15-Jähriger aus Kreis Gütersloh seit einem Jahr vermisst: Wo ist Alexander N.?

Update, 14. August 2024: Der vermisste Jugendliche ist zwei Jahre nach seinem Verschwinden wieder aufgetaucht. Die Öffentlichkeitsfahndung wurde eingestellt. ++++++++++++++ Versmold. "Immer mehr Jugendliche verlassen ihre Familien", so lautete Ende September eine Schlagzeile in dieser Zeitung zu einem Bericht über obdachlose junge Menschen. Experten gehen demnach davon aus, dass bundesweit zwischen 37.000 und 38.000 Jugendliche wohnungslos sind - Tendenz steigend. Einer von ihnen könnte Alexander N. aus Versmold im Kreis Gütersloh sein, über dessen Verbleib seit einem Jahr weder die Behörden noch seine Familie Informationen haben. Wo er sich aufhält, ob er auf der Straße lebt oder irgendwo untergekommen ist, wie es ihm geht - dazu gibt es nach wie vor keine Erkenntnisse. Ein Vermisstenfall, der auch für die Kreispolizeibehörde Gütersloh nicht alltäglich ist. Denn: "Nur in seltenen Fällen geraten Jugendliche in ein Umfeld, wo sie sich länger aufhalten können", sagt Pressesprecher Mark Kohnert. 480 Vermisstenmeldungen im Kreis Gütersloh im vergangenen Jahr 480 Vermisstenmeldungen sind im Jahr 2022 bei der Polizei im Kreis Gütersloh eingegangen. Größtenteils, insbesondere bei jungen Menschen, klärt sich das Verschwinden innerhalb weniger Stunden oder Tage auf. " Meistens sind sie einfach abgehauen", erklärte Polizei-Sprecherin Katharina Felsch bereits Anfang des Jahres. Auch bei Alexander N., davon gehen die Beamten nach wie vor aus, handelt es sich um einen solchen Ausreißer. Nur fehlt bis heute jede Spur von ihm. Auch wenn die Meldung auf dem landesweiten Fahndungsportal kürzlich nicht mehr abrufbar war - Alexander N. wird weiterhin vermisst, wie Presse-Sprecher Mark Kohnert jetzt auf Nachfrage bestätigt. Der Versmolder wird mit dem Status "Langzeitvermisster" bei den Behörden geführt. Das bedeutet, dass DNA der Personen und eventuell deren Zahnstatus in eine entsprechende Datenbank aufgenommen werden. Lesen Sie auch: So sucht die Polizei nach Vermissten 15-Jähriger ist abhängig von Cannabis Der 15-Jährige ist außerdem schengenweit zur Fahndung ausgeschrieben; seine Daten sind im Schengener Informationssystem (SIS) erfasst. Rückblick: Es ist genau ein Jahr her, dass Alexander N. von Zuhause verschwand. Durch ein Fenster seines Kinderzimmers. Anschließend kontaktierte er seine Mutter per Handy und gab an, seinen Aufenthaltsort nicht nennen zu wollen. Seitdem ist das Handy aus. Am 26. Oktober folgte der Öffentlichkeitsaufruf der Polizei, weil der Jugendliche - anders als zuvor - nicht nach kurzer Zeit wieder auftauchte. Der Versmolder ist nach Angaben seiner Mutter abhängig von Cannabis, hieß es seinerzeit. Eine Spur führte nach Sachsen-Anhalt Die Polizei ermittelte in verschiedene Richtungen, befragte das soziale Umfeld. Daraus ergab sich kein Hinweis darauf, dass Alexander etwas passiert sein oder dass er sich in einer Gefahrenlage befinden könnte. Die Beamten hofften auf Hinweise aus der Öffentlichkeit; die Familie verteilte Suchplakate. Anfang Dezember führte eine Spur nach Salzwedel in Sachsen-Anhalt, wo sich der Jugendliche aufhalten sollte - gefunden wurde er nicht. Salzwedel war nicht der einzige Anhaltspunkt, wie Mark Kohnert jetzt dem "HK" sagt. "Wir haben immer mal wieder Hinweise bekommen", so der Pressesprecher. Einer zum Beispiel führte nach Berlin. In der Bundeshauptstadt sollte sich Alexander N. in einem Park aufhalten, in dem viele Obdachlose anzutreffen sind. "Bekommen wir Hinweise, gehen wir ihnen nach und schalten die örtlichen Behörden ein", sagt Kohnert. So auch im Fall Berlin. "Doch das hat sich nicht bestätigt." Auch mit Personen aus dem sozialen Umfeld in Versmold steht die Polizei seit dem Verschwinden regelmäßig in Kontakt, "um im Austausch zu bleiben". Neue Ermittlungsansätze haben sich daraus nicht ergeben. Immer wieder appellieren Alexanders Eltern über die sozialen Netzwerke an ihr Kind, sich zu melden. "Wir machen uns große Sorgen", schreibt beispielsweise sein Vater im April auf Facebook. "Bitte komm zurück nach Hause." Polizei Gütersloh: "Diejenigen, die weg sein wollen, sind oft schwierig zu halten" Sollte Alexander N. irgendwann, irgendwo von der Polizei gefunden werden, würde er an eine Jugendschutzstelle übergeben, erläutert Mark Kohnert das übliche Vorgehen. Letztlich seien das aber offene Häuser. "Diejenigen, die weg sein wollen, sind oft schwierig zu halten", benennt er ein Problem. Liegt das Aufenthaltsbestimmungsrecht bei den Eltern, wäre eine Rückführung der nächste Schritt, "sofern es machbar ist". Anders sehen die rechtlichen Möglichkeiten bei Straffälligkeit oder dann aus, wenn ein Gericht beispielsweise aufgrund psychischer Probleme die Notwendigkeit für einen Unterbringungsbeschluss sieht. Dann könnten Jugendliche in Gewahrsam genommen und damit gegen ihren Willen festgehalten werden. Immer mehr junge Menschen leben in Obdachlosigkeit Immer mehr junge Leute wie Alexander N. tauchen unter - aus ganz unterschiedlichen Gründen. In Deutschland sind zahlreiche junge Menschen akut von Obdachlosigkeit bedroht oder sitzen bereits auf der Straße. Laut Wohnungslosenbericht 2022 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wird die Anzahl dieser von allen Hilfesystemen entkoppelten Jugendlichen und jungen Volljährigen auf etwa 38.000 beziffert. "Hierbei handelt es sich in erster Linie um junge Menschen, die aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen, die mitunter Gewalt ausgesetzt waren oder für die der Schritt in die selbstständige Lebensführung erheblich zu früh kam", schreibt die "Off Road Kids Stiftung". Zudem fehlten sehr oft Schulabschlüsse, was den Zugang zum Ausbildungsmarkt blockiere. Die Stiftung ist eigenen Angaben zufolge die einzige bundesweit tätige Hilfsorganisation für Straßenkinder, junge Obdachlose und akut von Obdachlosigkeit bedrohte junge Menschen in Deutschland. Etwa 21.000 leben in verdeckter Obdachlosigkeit bei mehr oder minder guten Bekannten temporär &bdquo;auf dem Sofa" und circa 6.000 in völliger Obdachlosigkeit.Hinweise zu Alexander N. sind auch online möglich Taucht Alexander N. irgendwann wieder auf? Vom Deutschen Jugendinstitut als eines der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute Europas heißt es zum Thema: "Straßenjugendliche dürfte es in Deutschland eigentlich gar nicht geben. Eltern oder ersatzweise die Kinder- und Jugendhilfe sind dafür verantwortlich, jungen Menschen ein Aufwachsen in Sicherheit zu gewähren und sie auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten." Trotz einer Vielzahl an Unterstützungsangeboten gebe es jedoch zahlreiche junge Menschen, die sich von Familie und Institutionen abgewandt hätten und für die die Straße der Hauptsozialisationsort geworden sei. Bleibt die Hoffnung, dass Alexander N. irgendwann selbst wieder Kontakt zu seinem Zuhause aufnimmt, der entscheidende Hinweis aus der Bevölkerung kommt oder er durch Zufall der Polizei auffällt. Beispielsweise bei einer Personenkontrolle oder bei einer Straftat. Wie neulich im Fall einer wiederholt von Zuhause abgehauenen 13-Jährigen aus Herzebrock-Clarholz, die bei einem Ladendiebstahl in Köln erwischt wurde. Wer Hinweis zum Aufenthaltsort von Alexander N. aus Versmold machen kann, wendet sich an die Gütersloher Polizei: Tel. 05241 869-0. Eine Beschreibung findet sich hier. Über das Fahndungsportal der NRW-Polizei kann auch ein Online-Hinweis erfolgen.

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