Gastronomen im Kreis Gütersloh in Sorge - bleiben jetzt Lokale auf der Strecke?

Verl. Am 1. Januar 2024 steigt die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants und Café von 7 auf 19 Prozent. Der höhere Satz galt für gastronomische Betriebe in Deutschland jahrzehntelang, wurde aber Mitte 2020 anlässlich der Coronakrise, als vor allem die Gastronomie unter den verhängten Einschränkungen zu leiden hatte, nach einem Beschluss der Bundesregierung vorübergehend um 12 Prozentpunkte gesenkt. Bis zuletzt hatten die Wirte darauf gehofft, dass der ermäßigte Steuersatz über 2023 hinaus beibehalten wird – vergeblich. Was sagen Verler Gastronomen zu der sich anbahnenden Steuererhöhung? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat sich in sechs Betrieben umgehört. Bürmanns Hof &bdquo;Wir haben seit ewigen Zeiten die Preise nicht mehr erhöht. Demnächst müssen wir das mal wieder machen. Aber das hat nichts mit der Mehrwertsteuer zu tun“, erzählt Elisabeth Klüter vom gleichnamigen Café an der Bürmannstraße. Johannes Erichlandwehr vom Bürmanns Hof im Schatten der Kirche ist alles andere als erfreut über die neue Regelung. &bdquo;Auf uns kommen ja auch noch die Mindestlohnerhöhung sowie steigenden Lieferanten- und Energiepreise zu“, sagt der Wirt, den alle nur &bdquo;Hannes“ rufen. Trotz steigender Steuern will er, wenn es irgendwie geht, auf Preiserhöhungen für Zwiebelschnitzel, paniertem Kotelett oder Schlemmerkrüstchen verzichten. &bdquo;Aber das wird schwer.“ Der 66-Jährige glaubt, dass das eine oder andere Lokal auf der Strecke bleiben wird. Dass der Bundeskanzler versprochen hat, die Gastro-Mehrwertsteuer nicht zu erhöhen, kommentiert er sarkastisch: &bdquo;Wahrscheinlich hat er sich versprochen.“ Hotel WunnersWat Das 2019 neu eröffnete Hotel Restaurant an der Sender Straße ist im Hotelbetrieb nicht von der Steuererhöhung betroffen. &bdquo;Die Bettensteuer hat schon immer 7 Prozent betragen“, sagt Betriebsleiterin Isabell Peters. Nur beim Frühstück gebe es einen leicht steigenden Steueranteil. Ganz anders sieht das im Restaurant im fein restaurierten Fachwerkhaus aus. &bdquo;Die höheren Steuern ärgern uns natürlich“, sagt Peters. Ob es auf der Speisekarte mit Gegrilltem Lachsfilet oder Rumpsteak vom Black Angus zu Preisanpassungen kommen wird, stehe noch nicht ganz fest. &bdquo;Aber die Tendenz geht – wenn auch ungern – in Richtung Erhöhung“, so Isabell Peters. Böttes Holzsteinofen Inhaber Thorsten Bötte bleibt gelassen. &bdquo;Es war doch klar, dass es so kommen würde“, sagt er. In seinem Pizza-Restaurant mit dem charakteristischen Steinofen am anderen Ende der Sender Straße sollen die Pizzen auch 2024 zum alten Preis über die Theke in Richtung Gastraum mit seinen 27 Plätzen gereicht werden. Will sagen: Die Pizzen namens &bdquo;Gegen den Strom“ (mit Lachs) oder &bdquo;Tom P. aus V.“ (mit Nackenschinken) werden nicht teurer. &bdquo;Wir sind relativ gut durch die Pandemie gekommen“, sagt Bötte, &bdquo;darum ist das möglich.“ Eine Pizza sei eben einfacher außer Haus zu verkaufen als ein Filetsteak, weiß der Ex-Wirt der damaligen Verler Musik- und Billardkneipe Brösel. Ristorante Pizzablitz Die Wirtefamilie des im August eröffneten Ristorante Pizzablitz an der Hauptstraße hat noch nicht entschieden, ob sie im neue Jahr wegen der neuen Steuerregelung die Preise erhöhen muss. Dass es nach den seit Sommer gemachten Erfahrungen am neuen Standort demnächst eine neue Speisekarte geben wird, könnte ein Anlass sein, die Preise für Pizza, Nudeln oder Schnitzel anzupassen. &bdquo;Wir haben uns darauf verlassen, dass alles so bleibt. Eigentlich sollte die Politik der Gastronomie ja helfen“, heißt es. Das Gegenteil sei der Fall. Café Klüter &bdquo;Wir haben seit ewigen Zeiten die Preise nicht mehr erhöht. Demnächst müssen wir das mal wieder machen. Aber das hat nichts mit der Mehrwertsteuer zu tun“, erzählt Elisabeth Klüter vom gleichnamigen Café an der Bürmannstraße. In dem 1741 erbauten Heuerlings-Fachwerkhaus mit Deele und ausgebautem Dachboden gibt es selbstgebackene Torten, Frühstück, kleine warme Speisen und Kaffeespezialitäten. Mit der Steuererhöhung hat Elisabeth Klüter, die auch das Eventlokal Deutsches Haus mit Hotel in der Hauptstraße führt, keine Probleme: &bdquo;Ich sehe das entspannt. Davon geht die Welt nicht unter.“ Restaurant Athen Ganz anders ist die Stimmung bei Penelope Mitsaraki. Die Chefin des Restaurants Athen verweist darauf, dass man als Wirt künftig schlechte Karten habe, um zu überleben. &bdquo;Die Steuererhöhung macht vieles kaputt“, sagt sie. Und: &bdquo;Warum hat man nicht erstmal mit 12 Prozent weitergemacht? Der Sprung auf 19 Prozent ist riesig.“ Vor der Steuersenkung im Jahre 2020 sei vieles noch deutlich günstiger zu haben gewesen als heute – Ware, Strom, Gas, alles sei teurer geworden. &bdquo;Früher haben wir 880 Euro im Monat für Strom gezahlt. Auf einmal mussten wir 1.900 Euro bezahlen“, berichtet Penelope Mitsaraki. Die Preise für Gefüllte Bifteki, Grillteller oder Gyros Spezial zu erhöhen, um die gestiegenen Kosten aufzufangen, sieht die griechische Wirtin skeptisch: &bdquo;Bei uns ist es Mitte der Woche eher ruhig. Bei höheren Preisen kommen die Gäste nicht mehr.“ Darum werde man versuchen, die alten Preise beizubehalten. &bdquo;Mal gucken, wie lange wir das durchhalten“, sagt Mitsaraki, deren Restaurant mit großer überdachter Terrasse an der Wilhelmstraße beheimatet ist.

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