Baustelle im Kreis Gütersloh sorgt für Existenzängste

Verl-Bornholte. Die &bdquo;Q1“-Tankstelle von Susanne Leinkenjost ist mehr als ein Ort, an dem Autofahrer anhalten, um für die Weiterfahrt Kraftstoff nachzufüllen. Sie ist Treffpunkt und Umschlagplatz für Informationen, sie ersetzt die Poststelle für gleich drei Paketdienste und den Supermarkt, den Bornholte-Bahnhof schon lange nicht mehr hat. Doch die Tankstelle von Susanne Leinkenjost ist in Gefahr: Mal wieder ist vor ihrer Haustür die Kreisstraße 43, die Verl mit Schloß Holte verbindet und ein Zubringer zur Autobahn 33 ist, gesperrt. In den kommenden vier Monaten will der Kreis Gütersloh den parallel zur Bergstraße verlaufenden Radweg auf einer Gesamtlänge von zirka 3,1 Kilometern verbreitern. Lesen Sie auch: Kuriose Geschäftsidee im Kreis Gütersloh: Tankstelle eröffnet Waschanlage für Hunde &bdquo;Für uns ist die Straßensperrung absolut existenzbedrohend“, sagt die Pächterin. Schlimmer noch: Sie denkt jetzt darüber nach, den Betrieb aufzugeben. Nach fast zwölf Jahren. Zuvor hatte ihr Mann Wolfgang die Tankstelle vier Jahre lang geführt. Es ist die dritte Baustelle innerhalb von nur vier Jahren Denn es ist die dritte Baustelle innerhalb von nur vier Jahren, die zu Verkehrseinschränkungen führt. 2020 litt die Tankstelle achteinhalb Monate lang unter dem Umbau des innerörtlichen Teils der Bergstraße. Obendrauf kamen die Verluste durch die Corona-Pandemie. 2022 wurden die Bushaltestellen nahe der Grundschule nebenan verlegt. Da galt hier eine Einbahnstraßenregelung und die Zufahrt von der Paderborner Straße in die Bergstraße war nicht möglich. Das geht zwar jetzt, weil der Kreis erst hinter der Ortsausfahrt tätig wird; aber Leinkenjost fehlt mal wieder der Durchgangsverkehr. Dieser wird in einem großen Bogen über Kaunitz umgeleitet. Schon vor Beginn der Bauarbeiten gibt es die ersten Einbußen Und dann gehen noch andere Dinge schief. Am vergangenen Montag sollten die Arbeiten für die Verbreiterung des Radweges beginnen. Der Subunternehmer der den Bau durchführenden Firma aus Bad Salzuflen jedoch stellte die Absperrungen fälschlicherweise bereits am Freitagvormittag auf. &bdquo;Für uns war das fatal“, sagt Susanne Leinkenjost. Urplötzlich war an der Tankstelle nichts mehr los. Die 62-Jährige griff kurzerhand zur Selbsthilfe und räumte die Absperrbaken an die Seite. Nachdem er darüber informiert worden war, reagierte auch der Kreis Gütersloh und wies die Baufirma an, die Sperrung zurückzunehmen. Lesen Sie auch: Gütersloher Tankstellenbetreiber sieht im Laden von E-Autos Verlustgeschäft Doch noch bevor es auf der Baustelle wirklich richtig losgeht, sind die Folgen für die Tankstellen-Pächterin schon spürbar. &bdquo;In den vergangenen Tagen haben wir bereits Einbußen von rund 30 Prozent hinnehmen müssen.“ Kreis Gütersloh erklärt, warum eine Vollsperrung nötig ist Warum überhaupt eine Vollsperrung nötig ist, fragt sich Susanne Leinkenjost. &bdquo;Warum kann der Verkehr nicht wenigstens in eine Richtung fließen? Warum wird nicht abschnittsweise gearbeitet und der Verkehr über eine Baustellenampel geregelt?“ Weil dies nach der Änderung der Richtlinien zum Arbeitsschutz nicht mehr möglich ist, sagt die Kreisverwaltung. Der Verkehrsfluss müsse hinter den Gesundheitsschutz für die Bauarbeiter zurücktreten. Und eine abschnittsweise Sperrung ist auch nicht möglich, da an vielen Stellen zwischen der Bornholter Ortsausfahrt und der Diskothek Déjà-vu gleichzeitig gearbeitet werden müsse. Aus diesem Grund könne die Baustelle auch nicht an den Wochenenden geöffnet werden. Zu Pollhans wird die Sperrung für ein paar Tage aufgehoben Mit einer Ausnahme: Wenn in der Nachbarstadt Pollhans gefeiert wird, nimmt der Kreis die Sperrung für ein paar Tage zurück. Denn die Umleitungsstrecke für die Bauarbeiten an der Bergstraße führen über Schloß Holte – und das ist wegen des Volksfestes Pollhans zeitweilig nicht möglich. Die Alternative wäre gewesen, mit der Verbreiterung des Radweges erst nach Pollhans zu beginnen. Und damit Gefahr zu laufen, noch weiter in den Winter hinein zu geraten und vielleicht am Ende eine noch längere Bauzeit aushalten zu müssen. Susanne Leinkenjost tröstet das alles nicht. Ihre Tankstelle ist zwar eine Art kleiner Nahversorgung für Bornholte-Bahnhof. Hier gibt es sonntags die Brötchen, wer mag, kann bei ihr auch frische Eier kaufen. &bdquo;Vom Ort alleine können wir aber nicht leben.“ Ohne Mitarbeiter könnten die Öffnungszeiten nicht beibehalten werden Denn die Fixkosten laufen weiter, ihr Personal möchte ungeachtet der Baustelle bezahlt werden. Zwölf Mitarbeiter haben hier einen Minijob. Ohne sie wäre es nicht möglich, die Tankstelle sechs Tagen in der Woche 15 Stunden zu öffnen und am Sonntag 14 Stunden. Und so denkt Susanne Leinkenjost jetzt darüber nach, die Notbremse zu ziehen.

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