Überraschung im Kreis Gütersloh: Bürgermeister Michael Esken verlässt Verl

Verl. Die Bombe platzte um 23.53 Uhr. Per E-Mail informierte Bürgermeister Michael Esken am späten Montagabend seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus, dass er die Stadt Verl zum 15. September verlassen wird und das Amt des Bürgermeisters niederlegt. Esken soll Präsident der Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen (GPA NRW) mit Sitz in Herne werden. Der Verwaltungsrat, bestehend aus Vertretern des Städte- und Gemeindebundes, des Landkreistags, des Städtetags und des für Kommunales zuständigen Landesministeriums, hat dem Personalvorschlag der schwarz-grünen Landesregierung am Montag bereits sein Einvernehmen erteilt. Die Personalie geht jetzt zurück an die Landesregierung. Nach deren positiver Entscheidung über ihren eigenen Vorschlag kann Esken Landrat Sven-Georg Adenauer offiziell seinen Abschied vom Amt des Bürgermeisters der Stadt Verl erklären. Lesen Sie auch:Darum setzt dieser Bürgermeister im Kreis Gütersloh auf Facebook, Instagram und Co. Nach NW-Informationen war Michael Esken der einzige Kandidat Michael Esken bestätigte am Dienstag auf Nachfrage seine Bewerbung für die Stelle des Präsidenten der Gemeindeprüfungsanstalt, wollte sich wegen des laufenden Verfahrens darüber hinaus aber nicht öffentlich äußern. Die Fraktionsspitzen der fünf Parteien im Stadtrat informierte der Bürgermeister von seinem Ausscheiden Mitte September offiziell am Dienstagmorgen um 6 Uhr, ebenfalls per E-Mail. Nach NW-Informationen war Esken der einzige Kandidat, den die Landesregierung dem Verwaltungsrat präsentiert hat. Die Stelle bei der Gemeindeprüfungsanstalt ist seit einem guten dreiviertel Jahr vakant, nachdem der bisherige Behördenleiter Heinrich Böckelühr Regierungspräsident in Arnsberg geworden war. Sie ist nach der Besoldungsgruppe B7 eingestuft, das entspricht einem monatlichen Bruttogehalt von ungefähr 11.000 Euro. Der Bürgermeister der Stadt Verl wird nach der Gruppe B4 bezahlt. Mit dem gestrigen Tag beginnen im Verler Rathaus die internen Vorbereitungen für die Neuwahl eines Bürgermeisters. Dafür gibt das Gesetz der Stadt sechs Monate Zeit nach dem Ausscheiden Eskens aus dem Amt, also bis zum 15. März. Dann muss auch eine eventuelle Stichwahl gelaufen sein. Die Kandidaten müssen spätestens 59 Tage vor dem Wahltermin ihre Kandidatur angemeldet haben. Eskens Nachfolger als Bürgermeister wird dann für eine Amtszeit von sieben Jahren gewählt, also bis zum Jahr 2030. Die nächste Kommunalwahl findet zwar 2025 statt, wird aber mit der Neuwahl des Bürgermeisters nicht verbunden, da die laufende Amtsperiode bereits zu mehr als der Hälfte abgelaufen ist. Erster Beigeordneter hat keine Ambitionen Bis zur Wahl eines Nachfolgers wird die Verwaltung ab dem 15. September kommissarisch vom Ersten Beigeordneten Thorsten Herbst geführt, dem Rat sowie dem Haupt- und Finanzausschuss sitzt dann der stellvertretende Bürgermeister Josef Dresselhaus vor. Herbst selbst muss sich demnächst einer Wiederwahl stellen; seine achtjährige Amtszeit läuft Ende des Jahres aus. Eine entsprechende Vorlage werde er zur ersten Sitzung des Stadtrates nach der Sommerpause im August einbringen, bestätigte Esken auf Nachfrage. Der Rat hat über die Wiederwahl spätestens im Oktober des laufenden Jahres zu entscheiden. Eigene Ambitionen, sich um den Job des Verler Bürgermeisters zu bewerben, hat Thorsten Herbst nach eigenen Worten keine. Ihm bereite seine derzeitige Aufgabe sehr viel Freude. Michael Esken ist seit acht Jahren Bürgermeister der Stadt Verl. Zuvor hatte er das Amt zwölf Jahre lang im sauerländischen Hemer inne. Der 57-jährige soll bei der Gemeindeprüfungsanstalt einen Vertrag mit einer Laufzeit von acht Jahren erhalten. Die GPA ist auf einem früheren Gelände der RAG, ehemals Ruhrkohle AG, in Herne untergebracht. Als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts ist sie Teil der allgemeinen Aufsicht des Landes über die 396 Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen sowie 31 Landkreise und deren Eigenbetriebe. Sie ist unabhängig und an Weisungen nicht gebunden. Esken wird Leiter einer Behörde mit rund 150 Beschäftigten. Die Politik reagiert überrascht Die im Stadtrat vertretenen Parteien reagierte gestern durch die Bank überrascht. &bdquo;Wir müssen uns jetzt neu sortieren und mal schauen, wie es weitergeht“, sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende Gabriele Nitsch. &bdquo;Durchschnaufen und gründlich nachdenken“ seien jetzt die nächsten Aufgaben. Grünen-Fraktionsvorsitzender Johannes Wilke erklärte, Esken sei zwar eigentlich für fünf Jahre gewählt worden, habe sich aber offensichtlich aus persönlichem Interesse für einen anderen gut dotierten Posten entschieden. Er hoffe, dass dieser Wechsel in der Verwaltung keine Unruhe erzeuge. Elke Henkemeier hatte die elektronische Post am frühen Morgen zunächst für eine Fake-E-Mail gehalten und sich beim Absender rückversichert. Anschließend sei sie zum Yoga gefahren, so die SPD-Fraktionschefin, doch "die überraschende Nachricht kam mit auf die Matte - ich konnte mich nicht richtig entspannen". Helmut Kosfeld, Chef der Fraktion der Freien Wählergemeinschaft im Rat, zeigte sich gleichfalls &bdquo;stark überrascht“. Wenn man eine solche Chance erhalte, müsse man sie ergreifen, zollte er Verständnis für Eskens Entscheidung und war sich darin einig mit seinem FDP-Kollegen Ulrich Klotz: "Es kam aus heiterem Himmel. Aber jeder hat das Recht, sein Leben so zu gestalten, wie es ihm passt."

Meistgelesen