Zu viele Staffelgeschoss-Häuser: Kritik an diesen Neubauten im Kreis Gütersloh

Verl. Als 2015 die Pläne für das Seniorenpflegeheim &bdquo;Louisenhof“ an der Paderborner Straße bekannt wurden, kam erstmals Kritik auf: Passt diese großformatige zweigeschossige Bebauung mit Staffelgeschoss wirklich in die Verler Ortsdurchfahrt? Diese ist historisch geprägt durch die sogenannten &bdquo;Kaffeemühlenhäuser“. Viele davon sind aber mittlerweile verschwunden. Die Stadt will jetzt gegensteuern und für die Paderborner Straße einen Bebauungsplan aufstellen – mit Folgen auch für einen Investor, der kürzlich einen weiteren Bauantrag für ein Gebäude mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss gestellt hat. Aus Sicht von Investoren lohnt sich eine Sanierung des Bestandes entlang der Ortsdurchfahrt häufig nicht. Die moderne Bauform nutzt die teuren Grundstücke nämlich besser aus – 500 Euro pro Quadratmeter sollen hier bereits gezahlt worden sein. So ist der &bdquo;Louisenhof“ längst nicht mehr das einzige Gebäude dieser Art, das die Ansicht von Paderborner und Gütersloher Straße in den vergangenen Jahren verändert hat. Nebenan entstanden im gleichen Stil die Kanzlei Koors und Kollegen sowie das Gebäude, in das die Bäckerei Schumacher eingezogen ist, an der Gütersloher Straße ähnliche Bauten an der Einmündung der Straße Zum Meierhof sowie neben der Fleischerei Berenbrinker. Und es geht so weiter – übrigens sogar mit Beteiligung der Stadt. Solange das Verfahren läuft, kann es keine weiteren Veränderungen geben Östlich des Drosselwegs wird auf zwei Grundstücken, auf denen normale Wohnhäuser standen, ein Gebäude mit Staffelgeschoss gebaut, bei dem die Kommune mit einem Delbrücker Investor zusammenarbeitet, weil ins Erdgeschoss eine Arztpraxis einziehen soll. Die Stadt will jetzt einen Bebauungsplan für den überwiegenden Teil des Gebiets entlang der Paderborner Straße aufstellen. Er soll gelten für einen Streifen zwischen dem Rathaus im Westen und dem Haus Nummer 66 im Osten. Die Mehrheit der betroffenen Grundstücke liegt in den jeweiligen Geltungsbereichen von vier zum Teil seit Jahrzehnten gültigen Bebauungsplänen, die ganz unterschiedliche Vorgaben machen. Für den Abschnitt zwischen den Einmündungen Florianweg und Lindenstraße aber gibt es gar keine Regelungen. Solange das Aufstellungsverfahren läuft, kann es hier keine weiteren Veränderungen geben – das betrifft auch das geplante Projekt an der Einmündung der Lindenstraße in die Paderborner Straße. Der Investor will die vorhandenen Gebäude zwar nicht abreißen, aber durch ein Haus mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss ergänzen. Sein Baugesuch liegt nun für zumindest ein Jahr auf Eis. Geplante oberirdische Stellplätze Grundsätzlich stößt eine Veränderung an dieser Stelle im Rathaus auf Sympathie. &bdquo;Für das Haus an der Ecke Lindenstraße gibt es, städtebaulich betrachtet, sicherlich Optimierungsbedarf“, sagte der für das Bauwesen zuständige Erste Beigeordnete Thorsten Herbst jüngst im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen. Die geplanten oberirdischen Stellplätze müssten allerdings diskutiert werden. In ihrer Beratungsvorlage für den Ausschuss hatte die Verwaltung ausdrücklich als eines ihrer Ziele, die sie mit der Aufstellung des Bebauungsplans verfolgt, &bdquo;Festsetzungen zur Anlage grundflächensparender, unterirdischer Stellplatzanlagen oder zur Durchführung von Grüngestaltungsmaßnahmen“ genannt. Im Rahmen des Verfahrens sollen außerdem nicht mehr zeitgemäße Festsetzungen der heute geltenden Bebauungspläne überarbeitet werden. Es geht aber auch um &bdquo;Erhalt und Förderung ortsbildprägender Gestaltungselemente“. Insgesamt wolle die Stadt &bdquo;intensiv mitgestalten, um Veränderungen besser begleiten zu können“, begründete Nadine Markmann vom Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt im Rathaus die Planaufstellung. Kritik an einförmigen und eintönigen Baustil FWG-Ratsherr Paul Hermreck kritisiert den &bdquo;einförmigen und eintönigen Baustil“ in der Ortsdurchfahrt seit langem. &bdquo;Mittlerweile wird hier jeder Neubau als zweigeschossiges Gebäude plus Staffelgeschoss errichtet. Ob das architektonisch der große Brüller ist, sei dahingestellt.“ Allerdings hätte die Stadt &bdquo;eher reagieren müssen“. Mittlerweile gebe es keine großen Baulücken mehr. Die meisten Häuser seien gebaut und die Kommune habe kaum noch Spielraum. Markmann und Herbst widersprachen. Lücken gebe es nach wie vor. Außerdem seien ja auch die anderen Neubauten erst entstanden, als die bestehende Bebauung dafür abgerissen wurde. Der Fachausschuss votierte einstimmig für die Aufstellung eines Bebauungsplans.

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