Kreis Gütersloh 21-Jähriger tötet beinahe Vater: Gericht fällt Urteil im Hantel-Prozess

Versmold/Bielefeld. Wortreich wandte sich der Angeklagte an die Kammer. Er beteuerte mehrfach, dass er seine Tat zwar bereue, er aber niemanden habe töten wollen und dass die von Staatsanwalt Veit Walter zuvor beantragte Haftstrafe von sechs Jahren nicht angemessen sei. Letzteres sah das Bielefelder Landgericht offenbar auch so – jedoch anders als vom Angeklagten erhofft. Die X. Große Strafkammer verurteilte den 21 Jahre alten Mann aus Versmold wegen versuchten Totschlags sowie gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren. Darüber hinaus ordnete das Gericht die dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Eltern verdrängten offenbar den Gesundheitszustand &bdquo;Wir hatten uns mit einer Tragödie zu befassen, die sich innerhalb der Familie zugetragen hat", sagte der Vorsitzende Richter Christoph Meiring in der Urteilsbegründung. Eine Tragödie, die möglicherweise zu verhindern gewesen wäre, hätten die Eltern des Angeklagten nicht immer wieder beide Augen vor dessen Gesundheitszustand verschlossen. Denn Denis U. (Namen aller Betroffenen geändert) leidet unter einer – noch nicht chronifizierten – Schizophrenie. Seit längerer Zeit war er psychisch auffällig. Dies war auch den Eltern des Mannes aufgefallen, der bis zu seiner Festnahme gemeinsam mit diesen in einer Wohnung lebte. Offenbar verdrängten die Eltern diese Auffälligkeiten, bis Denis U. am 20. November 2021 seine Mutter schlug. Doch musste nicht er, wie man vielleicht vermuten dürfte, die Konsequenzen tragen: Vielmehr übernachteten die Eltern und der Bruder des jungen Manns aus Angst bei einer Verwandten. Als der Vater am Folgetag in die Wohnung zurückkehrte, um sich umzuziehen, begab er sich in das Zimmer seines Sohns und fand dort Tabak vor. Es entwickelte sich ein Streitgespräch über das Rauchen in der Wohnung. Schließlich ging der 42-Jährige ins Wohnzimmer. Der offenbar aufgebrachte Sohn folgte ihm, in der Hand eine 1,5 Kilogramm schwere Kurzhantelstange. Mit dieser schlug er mehrfach in Tötungsabsicht auf den Kopf seines Vaters ein, so das Gericht. Sogar noch, als dieser schwerst verletzt auf ein Bett gefallen war. Im Anschluss zog sich Denis U. um und verließ die Wohnung. &bdquo;Wie ein wildes Tier" Als der Vater nach einer Weile nicht zu seiner im Auto vor dem Haus wartenden Frau sowie seiner Schwester zurückgekehrt war, entschlossen sich die beiden Frauen, in der Wohnung nach dem Rechten zu sehen. Dort fanden sie den lebensgefährlich Verletzten und verständigten den Notarzt. Dusan U. wurde mit schwersten Kopfverletzungen in eine Klinik eingeliefert. Wie durch ein Wunder überlebte er nicht nur, sondern machte auch rasche Genesungsfortschritte. &bdquo;Das war in dieser Form nicht zu erwarten", sagte Richter Meiring in der Urteilsbegründung. Etwa zwei Stunden nach der Tat war Denis U. zur elterlichen Wohnung zurückgekehrt, wo er von der Polizei festgenommen wurde. In der Untersuchungshaft gebärdete er sich zunächst jedoch – so Meiring – &bdquo;wie ein wildes Tier". So mussten ihm die Justizbediensteten gar zwischenzeitlich die Anstaltskleidung vom Leib schneiden, weil er sich den Anweisungen zum Kleidungswechsel widersetzte. Auch dies ein Zeichen seiner Erkrankung – einer Erkrankung, die seine Eltern bisher stets verdrängt hätten. &bdquo;Dass Sie hilfsbedürftig sind, müssten die Eltern auch sehen", sagte Meiring zum Angeklagten. Gleichwohl gehe unbehandelt von Denis U. eine Gefahr für die Allgemeinheit aus, weitere Gewalttaten wären zu erwarten. Aus diesem Grund ordnete das Gericht neben der Haftstrafe die unbefristete Unterbringung des 21-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

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