Fachmann aus Kreis Gütersloh in Sorge: Immer mehr Menschen in der Natur unterwegs

Werther. Hannes Dicke-Wentrup freut sich. Nicht nur, weil Ostern vor der Tür steht. Sondern weil er beim Gang über die Felder eine schöne Beobachtung gemacht hat: "Bei uns sind die Feldhasen auf dem Vormarsch." Das sagt der Biolandwirt und stellvertretende Hegeringleiter nicht einfach so. Anders als im Süden des Kreises Gütersloh habe man in Werther seit jeher eher geringe Bestände zu verzeichnen gehabt. Dass sie sich jetzt erholen und die Population wächst, macht den Naturfreund glücklich. Jetzt um Ostern sind die Hasen auf den kurz gewachsenen Äckern häufig zu beobachten. Es ist Paarungszeit, und da rennt nicht selten ein halbes Dutzend hintereinander her. "Ich habe neulich acht gesehen - so viele wie nie zuvor", erzählt Dicke-Wentrup. Eigentlich sind Feldhasen Einzelgänger. Sie sind gut an ihren langen Ohren zu erkennen und unterscheiden sich deutlich von den kleineren, kurzohrigen Kaninchen. Wenn sich ein Feldhase allerdings ins Gras duckt und seine Ohren nach hinten klappt, ist er bestens getarnt und nicht mehr auszumachen. Sogar Störche fressen junge Hasenkinder Ausgewachsene Tiere haben in der Natur kaum Feinde. "Die Jungen allerdings schon", beklagt Dicke-Wentrup. Füchse, aber auch Greifvögel und sogar Störche würden kleine Hasenkinder nicht verschmähen - "wenn sie sie finden." Die Häsin legt ihre Nachkommen in der Regel in Erdmulden ab, sogenannten Sassen. Meist kommt sie nur einmal am Tag, während der Dämmerung, zu ihnen, um sie zu säugen. "Junge, die im Januar oder Februar geworfen werden, sterben jedoch häufig aufgrund der kalten oder nassen Witterung." Weil eine Häsin allerdings mehrmals im Jahr Junge bekommen und sogar während der Tragezeit erneut trächtig werden kann, sind die Bestände nicht gefährdet. Der größte Feind der Feldhasen ist der Mensch. Viele Tiere kommen im Autoverkehr unter die Räder, dazu wird ihr Lebensraum durch den Bau neuer Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete immer kleiner. Auch die intensive Landwirtschaft hat ihren Anteil daran, dass die Populationen nicht übermäßig wachsen. "Wenn ich beim Beackern eines Feldes vom Trecker aus ein Hasenjunges sehe und es nicht von selbst weghoppelt, schnappe ich mir einen Grasbüschel, packe das Junge darin ein und setze es am Rand des Ackers ab", schildert Dicke-Wentrup - in der Hoffnung, dass es die Mutter dort findet. Geschätzt zwischen 500 und 600 Feldhasen gibt es in Werther Selbst passionierter Jäger, stellt er nicht in Abrede, dass Hasen auch bejagt würden. Um die 70 tote Tiere seien es in der vergangenen Saison in Werther gewesen - ebenfalls ein Zeichen dafür, dass sich die Bestände erholt haben. Dicke-Wentrup schätzt, dass es aktuell zwischen 500 und 600 Hasen in Werther gibt. Eines der üppigsten Hasenreviere Deutschlands liege übrigens in den Waltroper Rieselfeldern nördlich von Dortmund. "Die Landwirte dort mögen die Hasen allerdings überhaupt nicht: Sie fressen ihnen das angebaute Gemüse weg." Zu viele Hasen wären auch hier nicht gut für die Population, sagt der Fachmann. "Dann drohen ihnen wie bei den Kaninchen und anderen Arten Krankheiten, die sie elendig dahinsiechen lassen." An dieser Stelle will er unbedingt mit dem Vorurteil aufräumen, Jäger seien nur aufs Schießen aus. "Das war vielleicht früher mal der Fall. Heute fühlen wir uns vor allem der Biotoppflege verpflichtet. In diesem Bereich wird viel getan." Eine spürbare Hilfe seien auch die Blüh- und Brachflächen, von denen die Landwirte immer mehr anlegen würden. Trotzdem verirren sich Feldhasen auch immer häufiger in die Gärten an Werthers Stadtrand. "Die sind attraktiv, weil es hier passende und abwechslungsreiche Nahrung gibt", sagt Dicke-Wentrup. Hunde an die Leine und niemals ein Hasenjunges mit nach Hause nehmen Dass seit Corona immer mehr Menschen in der Natur unterwegs sind, macht Dicke-Wentrup ein bisschen Sorgen. Er hofft, dass sie Rücksicht nehmen und die Wildtiere in Ruhe lassen. "Gerade in der Brut- und Setzzeit sollten Hunde unbedingt an der Leine geführt werden", bittet er. Und schon gar nicht sollte man auf die Idee kommen, einen Junghasen mit nach Hause zu nehmen. "Ich kenne nur einen einzigen Fall, bei dem es geklappt hat, ein Hasenjunges aufzupäppeln. Alle anderen sind gestorben. Das sind Wildtiere, keine Haustiere." Und was hat der Hase nun mit Ostern zu tun? Da muss Dicke-Wentrup passen. "Aber er war immer ein Fruchtbarkeitssymbol", erinnert er an die Zeit der alten Römer, die den Hasen schon verehrt haben - und an das berühmte Drei-Hasen-Fenster im Paderborner Dom, das ein Steinmetz Anfang des 16. Jahrhunderts angefertigt hat. Hannes Dicke-Wentrup sieht die Tiere lieber in echt. Und freut sich, wenn er von Weitem Meister Lampe in seinem natürlichen Lebensraum beobachten kann.

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