Verl. Grau und unscheinbar stehen sie an vielen Stellen der Stadt und fallen oft nur dann auf, wenn sie illegal mit Buchstaben oder seltsamen Gestalten besprüht werden. 14 Jugendliche haben dem etwas entgegengesetzt. Mit Unterstützung der Graffiti-Künstler Nils Neumeyer und Lukas Kröger haben sie ihre Ideen auf 20 Stromkästen künstlerisch umgesetzt und damit nicht nur Blickfänge, sondern auch Identifikationspunkte geschaffen.
Matilda Kleinerüschkamp hat am Rebhuhnweg Himmlisches geschaffen. „Den Blick ins Weltall“ hat die 13-Jährige individuell umgesetzt und „den Großen Wagen als Einkaufswagen dargestellt“. Die Doppeldeutigkeit war ein spontaner Einfall, wie bei den meisten anderen Teilnehmerinnen auch. Tipps und Hilfestellung gab es von den Profis. „Wir haben Techniken vermittelt, mit den Jugendlichen Theoretisches gelernt, haben bei der Farbauswahl und dem Bildaufbau geholfen“, berichten die Graffiti-Profis.
Neben der Jugendbildungsstätte Droste-Haus sind auch das Jugendhaus „Oase“ sowie der Kinder- und Jugendtreff „Fly“ an der Aktion beteiligt. „Jeder hat sich zehn Stromkästen im Stadtgebiet aussuchen dürfen“, erläutert Manuel Begenat vom Fachbereich Jugend. Gemeinsam mit Kollegin Pauline Meckes hat er die Organisation und Strukturierung vorgenommen.
Workshops kosten 12.000 Euro
Sechs Teilnehmer der „Oase“ haben in Sürenheide bereits vom 15. bis 19. Juli Verteilerkästen ausdrucksvoll gestaltet. Sieben Jugendliche werden es in der Zeit vom 5. bis 9. August vom „Fly“ sein. In dieser Woche ist das Droste-Haus mit acht Teilnehmerinnen an der Reihe gewesen.
„Es sollte keine reine Auftragsarbeit sein“, betont Manuel Begenat, „vielmehr wollten wir Workshops anbieten, durch die ein Mehrwert entsteht.“ Die 30 ausgewählten Stromkästen seien zuvor professionell gereinigt und angeschliffen worden. Bauhofmitarbeiter hätten, wenn nötig, das Areal um die jeweiligen Kästen freigeschnitten.
Für die 30 gestalteten Kästen und die Workshops in den drei Ferienwochen seien Kosten in Höhe von 12.000 Euro angefallen, berichten Manuel Begenat und Pauline Meckes. Insgesamt gebe es rund 160 Verteilerkästen von Westnetz im Stadtgebiet. Ursprünglich waren 50.000 Euro für die Stromkastenverschönerung in den Haushalt eingestellt worden. Aus Kostengründen muss die Gestaltung der weiteren Kästen warten.
Jugendliche sollen Stadt Verl mitgestalten
160 Kästen auf einmal zu verschönern, „das wäre gar nicht möglich gewesen“, betont Manuel Begenat. Wichtig sei aber gewesen, dass die Jugendlichen ihre Stadt mitgestalten. Das habe auch schon am Pumpenhäuschen am Spielplatz Trakehnerstraße funktioniert. „Dort ist bisher nichts übersprüht worden“, bestätigt Pauline Meckes. Das Jugendprojekt der Stromkästengestaltung fortzuführen, wäre schön, sagen die Vertreter des Fachbereichs Jugend. „Das ist aber eine politische Entscheidung.“