Mögliche Landesgartenschau im Kreis Gütersloh sorgt für kontroverse Diskussion

Verl. Bewirbt sich die Stadt Verl um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2029? Im Oktober wird die Politik darüber entscheiden. Zuvor sollen die Bürger in die Diskussion umfassend einbezogen werden. Bis dahin sei es ein &bdquo;offener Prozess“, werden Jan Rast von dem mit einer Machbarkeitsstudie beauftragten Büro IFT Freizeit- und Tourismusberatung und Bürgermeister Michael Esken nicht müde zu betonen. Letzterer machte in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses allerdings keinen Hehl aus seiner Sympathie für eine LGS in Verl. Die Zuhörer im Ratssaal bekamen eine Ahnung, wie kontrovers die Diskussion um die Veranstaltung werden kann. &bdquo;Die Menschen haben den Eindruck, es ist schon alles beschlossen“, kritisierte SPD-Fraktionsvorsitzende Elke Henkemeier und stellte gemeinsam mit ihrer Parteikollegin Hedwig Rottmann die Sinnhaftigkeit einer Landesgartenschau in Frage. &bdquo;Was hat der Bürger davon?“, so Rottmann. &bdquo;Muss er demnächst Eintritt bezahlen, wenn er um den Verler See gehen will?“ Landesgartenschau beschleunigt dem Experten zufolge die Stadtentwicklung Mit ihrer Forderung, in die Bürgerbeteiligung erst dann einzusteigen, wenn die Stadt bereits über die möglichen Veranstaltungsflächen verfügt und exakte Zahlen zu den Kosten vorlegen kann, stieß die SPD allerdings auf völliges Unverständnis. &bdquo;Das ist grober Unfug“, konterte Esken. &bdquo;Soll ich vorher über die ganze Stadt einen Pachtvertrag legen?“ Denn dass die Machbarkeitsstudie soweit noch gar nicht ist, hatte Rast zuvor ausführlich dargelegt. Und ebenso ausführlich, warum eine Landesgartenschau für die ausrichtende Kommune &bdquo;erheblich mehr als eine Blümchen-Schau“ sein kann. &bdquo;Eine Landesgartenschau beschleunigt die Stadtentwicklung. Sie beschleunigt auch die Dinge, die man sowieso umsetzen will.“ 2029 wird in NRW die 20. Landesgartenschau stattfinden – es gibt also bereits reichlich Erfahrung. Auch zu den Kosten. Zwischen 6,5 und 10 Millionen Euro müsse eine Kommune für die Durchführung der Veranstaltung aufbringen, legte Jan Rast dar. Mehr als 80 Prozent davon ließen sich durch die Eintrittsgelder der Besucher (zwischen 500.000 und eine Million Gäste kommen im Schnitt), durch Sponsoring und Lizenzen refinanzieren. 10 bis 20 Millionen Euro muss der Veranstalter vorher investieren Ungefähr doppelt so viel Geld muss der Veranstalter zuvor in den Ausbau des Geländes investieren. &bdquo;10 bis meist 20 Millionen Euro“, so der Berater. Bei Einbeziehung der Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege zahlt das Land eine pauschale Förderung in Höhe von 6 Millionen Euro. Für &bdquo;flankierende Maßnahmen“, also zum Beispiel die Nachnutzung, sei mit weiteren 10 Millionen Euro an Ausgaben zu rechnen. Die genannten Zahlen seien &bdquo;stark schwankend“. Jan Rast, machte aber zugleich deutlich, dass dieses Geld eine Investitionen in die Zukunft ist. &bdquo;Nicht die sechs Monate der Landesgartenschau sind das Spannende. Diese sind nur der Auftakt für die Nachwirkungen über ein, zwei oder drei Jahrzehnte.“ Neue Grünanlagen und Wegestrukturen, renaturierte Bachläufe und entsiegelte Flächen, neue Wohnbereiche: Die langfristigen Vorteile für die Entwicklung einer Stadt seien vielfältig. Zu besichtigen übrigens in der Nachbarkommune Rietberg, die 2008 Ausrichter war. Rietberg hat ganz erheblich von Infrastrukturmaßnahmen für die LGS profitiert. Darauf hob auch Bürgermeister Michael Esken ab, der sich als &bdquo;Verfechter und Experte“ bezeichnete; während der LGS Gronau war er dort Beigeordneter, die LGS Hemer fiel in seine Zeit als Bürgermeister der sauerländischen Stadt. Der bei 6 Millionen Euro gedeckelte Fördertopf des Landes trage &bdquo;gewissermaßen ein Sternchen“. NRW bevorzuge Kommunen, die eine Landesgartenschau ausrichten, bei allen anderen Förderprogrammen. Geplante Projekte wie etwa der Bau von Radwegen seien so erheblich schneller zu verwirklichen. &bdquo;Wir müssen uns dann nicht hinten anstellen.“ 20 bis 40 Hektar Fläche benötigt das Gartenschaugelände Eine kostspielige Nachnutzung des Veranstaltungsgeländes lehnt Esken übrigens ab und erhielt für diese Sicht bereits Zustimmung der CDU. &bdquo;Einen dauerhaften Park haben wir in der Nachbarschaft. Wir müssen zu Rietberg keine Konkurrenz schaffen.“ Und wo sieht der Berater ein mögliches Veranstaltungsgelände im Stadtgebiet? Auch das ist noch offen, wenn auch nicht mehr völlig. Von den ursprünglich fünf Suchräumen, von denen einer auch in Kaunitz lag, sind noch zwei übrig. Der Bereich entlang des Ölbachs zwischen dem Verler See im Westen und dem Zugang zur Innenstadt an der Alten Dorfmühle im Osten sowie der westliche Grünzug erfüllen die angelegten Bewertungskriterien am besten. Dabei geht es unter anderem um planungsrechtliche Hindernisse, um vorhandene Rad- und Fußwege, Nachhaltigkeit und Klimaresilienz, um Nähe zu möglichen neuen Wohnbauflächen sowie zur Innenstadt und um die Flächenverfügbarkeit. 110 Hektar beziehungsweise 209 Hektar sind die beiden favorisierten Suchräume groß, 20 bis 40 Hektar für einen Ausstellungsbereich notwendig. Beide Areale bieten die Möglichkeit, Vorhandenes und bereits Geschaffenes einzubinden, zum Beispiel das Freibad mit dem großen Spielplatz, das Biomasseheizwerk als Beispiel für eine klimafreundliche Wärmeerzeugung und den 2022 gebauten Wasser-Erlebnisweg entlang des Ölbachs. Auch für die verkehrliche Erschließung hat der Gutachter bereits erste Ideen entwickelt. Günstig sei die geplante Renaturierung der TWE-Bahnstrecke. Aber auch die großen Parkplätze rund um die Ostwestfalenhalle Kaunitz oder eventuell das Parkhaus der Firma Nobilia in Sürenheide am Wochenende ließen sich im Rahmen einer Landesgartenschau sinnvoll nutzen. Beides liege lediglich in zweieinhalb Kilometern Entfernung und sei über einen Shuttle-Bus-Verkehr gut anzubinden.

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