Kampf um Gastro-Personal: Restaurant im Kreis Gütersloh bietet Wohnung

Versmold. Inzwischen ist Nadine Scheer wieder entspannter. Der Lockdown hat ihr und dem Team der Essbar Ernst im Kreis Gütersloh extrem zugesetzt. Nicht nur, dass Einnahmen zum Großteil wegbrachen, auch viele Kräfte aus dem Service suchten sich neue Jobs. Neue Ideen mussten her. In der Essbar Ernst an der Friedrich-Menzefricke-Straße in Versmold zog die Digitalisierung ein. Wer das Restaurant besucht, kann mit dem Smartphone bestellen. Auf jeden Tisch liegt ein QR-Code. Ein Computersystem erkennt, an welchem Tisch die elektronische Bestellung aufgegeben wurde und welche Speisen gewählt worden sind. &bdquo;Wenn etwas nicht passt, gehe ich dann zum Tisch hin", erklärt Nadine Scheer. Kunden, die eine ausgedruckte Karte wünschen, bekommen diese weiterhin. Speisekarte auf dem Handy Die elektronische Variante auf dem Handy kommt an und bringt einige Vorteile für Gast und Betrieb mit sich. Wenn zum Beispiel eine Zutat ausgeht und nicht mehr angeboten werden kann, können die Mitarbeitenden sie ganz einfach per Klick von der Karte nehmen. &bdquo;Das geht bei einer gedruckten Variante nicht so einfach", sagt die Mitinhaberin. Genauso funktioniert es umgekehrt: Besondere Angebote finden schnell und problemlos den Weg in die Speisekarte. &bdquo;Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut läuft", bilanziert Ursula Ernst, die den Betrieb einst gründete. &bdquo;Ich hatte Angst, dass wir das neue System nicht an den Kunden bringen können." Denn dass die Karte digitalisiert wurde, war bei der Essbar aus der Not heraus geboren. Lesen Sie auch: Das sind die beliebtesten Restaurants im Kreis Gütersloh Manchmal kamen die Gäste telefonisch gar nicht durch Personal war eben nach der Pandemie Mangelware. Das führte zu dramatischen Engpässen. In einer Übergangsphase bat das Essbar-Team seine Kunden im Restaurant sogar um telefonische Bestellung vom Tisch aus. Das kollidierte aber mit den Bestellungen für das Außer-Haus-Geschäft. &bdquo;Manchmal kamen die Gäste gar nicht durch. Heute können wir darüber lachen. Aber anfangs war es für uns wirklich schwierig", erzählt Nadine Scheer. Seit Weihnachten läuft nun das neue System. Aus dem Home-Office den Service koordiniert Es hat sich bewährt – auch, weil das Essbar-Team teilweise stark von Corona gebeutelt war. Nadine Scheer, die fest im Service arbeitet, wurde durch das Virus zwischenzeitlich zum Zuhausebleiben gezwungen. Durch das digitale System konnte sie dennoch die Bestellungen koordinieren. &bdquo;Ich habe quasi aus dem Homeoffice den Service gemacht", schildert Scheer. Hätte die Bestellung per Smartphone zu diesem Zeitpunkt nicht funktioniert, die Essbar hätte schließen müssen. Suche nach Personal Das neue System hat einen entscheidenden Vorteil: Es spart Personal. &bdquo;Mindestens eine Kraft", wie Ursula Ernst meint. &bdquo;Das liegt nicht daran, dass wir sparen wollen, wir finden einfach niemanden", ergänzt Nadine Scheer. Sie könnte wohl stellvertretend für die gesamte Branche sprechen. Waren noch vor der Pandemie rund 1,66 Millionen Menschen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Lohn und Brot, waren es nach Recherchen der Zeit danach noch 1,39 Millionen – 16 Prozent weniger, Tendenz sinkend. Werben um verbliebene Kräfte wird zum Wettrennen Eine Umfrage des Branchenverbandes Dehoga bestätigt, dass während des monatelangen Lockdowns zahlreiche Beschäftigte aus der Gastronomie ausgeschieden sind. Das Werben um die verbliebenen Kräfte wird zusehends zum Wettrennen. Davon kann Christina Sickendiek sprichwörtlich ein Lied singen. Sie ist fest angestellte Servicekraft bei Emils Wirtshaus in Bockhorst und wünscht sich dringend Unterstützung. &bdquo;Köche sind wie Diamanten", sagt sie. &bdquo;Es ist schon wirklich krass, was in der Gastronomie passiert." Gehaltsforderungen explodieren Wer sich für einen Job in dem Bereich entscheidet, hat gute Karten. Gehaltsforderungen würden explodieren, meint Sickendiek. Das Restaurant hat daher eine Anzeige auf seiner Internetseite veröffentlicht, mit der sonst wohl nur große Unternehmen Führungskräfte anlocken. Das Wirtshaus bietet eine eigene Wohnung und einen Firmenwagen, wenn gewünscht. &bdquo;Aber selbst auf so eine Anzeige meldet sich niemand." Außerdem versucht der Betrieb, zu dem auch das Rossini in Halle zählt, eine passende Work-Life-Balance für seine Angestellten zu ermöglichen. Das sei Arbeitskräften heutzutage wichtig.

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