Hotel-Restaurant im Kreis Gütersloh öffnet nach knapp sieben Jahren wieder

Verl-Kaunitz. Seit 45 Jahren ist die Familie Mutlu im Gaststättengewerbe tätig. Allmählich denkt Vater Ibrahim daran kürzer zu treten. &bdquo;Ich bin jetzt 65 Jahre alt, und ich habe jeden Tag gearbeitet.“ Doch ehe es soweit ist und Tochter Gülhan Solmaz das Geschäft übernimmt, soll das &bdquo;Haus Mutlu“ an der Fürstenstraße in neuem Glanz erstrahlen. Wenigstens der Umbau der Gaststätte ist jetzt beendet. Am kommenden Samstag, 5. November, um 17 Uhr wird sie neu eröffnet. Die Erweiterung des Hotels um sechs Zimmer soll sich anschließen. Es handelt sich wirklich um eine Neueröffnung. Denn seit Februar 2016 war die Gaststätte geschlossen; seither unterhält die Familie in dem Haus an der Fürstenstraße 49 ausschließlich den Beherbergungsbetrieb. &bdquo;Der ,Kaunitzer Krug war groß genug“, sagt Ibrahim Mutlu über sein zweites Standbein an der Einmündung der Fürstenstraße in die Paderborner Straße 400 Meter weiter ortseinwärts. &bdquo;Ich kann ja nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.“ Seit dem 1. Juli gibt es den &bdquo;Kaunitzer Krug“ allerdings nicht mehr. Mutlu verkaufte das Gebäude an die Stadt Verl, die es als Wohnheim für Flüchtlinge aus der Ukraine nutzt. Nur den Saal bewirtschaftet die Familie weiter. Bis Ende 2027 ist ihr das garantiert. Verlängerung nicht ausgeschlossen, sofern die Kommune nicht das ganze Gebäude zu Gunsten des Umbaus der Kreuzung abreißen lassen möchte. &bdquo;Die Leute haben sich an den Saal mitten im Ort gewöhnt“, sagt Gülhan Solmaz, warum sie hier weitermacht. Dieser Saal ist ein geschichtsträchtiger Ort für das Kaunitzer Dorfleben: Karnevalssitzungen der Frauengemeinschaft und Theateraufführungen der Kolpingsfamilie finden hier ebenso traditionell statt wie Polterabende und große Geburtstagsfeiern. Ibrahim Mutlu hat bereits ein bewegtes Gastronomen-Leben hinter sich Früher gab es auch den sogenannten Beerdigungskaffee. Das, sagt Solmaz, sei seit Corona anders. &bdquo;Vielleicht trauen sich die Menschen nicht, vielleicht müssen sie sparen“, vermutet ihr Vater. 2022 jedenfalls habe es keine einzige Zusammenkunft dieser Art nach eine Beisetzung im Saal des &bdquo;Kaunitzer Krugs“ gegeben. Ibrahim Mutlu, der 1973 seinem Vater aus der Türkei nach Deutschland folgte, hat ein bewegtes Gastronomen-Leben hinter sich. Den Familienbetrieb begründete sein Vater Ahmet mit dem &bdquo;Spexarder Hof“ an der Bruder-Konrad-Straße in Gütersloh. Von 1980 bis zu dem verheerenden Brand mit Todesopfern im Jahr 1994 führte Familie Mutlu Hotel und Gaststätte &bdquo;Cord to Krax“ (&bdquo;Kauers“) an der Wiedenbrücker Straße in Verl. Ein Jahr später kaufte Ibrahim Mutlu die ehemalige &bdquo;Grenzklause“ an der Gütersloher Straße auf Hövelhofer Gebiet. Auch dieses Haus, in dem er 19 Jahre lang die Gaststätte &bdquo;Bei Ahmet“ betrieb, dient inzwischen als Flüchtlingsunterkunft: 2016 verkaufte Mutlu das Gebäude an die Gemeinde Hövelhof. Zeitweilig kümmerte sich der 65-Jährige um drei Betriebe gleichzeitig. 2005 erwarb er die seit einem halben Jahr leer stehende &bdquo;Fürstenstube“ an der Fürstenstraße 49, ein Jahr später das Hotel &bdquo;Haus Liemke“, das er in &bdquo;Kaunitzer Krug“ umbenannte, nahe der Kirche. Die &bdquo;Fürstenstube“ hatte Ibrahim Mutlu eigentlich zu einem Friseursalon für seine Tochter Gülhan umbauen wollen. Als die Stadt ihm dafür aber links daneben einen Anbau genehmigte, betrieb er sie als Gaststätte weiter. Die Wohnungen im Obergeschoss wurden in Hotelzimmer umgewandelt. Ursprünglich hatte sich im Erdgeschoss das Schuhhaus Vorderbrüggen befunden. Mutlus haben beim Umbau nicht nur den Innenraum vollständig überarbeiten lassen, Fußböden und Decken erneuert, die Wände farblich gestaltet und das Mobiliar ausgetauscht, sie haben zudem neue bodentiefe Fenster einbauen lassen. Einzig die Küche blieb, wie sie war. Acht Zimmer des Hotels sollen modernisiert werden Der im vergangenen Mai begonnene Umbau hatte eigentlich viel früher beendet sein sollen, doch ein Handwerker habe sie im Stich gelassen, erzählen Ibrahim Mutlu und Gülhan Solmaz. Das zerrte an den Nerven. An ihrer Planung halten sie dennoch fest: Die acht Hotelzimmer – zwei Einzel-, drei Doppel- und drei Dreibettzimmer – sollen in den nächsten Monaten modernisiert werden. Zuvor wird das Gebäude jedoch ein neues Dach bekommen, damit die Familie dort um fünf weitere Doppel- und ein Einzelzimmer erweitern kann. Das alles, rechnet Ibrahim Mutlu vor, kann noch ein gutes Jahr dauern. Abgeschlossen ist für ihn die Modernisierung allerdings erst dann, wenn vor dem Haus auch der Biergarten neu gestaltet ist. Im Blick hat der Gastronom jedoch bereits das Jahr 2027: Dann erreicht seine Frau Yurdagül das Rentenalter, das Paar feiert das 50-jährige Bestehen des Familienunternehmens und die Goldene Hochzeit. &bdquo;Und ich werde 70 Jahre alt.“ Was nicht heißen soll, dass sich Ibrahim Mutlu vollständig zurückziehen möchte: &bdquo;Wenn man mich hier braucht, bin ich immer da.“

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