Kreativer Catering-Service: Frau aus Kreis Gütersloh startet mit veganem Essen durch

Werther-Isingdorf. Die Gründerin eines Start-ups, das veganes Catering anbietet, stellt man sich vielleicht ein bisschen klischeehaft vor. Eine Frau, die jede freie Minute in ihrer Küche verbringt und schon seit Jahren leidenschaftlich gern ihre eigenen Gäste und den Bekanntenkreis mit veganen Spezialitäten verwöhnt. Und die nun allen Mut zusammengenommen und ein kleines Unternehmen gegründet hat. Genau so kommt Jutta Geisler nicht daher. Die Isingdorferin ist eine Frau mit vielen Interessen, und jede einzelne davon verfolgt sie mit genauso viel Begeisterung. Zwei ihrer Leidenschaften hat sie nun mit ihrem Unternehmen VeganNostra verbunden: die für Marketing und die fürs Kochen. Und so ist es zwar ungewöhnlich, aber eigentlich nicht überraschend, dass Jutta Geisler - befragt nach den Anfängen ihres Start-ups - zunächst einmal übers Marketing spricht. Denn immerhin ist sie seit knapp 20 Jahren Geschäftsführerin ihrer eigenen Werbeagentur "Factory Kommunikation" in Bielefeld. In der Agentur entwickelt und begleitet sie mit ihrem Mann und Geschäftspartner so viele Marken, "und dann muss man das Baby immer wieder abgeben", beschreibt sie ihren Job. Deshalb hegte sie schon immer den Wunsch, irgendwann einmal eine eigene Marke zu entwickeln - und dann eben auch weiter zu begleiten. Experiment führte zur Start-up-Idee Dass diese Marke mit veganer Ernährung zu tun haben würde, kristallisierte sich vor gut acht Jahren heraus. "Ich habe schon immer gerne experimentiert und verschiedene Kochstile ausprobiert", sagt Jutta Geisler über ihre andere Leidenschaft. Vegane Küche - damals noch eher eine Randerscheinung - interessierte sie, also warum sich nicht mal ein paar Tage nur vegan ernähren? Dass dieses Experiment nicht nur geschmacklich spannend war, sondern noch ganz andere Auswirkungen hatte, hätte Jutta Geisler allerdings nicht erwartet. "Schon nach wenigen Tagen ging es uns körperlich schlagartig besser als vorher", erzählt sie. Sie selbst konnte plötzlich besser schlafen und sich besser bewegen. Und auch im familiären Umfeld waren die körperlichen Einschränkungen, zum Beispiel durch Arthrose, plötzlich kaum mehr spürbar. Die Neugier war geweckt. "Ich habe mich daraufhin intensiv mit dem Thema beschäftigt, wollte wissen, warum das so ist." Und auch das Thema Tierwohl, oder besser gesagt Tierleid, rückte in den Fokus. "Wir haben all die schlimmen Filme gesehen, die man sehen muss, wenn man sich dafür interessiert", sagt sie. Nachdem sie den Film "Earthlings", eine preisgekrönte Dokumentation über Fleischkonsum und Nutztierhaltung, gesehen hatte, habe sie nur noch weinen können. "Und mir war klar, ich möchte mich nie mehr daran beteiligen. Tiere sind fühlende Wesen, die unseren Respekt verdienen" Eine Marke, wie es sie auf dem Markt noch nicht gab In ihrer Experimentierfreude hatte Jutta Geisler bereits selbst vegane Produkte kreiert, zum Beispiel Wurst aus Seitan, aus der sich prima Currywurst machen ließ. "Zu Currywurst isst man Kartoffelsalat, und dafür braucht man Mayonnaise, also habe ich Mayonnaise gemacht, und so ging es immer weiter", beschreibt sie. Schon recht schnell stellte sich die Frage, was man nun mit all den Rezepten und den Produkten macht. Und da kam dann wieder die Werbeexpertin durch: natürlich vermarkten. In der Marktanalyse hatte sie festgestellt, dass vegane Marken immer weiblich, lieblich und grün daher kamen. Um eine eigene Nische zu finden, war klar: "Wenn wir ein eigenes Label machen, dann muss das knallen, männlich und lauter sein", sagt Jutta Geisler. Mit dem Namen VeganNostra und dem dazu passenden Claim "Paten des guten Geschmacks" war die Marke geboren. Durch ihr gutes Netzwerk gelang es Jutta Geisler, ihre ersten Produkte in Supermärkten in der Region unterzubringen - zunächst ihre selbst gemachten Chutneys, Pestos, Mayonnaisen und LeberVurst. Um die Nachfrage zu befriedigen, mietete sich das neu gegründete Unternehmen in einer Großküche ein und produzierte dort weiter. Pulled Pork und Döner waren der Hit Der nächste Schritt war, auf dem Bielefelder Abendmarkt zubereitete Produkte anzubieten. "Zunächst machten die Leute einen Bogen um uns, weil sich zu der Zeit noch niemand richtig an veganes Essen heranwagte", erzählt Jutta Geisler. Doch die Qualität überzeugte, so dass VeganNostra zum festen Bestandteil des Marktes auf dem Klosterplatz wurde und auch auf dem Leineweber-Markt und anderen Streetfood-Märkten und Festen vertreten war. "Wir haben versucht, ähnliche Produkte anzubieten, wie die Leute sie von den Märkten gewohnt waren", sagt Jutta Geisler. So entwickelte sie veganes Dönerfleisch und analog zum beliebten Pulled Pork die vegane Variante aus Jackfruits. Um die Nachfrage zu bedienen, unterstützten die Köche des Kooperationspartners bei der Herstellung, denn parallel zum Vertrieb der eigenen 19 Produkte lief auch der vegane Cateringservice gut. "Hochzeiten bis zu 120 Personen waren kein Problem", sagt Jutta Geisler. Und dann kam Corona. Keine Märkte, keine privaten Veranstaltungen. Nun ist die Pandemie zwar überwunden, aber auf das alte Level ist Jutta Geisler - die nach wie vor im Hauptberuf ihre Werbeagentur leitet - bisher ganz bewusst noch nicht zurückgekehrt. "Ich mache das Catering für Hochzeiten", sagt sie. Aber für ihre Marke und die selbst entwickelten Produkte müsste der nächste große Schritt kommen: die professionelle Produktion. Heißt: entweder ein Unternehmen finden, das die Sachen produziert, oder einen Investor. Und danach will Jutta Geisler sich mit der ihr eigenen Power und Begeisterung nun auf die Suche machen.

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