Suche nach Sprengstoff: Warum die Polizei aktuell im Kreis Gütersloh übt

Werther. Kurz nach Weihnachten 2016. Ein Streit zwischen drei Bewohnern der städtischen Unterkunft an der Weststraße eskaliert. Ein Mann wird schwer verletzt, die beiden anderen treten die Flucht an. Eine erste Fahndung der Polizei bleibt erfolglos. Die Beamten fordern einen Personenspürhund an. Der sogenannte Mantrailer, ein Schweißhund mit Schlappohren und exzellenter Nase, nimmt die Fährte auf. Nase am Boden, vier Beamte im Schlepptau, rennt er auf direktem Weg zum Busbahnhof. Wo sich die Spur verliert. Offenbar sind die gesuchten Männer in ein Auto oder einen Bus gestiegen. Sie stellen Täter, finden Leichen, erschnüffeln Sprengstoff Auch wenn die Fahndung an diesem Tag ohne Ergebnis bleibt – Hunde sind bei vielen Polizeieinsätzen unverzichtbare Helfer. Sie stellen Täter, finden Leichen, erschnüffeln Rauschgift, Sprengstoff, Datenträger, Banknoten oder Brandbeschleuniger. Damit ihr Können abrufbar und ihre Nase geschult bleibt, müssen sie trainieren. Und das tun sie ab sofort auch in Werther. Lesen Sie auch: Diese Hündin verstärkt das Team der Polizei-Opferschutzbehörde in Gütersloh Und zwar im ehemaligen H.W.-Meyer-Gebäude an der Engerstraße. Wie berichtet lässt der geplante Abriss auf sich warten, weshalb Eigentümer Karl-Otto Cord die Immobilie nicht nur der örtlichen Feuerwehr, sondern auch der Polizei NRW für Übungszwecke zur Verfügung stellt. 300 Hunde im Polizeidienst in NRW &bdquo;Die Aus- und Fortbildung unserer Hunde an möglichst verschiedenen Orten ist ganz wichtig", sagt Polizeihauptkommissarin Nora Thieme. Sie ist Sprecherin des Landesamts für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP), das auch für die Aus- und Fortbildung der Diensthunde zuständig ist. Sobald die Grundkonditionierung der Tiere abgeschlossen sei, werde das Training an vielen Orten in NRW fortgesetzt. Erst dadurch würden die Hunde ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen. Gut 300 Hunde stehen aktuell im Polizeidienst in NRW. Alle sind ausgebildete Schutzhunde, viele darüber hinaus Spezialisten etwa für das Aufspüren von Drogen, Brandbeschleunigern oder benutzten Schusswaffen. Diese Fähigkeiten müssen immer wieder trainiert werden. Mehr noch: Alle zwei Jahre müssen die Hunde im Rahmen einer Zertifizierung ihre Einsatzfähigkeit als Dienst- und Spürhund unter Beweis stellen. Sprengstoffspürhunde erbringen sogar alle 15 Monate einen erneuten Nachweis ihrer Supernasen-Qualitäten. Geübt wird in allen Räumen Nora Thieme ist froh, dass das Gebäude in Werther jetzt als weiterer Trainingsort zur Verfügung steht. Die Hauptkommissarin berichtet, dass der Komplex primär für die Ausbildung von Schutzhunden vorgesehen sei. Tieren also, die beim Verfolgen von Straftätern helfen, die Beamten bei Festnahmen und Wohnungsdurchsuchungen unterstützen oder bei Demonstrationen oder Fußballspielen zum Einsatz kommen. Eine Übung in Werther könne beispielsweise die Suche nach einer im Gebäude versteckten Person umfassen. Geübt werde in der Regel in allen Räumen, die der Eigentümer zur Verfügung stellt – also vom Dachgeschoss bis zum Keller. Aus- und Fortbildung von Spürhunden Meistens allerdings immer nur mit einem Hund. &bdquo;Das zeitgleiche Trainieren mehrerer Diensthunde wird in der Aus- und Fortbildung eigentlich nicht praktiziert", so Nora Thieme. Vor Ort seien in den meisten Fällen neben dem Hundeführer oder der Hundeführerin ein Trainer oder eine Trainerin. Je nach Ausbildungsziel könne es allerdings auch vorkommen, dass in Gruppenstärken von fünf bis sieben oder mehr Personen gearbeitet wird. &bdquo;Und wir nutzen solche Gebäude für die Aus- und Fortbildung von Spürhunden", beschreibt Nora Thieme. Um etwa die Suche nach Rauschgift oder Sprengstoff zu trainieren. Auch hier nennt sie ein Beispiel, wenn im Vorfeld der Übung etwa eine Anzahl von aufzufindenden Gegenständen versteckt wird. Hierbei ließen sich verschiedene Szenarien gestalten und der Schwierigkeitsgrad individuell an den Ausbildungsstand des Diensthundes und der Diensthundführerin oder des Diensthundführers anpassen. Hauptsächlich belgische Schäferhunder im Einsatz Auch die Dauer einer jeden Maßnahme sei verschieden und hänge vom individuellen Konditionierungsstatus des Hundes und dem Ziel der Übung ab. &bdquo;Wenige Sekunden bis hin zu mehreren Minuten sind möglich", so die Hauptkommissarin. Besucher sind bei diesen Übungen übrigens unerwünscht, um die Tiere nicht von ihrer Aufgabe abzulenken. Die Polizei in NRW nutzt hauptsächlich Malinois, also belgische Schäferhunde, als Diensthunde. Die sie nicht nur selbst ausbildet, sondern auch selbst züchtet. Und zwar im Zentralen Fortbildungszentrum für das Diensthundewesen in Schloß Holte-Stukenbrock. Lesen Sie auch: Verzweifelte Suche - Hunde Tessa und Mailo sind seit Wochen verschwunden Schon als Welpen werden die Hunde getestet Schon im Welpenalter werden die Hunde hier darauf getestet, ob sie sich für den Polizeidienst eignen: Sind sie selbstbewusst und entdeckungsfreudig? Unempfindlich gegenüber lauten Geräuschen und fremden Umgebungen? Haben sie einen ausgeprägten Spieltrieb, sind stressresistent und lassen sich auch durch viele Menschen nicht beeindrucken? &bdquo;Alles wichtige Kriterien", sagt Nora Thieme. Gleichwohl würden auch Hunde anderer Rassen bei der Polizei in NRW als Diensthunde geführt. Etwa Deutsche und Holländische Schäferhunde, Rottweiler – oder Schweißhunde. Wie beim Einsatz 2016 in Werther. &bdquo;Weil sie sich wegen ihrer feinen Nasen besonders gut als Mantrailer eignen", sagt Nora Thieme.

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