überblick verlor, unwissentlich Grenzen überschritt und jetzt erschrocken zurückzuckt vor den heftigen öffentlichen Reaktionen. Denn zum einen beschäftigte sie laut BUND ein gerade im Bereich Reitanlagen renommiertes Tiefbauunternehmen. Schwer vorstellbar, dass hier das Thema Genehmigungen nicht auf den Tisch kam. Und zum anderen sollte eine Unternehmerin selbst Expertise in Sachen Bauprojekte haben. Lesen Sie auch: Reiterhof-Skandal in Werther: Warum ist der illegale Umbau erst jetzt aufgefallen? Dass es offenbar eine Bauvoranfrage gab, spricht ja dafür, dass den Beteiligten an dem Projekt sehr wohl bewusst gewesen sein muss, dass dieses Vorhaben nicht unter den Teppich gekehrt werden durfte. Hätte der Kreis Gütersloh die Sache nicht viel früher verhindern müssen? All das erschwert es, die Verantwortlichen in Schutz zu nehmen. Auch wenn man argumentieren könnte, dass es eben Investitionen braucht, um Gebäude und Anlagen zu erhalten. Ja, da können Fehler passieren - aber eine rücksichtslose Ignoranz von Regeln in diesem Ausmaß fällt nicht mehr unter verzeihlichen Übermut einer Engagierten. Unter dem Strich steht ganz klar fest: Die Unternehmerin muss sich zu Recht verantworten. Schnell ist man in der öffentlichen Bewertung ja beim viel zitierten &bdquo;Behördenversagen“. Hätte der Kreis das nicht viel früher realisieren und verhindern müssen? Es gab doch schließlich eine Bauvoranfrage. Jeder Bürger ist gefordert, bei solchen Fällen genauer hinzusehen Schon möglich, aber die ist nicht gleichbedeutend damit, dass parallel tief im Wald Fakten geschaffen werden. Der Kreis kann ja nicht ständig Leute auf gut Glück nach illegalen Projekten suchen lassen, das räumt auch Hartmut Lüker vom BUND ein. Und so kommt es am Ende auf uns alle an, bei solchen Fällen genauer hinzusehen. Jetzt wird klar, dass sich Nachbarn, Anlieger und Spaziergänger schon länger gewundert haben über die gewaltigen Erdbewegungen und Betonkolosse. Schon klar, niemand will &bdquo;petzen“, das gilt als nicht stattlich. Aber man kann bei zuständigen Stellen nachfragen, über rätselhafte Vorfälle informieren. Womöglich hätte damit größerer Schaden abgewendet werden können. Natur ist durch &bdquo;wilde Baustelle“ bereits unwiederbringlich zerstört worden Der BUND will jetzt ausdrücklich verhindern, dass sich die Unternehmerin &bdquo;freikauft“, die Sache mit einem Bußgeld erledigt wäre und die geschaffenen Fakten bestehen blieben. Dann hätte - Vorsicht: Klischee - das Geld ja doch gesiegt. Rückbau lautet die Forderung der Umweltschützer. Das ist sicherlich zu begrüßen und besser als nichts, aber eins ist klar: Ein Stück Natur ist durch diese &bdquo;wilde Baustelle im Wald“ unwiederbringlich zerstört worden.

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