Bekannte TV-Auswanderer machen beim Weihnachtsurlaub Halt im Kreis Gütersloh

Versmold/Bad Rothenfelde. Er wuchs im beschaulichen Aschendorf nur einen Katzensprung von Versmold entfernt auf, doch schon in jungen Jahren zog es Sven Florijan hinaus in die weite Welt. Lange Zeit lebte er in Hamburg, reiste in die USA, nach Argentinien, begleitete 2013 die Kult-Dragqueen Olivia Jones als deren Assistent nach Australien zum RTL-Dschungelcamp und wanderte schließlich vor den TV-Kameras von "Goodbye Deutschland" nach Mallorca aus. Egal, wo es ihn hinzog, eins ist geblieben: Weihnachten kehrt Sven Florijan zurück nach Aschendorf. Der 42-Jährige kommt nicht etwa zurück, weil es ihm im Bad Rothenfelder Ortsteil Aschendorf so gut gefällt. "Hier war ich immer der Paradiesvogel", sagt der 42-Jährige und weiß, dass er von einigen kritisch beäugt werde. Eine der wichtigsten Personen in seinem Leben aber wohnt in Aschendorf: seine Mutter. Klar, Weihnachten wird zusammen mit ihr gefeiert! Die zweite wichtige Person sitzt zusammen mit ihm am Tisch: Ehemann Sebi. "Wir sind froh, jetzt Urlaub zu haben. Hier sind wir faul", sagt Sven Florijan. Mops-Hündin Lilly ist immer dabei Mops-Hündin Lilly hat es sich neben ihm auf dem Sofa gemütlich gemacht. Auch sie könnte - genauso wie Herrchen - auf deutsche Kälte und Spaziergänge bei ungemütlichem Dezember-Wetter gut verzichten. Viel lieber rennt sie durch mallorquinisches Sand. Seit neun Jahren ist Lilly treue Begleiterin des Ehepaares. "Unser Ein und Alles", sagt Sven Florijan und streichelt der Hundedame über den Kopf. Die Deele im Elternhaus mitten im Dorf ist weihnachtlich dekoriert: auf dem Tisch der Adventskranz, neben dem Sofa steht eine Krippe, am Tannenbaum hängen bereits rot-weiße Kugeln, das Feuer im Ofen brennt, es gibt selbst gebackene Weihnachtsplätzchen. Der urige Raum ist ziemlich vollgepackt mit Mobiliar und Dekoration. Sven Florijan gibt zu, dass es für ihn persönlich ruhig etwas weniger sein könnte. Er habe schließlich einen Putz- und Ordnungsfimmel. Seiner Mutter aber gefällt es genau so - und das toleriert er, genauso wie er von anderen akzeptiert werden möchte. In Aschendorf tankt das Ehepaar momentan Energie und erholt sich von ereignisreichen Monaten auf der Ferieninsel, unternimmt Ausflüge und besucht Freunde. "Am Anfang war es hart und anstrengend", erinnert sich Sebi Florijan an die ersten Wochen mit dem eigenen Restaurant. Im Februar erfüllten sich die beiden ihren Traum - endlich, nachdem die erste Auswander-Euphorie durch die Corona-Pandemie zwischenzeitlich ausgebremst worden war. Pommes-Insel als Rettungsanker zu Corona Anfang 2018 sagen die Florijans erstmals "Goodbye Deutschland". Unter der Sonne Spaniens wollen sie neu anfangen. Begleitet wird das Ehepaar dabei von der bekannten VOX-Doku-Soap. Sven Florijan, einst als "der Kugelblitz von St. Pauli" bekannt, kümmert sich um Finca-Betreuung und Reinigung, sein Mann arbeitet in der Gastronomie. Der strenge Lockdown stoppt alle Pläne. Es geht zurück nach Aschendorf. Auf dem Grundstück im kleinen Ortsteil eröffnen die Florijans Ende 2020 die Pommes-Insel. Der Grill ist ihr Rettungsanker. Zur Überraschung des Ehepaares wird das Angebot gut angenommen und die beiden erfahren weniger Vorurteile als erwartet. "Ich hatte gedacht, dass einige gegen uns schießen", sagt Sven Florijan. Doch die Pommes-Insel wird zur beliebten Anlaufstelle. Nach einem halben Jahr bauen Sven und Sebi Florijan den Imbisswagen dennoch wieder wieder ab und schmieden Pläne für ihre Wahl-Heimat Mallorca. Nun soll es wirklich mit dem eigenen Gastronomiebetrieb klappen: Sie übernehmen das Bon Sol im Ferienort Cala Ratjada. Erneut ist das Kamera-Team von "Goodbye Deutschland" dabei und begleitet das Ehepaar in den vergangenen Monaten an zehn Drehtagen. Weitere sind bereits terminiert. Kein Interesse an Dschungelcamp und Sommerhaus der Stars Seit August sind Sven und Sebi Florijan wieder regelmäßig zur besten Sendezeit auf VOX zu sehen. Ihr Hauptaugenmerk - und vor allem ihr Herz - gehört dem Restaurantbetrieb. "Viele Auswanderer meinen, sie wären die großen Stars - man sollte sich aber nie auf dem TV ausruhen", sagt Sven Florijan. Die Fernsehprominenz könne immer schnell vorbei sein, das Bon Sol aber sei ihr Baby; "das soll unsere Rente sein." Der 42-Jährige hat schon eine gewisse TV-Erfahrung: Der gelernte Altenpfleger wurde bekannt, als er sich 2009 beim TV-Sender Pro Sieben um die Show-Assistenz von Travestiekünstlerin Olivia Jones bewarb. 2011 trat Sven Florijan beim RTL-Supertalent auf. 2013 begleitete er Olivia Jones nach Australien, wo sie ins RTL-Dschungelcamp "Ich bin ein Star - hol mich hier raus" einzog. Sven Florijan selbst, so sagt er, würde nicht beim Dschungelcamp mitmachen wollen. "Ich könnte die ganzen Tiere nicht essen." Einem anderen TV-Format des Privatsenders RTL hat der 42-Jährige nach eigenem Bekunden bereits eine Absage erteilt. "Ins Sommerhaus der Stars gehen wir nicht - da wurden wir schon angefragt." Zu wenig Privatsphäre - zu viel Konfliktpotenzial, findet das Paar. Erdbeerkuchen ist im Bon Sol der Renner "Wir könnten mehr machen, wollen aber nicht alles mitmachen", betont Ehemann Sebi. Dem 33-Jährigen ist es wichtig, mit TV-Auftritten dem guten Ruf des Restaurants nicht zu schaden. Außerdem müsse man sich im Klaren sein, dass man irgendwann "keine Privatsphäre mehr hat - außer in den eigenen vier Wänden". In erster Linie sehen sich die Florijans als Restaurantbetreiber, die durch Gastlichkeit und gutes Essen punkten wollen. "Das Bier schmeckt nebenan genauso", sagt Sebi Florijan. "Die Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen, dann kommen sie wieder." Der absolute Renner im Bon Sol sei der Erdbeerkuchen. "Ein Phänomen", sagt Sven Florijan und kann es sich selbst nicht so richtig erklären. 110 Plätze gibt es im Bon Sol, an sechs Tagen in der Woche ist in der Saison geöffnet. Sieben Monate 18 Stunden am Tag arbeiten - das funktioniert nur als eingespieltes Paar. Dienstags gönnen sich Sven und Sebi Florijan einen Ruhetag. "Man muss auch auf sich achten", betont der 42-Jährige. Ein großes Lob haben die beiden für ihr achtköpfiges Team, das in Küche und Service arbeitet. "Wir sind alle auf einer Ebene", betonen die Chefs. Deshalb finden sie es schade, dass einige Gäste nur kämen, um sich von den TV-Auswanderer persönlich bedienen zu lassen. Zwei Touren über die Hamburger Reeperbahn Am 11. Januar beginnt die zweite Saison, dann wollen Sven und Sebi Florijan dem Betrieb noch mehr ihre eigene Handschrift geben. Perspektivisch liebäugeln die beiden mit einem "zweiten Laden" auf der Insel. "Wir konzentrieren uns aber erstmals aufs Bon Sol und träumen weiter." 2023 steht privat ein wichtiger Tag an: der zehnte Hochzeitstag. Sven und Sebi Florijan wollen sich ein zweites Mal das Jawort geben. 2013 in Hamburg schrieben die Boulevardmedien von der "wohl schrillsten Hochzeit der Stadt". Diesmal soll der Tag ruhiger auf Mallorca zelebriert werden. Wie und wann genau, steht indes noch nicht fest. Die Arbeit geht eben vor. Zumindest für einen kurzen Abstecher kehrt der einstige Olivia-Jones-Assistent jetzt an seine frühere Wirkungsstätte zur Hamburger Reeperbahn zurück: Er bietet zusammen mit seiner alten Freundin Eve Champagne exklusive Kieztouren an. Sven Florijan ist gespannt darauf, gesteht aber auch: "Feiern ist nicht mehr meins, und nach dem Kiez sehne ich mich auch nicht mehr." Es seien "verrückte" neun Jahre in Hamburg gewesen. Nun sei er bodenständiger. Zu bodenständig aber auch nicht. Eine dauerhafte Rückkehr ins beschauliche Aschendorf kann sich Sven Florijan nicht vorstellen. Sein Ehemann sagt: "Mallorca - da ist unser Lebensmittelpunkt und unsere Existenz. Da sind wir angekommen."

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