Mann verletzt Freundin im Kreis Gütersloh mit Samurai-Schwert: Drogen als Auslöser?

Verl/Bielefeld. Irgendwann sei er in der LWL-Klinik gewesen. Wie er dahin gekommen sei – keine Ahnung. Auch an das in Rede Geschehen habe er ebenso wenig eine Erinnerung wie an die vorangegangenen Warnzeichen: Weil er seine damalige Lebensgefährtin im vergangenen Jahr in deren Wohnung in Verl mit einem Samurai-Schwert bedroht und verletzt hat, muss sich nun ein 34-jähriger Mann vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich zur Tatzeit in einer akuten psychotischen Phase und sich daher im Zustand der Schuldunfähigkeit befunden hatte. Die Staatsanwaltschaft verfolgt daher die Unterbringung des Berliners in einem psychiatrischen Krankenhaus. Conrad S. (34) und die 38-jährige Helene J. (Namen aller Betroffenen geändert) hatten sich über ihren gemeinsamen Musikgeschmack auf entsprechenden Streaming-Portalen im Internet kennengelernt. Aus Online- wurden Privat-Chats, aus Chats Telefonate und aus diesen schließlich persönliche Treffen. Dabei funkte es, und der Berliner Conrad S. zog zu Helene J. nach Verl. Lesen Sie auch: Herforder soll Freundin mit Samuraischwert getötet haben 34-Jähriger wird plötzlich handgreiflich Zunächst verlief die Beziehung auch in der gemeinsamen Wohnung glücklich. &bdquo;Wir waren richtig verliebt“, berichtete die 38-Jährige nun vor der X. Großen Strafkammer des Landgerichts. Irgendwann zeigte der Mann allerdings psychische Auffälligkeiten. &bdquo;Er ist ein Perfektionist“, sagte J. vor Gericht über ihren ehemaligen Lebensgefährten. Doch wurde aus diesem Perfektionismus wohl eine Art Kontrollzwang: Räumte die Frau in der Wohnung etwas an eine andere Stelle als zuvor, so habe S. ihr vorgeworfen, sie wolle ihn absichtlich verwirren. &bdquo;Anfangs sah er draußen manchmal Bewegungsmelder und Kameras, die uns angeblich überwachten. Dann wurden wir angeblich von Leuten beschattet, die ich kennen sollte. Es wurde immer schlimmer. Er vermutete, dass sich Leute in seiner Abwesenheit bei mir aufhielten, die ich wegschicken sollte, wenn er zu mir kam“, so die 38-Jährige. Im Sommer 2023 habe ihr Ex so etwas wie eine Panik-Attacke gehabt: &bdquo;Er weinte, sagte, er werde nur verarscht.“Conrad S. zog zurück nach Berlin, doch versuchte das Paar, die Beziehung aufrecht zu halten. In einem gemeinsamen Urlaub wurde der Mann nach Angaben der Zeugin wegen einer Belanglosigkeit handgreiflich, weshalb sie sich ein eigenes Zimmer genommen habe. Fleischermesser und Samuraischwert als Tatwaffen Ursächlich für die sich verstärkenden psychischen Auffälligkeiten könnte aus Sicht der Staatsanwaltschaft der Amphetamin-Konsum des Paars gewesen sein. Dieser soll bei Conrad S. schließlich zu einer Psychose geführt haben, die im vergangenen Jahr in dem Geschehen der Nacht auf den 8. April mündete. Die Staatsanwaltschaft geht von folgendem Ablauf aus: Nachdem der 34-Jährige in jener Nacht zuvor rastlos in der Wohnung von Helene J. herumgelaufen war, setzte er sich schließlich gegen 1.20 Uhr auf die Bettkante der Frau. Mit einem Fleischmesser in der Hand warf er ihr vor, sie habe sein Leben zerstört. Zunächst gelang es der 38-Jährigen, ihren Partner zu beruhigen und sich in die Küche zu begeben. Conrad S. holte jedoch ein Samurai-Schwert aus dem Wohnzimmer, drohte und fügte J. eine oberflächliche Verletzung am Bauch zu. Als es der Frau nunmehr nicht mehr gelang, S. zu beruhigen, griff sie in Panik mit den Händen nach dem Schwert, wobei sie sich Verletzungen an den Händen und Unterarmen zuzog. Lesen Sie auch: &bdquo;Unerträgliche Situation“ in Gütersloher Park: Anwohner bitten dringend um Hilfe Schließlich gelang es ihr, aus der Küche zu fliehen, wobei S. sie mit dem Schwert am rechten Oberarm verletzte. Helene J. floh in den Hausflur des Mehrparteienhauses und rief laut um Hilfe. Conrad S. lief hinterher und versperrte ihr mit dem Schwert den Fluchtweg. Schließlich kam ein Nachbar hinzu und stellte sich schützend vor die Frau. Potenzielle Gefahr für die Allgemeinheit Erst da beruhigte sich Conrad S. wieder und ließ sich von der eintreffenden Polizei festnehmen, bevor er zunächst ins Sankt-Elisabeth-Hospital und später in die LWL-Klinik gebracht wurde. Aufgrund ihrer Schnittverletzungen musste sich auch Helene J. für drei Tage in stationäre Behandlung begeben. An all dies hat S. nach eigenen Angaben keinerlei Erinnerung mehr. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass, sollte der bislang vollkommen unbescholtene S. unbehandelt bleiben, weitere Straftaten von diesem zu erwarten seien und er daher eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Deshalb verfolgt die Behörde seine unbefristete Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Der Prozess wird am 23. September fortgesetzt.

Meistgelesen