Bekannter Koch übernimmt dieses Restaurant im Kreis Gütersloh

Werther. Was Frank Goretzki zu erzählen hat, ist tatsächlich erstaunlich. Dieser Mann hat mit den Größen der Branche gearbeitet, hat die Rennfahrer der Deutschen Tourenwagen-Serie und Reisende auf den A-Rosa-Flusskreuzfahrtschiffen bekocht, Front-Cooking für Fuchs-Gewürze in Dissen betrieben, war für die Catering-Abteilung von Dallmayr in München tätig und hat bei all dem eine illustre Kundenschar verköstigt. "Schreiben Sie das bloß nicht alles. Ist doch gar nicht so wichtig", sagt er bescheiden. Trotzdem reibt man sich bei einer solchen Karriere verwundert die Augen: Was bringt jemanden mit dieser Vita dazu, eine Gaststätte im kleinen Theenhausen zu übernehmen? "Ich wohne ja praktisch hinter'm Garten", sagt Frank Goretzki und lacht. Er lacht überhaupt sehr viel, der 58-Jährige mit dem jungenhaften Charme. Er wohne schon seit 20 Jahren in Borgholzhausen, und auch, wenn er immer wieder für mehrere Wochen beruflich fern der Heimat war, "man kennt sich doch". Natürlich habe er auch Jochen Wiete gekannt, ihn sogar mal bei seiner Küchenoptimierung beraten, und ein paar Mal in Theenhausen gegessen. Für Johann Lafer und Alfons Schuhbeck gekocht Die meiste Zeit war er allerdings unterwegs. Angefangen hat Frank Goretzki seine Karriere in der Nouvelle Quisine und war im Anschluss viele Jahre als freiberuflicher Koch selbstständig. Es lag ihm, von anderen gebucht zu werden und immer wieder Neues zu entdecken. Er kochte auf Events und für Größen wie Johann Lafer oder Alfons Schuhbeck. "Ich war aber auch mal als Küchen- und Restaurantleiter für die IKEA-Filialen in Bielefeld und Osnabrück zuständig", erzählt er und muss schmunzeln. Als Food-Stylist hat er zudem Speisen fotografisch ins perfekte Licht gerückt. Und verrät eines der vielen Geheimnisse der Branche: "Rasierschaum ist die beste Sahne." Immer im Hinterkopf hatte Frank Goretzki allerdings die Idee: "Sollte sich einmal eine echte Rosine bieten, würde ich gern in Eigenregie ein Restaurant führen." Und dann bot sich plötzlich diese Rosine, mit dem traurigen Tod von Jochen Wiete 2021 und der Entscheidung der Familie, das Wirtshaus nicht selber weiterführen zu wollen. Sohn kann sich vorstellen, irgendwann einzusteigen "Corona war ja keine gute Zeit für die Gastronomie. Aber jetzt merkt man, dass die Menschen wieder rausgehen wollen." Und weil sein Sohn gerade seine Ausbildung zum Koch abgeschlossen hat und sich vorstellen kann, mittelfristig einzusteigen, zögerte Frank Goretzki nicht lange. "Ich brenne für Sachen und habe viel Fantasie, wie Dinge einmal werden können. Manchmal bin ich fast ein bisschen zu euphorisch - fragen Sie meine Frau", sagt der 58-Jährige und muss erneut lachen. Als ihn aber die gebürtige Wienerin sogar in der Idee bestärkte, Wietes Wirtshaus zu übernehmen, war die Sache klar. Noch am selten Abend griff er zum Hörer und rief Lars Wiete an. "Ein Glücksfall", findet dieser. Obwohl selbst zehn Jahre in der Gastronomie tätig, wollte er die Gaststätte nicht weiterführen. Auf Anhieb waren sich Wiete und Goretzki sympathisch und wurden sich handelseinig. "Nie hätte ich gedacht, dass das alles so schnell gehen würde. Aber wenn es passt, dann passt es", freut sich der Immobilienbesitzer, der gerade Umzugskartons schleppt und in das Haus seiner Kindheit einzieht. Lesen Sie auch: Neue Pizzeria hat am Wochenende im Kreis Gütersloh eröffnet Gäste erwartet eine gute, bodenständige Küche in mediterranem Gewand Nun gibt es also in Theenhausen einen Neustart, und zwar am 1. Juli. Der Name bleibt bestehen, ansonsten hat Frank Goretzki freie Hand für sein Restaurant. "Natürlich ist das schön. Und natürlich gibt es hippe Styles, die mir gefallen. Aber Wiete soll Wiete bleiben. Ich mag es hier und werde nicht allzu viel verändern." Seine Frau sei Künstlerin, ihr fielen bestimmt ein paar Dinge ein, die gut zum Haus passen. Auch die Küche wird nicht zur Sternegastronomie, nur weil sich ihr Koch bestens damit auskennt. Gutes, bodenständiges Essen in mediterranem Gewand, mit regionalen und saisonalen Produkten, das schwebt Frank Goretzki vor. Vielleicht mit ein oder zwei Gerichten aus der Kategorie Fine Dining. "Das wird sich ergeben. Am Ende entscheiden die Gäste, was auf der Karte bleibt." Was es auf jeden Fall geben soll, sind Kaffee und Kuchen am Sonntagnachmittag. Frank Goretzki kennt sich aus mit Patisserie, zeigt auf seinem Handy Fotos von köstlichen Torten und Nachtischen. Und dass auch der Biergarten einbezogen und hier gegrillt wird, versteht sich von selbst. Genau wie der Saal mit neuem Leben gefüllt werden soll. Hochzeiten, Konfirmationen, andere Feiern, "hier kann ich mir Einiges vorstellen", sagt der neue Pächter. Den kürzesten Weg zur Arbeit, den er je hatte Aktuell ist er dabei, die Räume vorzubereiten und sein Team zusammenzustellen. "Mir ist vor allem wichtig, dass alle Spaß bei dem haben, was sie tun. Dann stimmt auch die Atmosphäre im Haus." War Frank Goretzki bisher zwar häufig über Wochen unterwegs, aber auch immer wieder länger zu Hause, ist diese Zeit nun vorbei. Trotzdem sollen seine Hobbys - Pferde, Greifvögel und die Jagd - nicht völlig zu kurz kommen. "Mal sehen, wie sich das alles unter einen Hut bringen lässt", sagt er. Und freut sich jetzt erst einmal auf seine eigene Gaststätte - und den wohl kürzesten Weg zur Arbeit, den er je hatte.

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