So viele Menschen erreichen die Sirenen in Verl im Katastrophen-Fall

Verl. In Hamburg gibt es ein Hochleistungs-Sirenennetz, das die Bevölkerung vor einer Hochwassergefahr warnt. In den Überschwemmungsgebieten in der Eifel und im südlichen Sauerland blieben die lauten Warntöne in der vergangenen Woche jedoch vielerorts aus. Der Grund: Nach dem Ende des Kalten Krieges in den 1990er-Jahren wurden zahlreiche Sirenen abgebaut. In der Stadt Verl ist das anders. Seit 2015 ist das Sirenennetz konsequent modernisiert und erweitert worden – entsprechend dem Warnkonzept für den Kreis Gütersloh. Rund 80 Prozent der Bevölkerung, schätzt Werner Landwehr, Leiter des Fachbereichs Sicherheit/Ordnung im Verler Rathaus, sind mit einer Sirenen-Warnung zu erreichen. Gab es im Jahr 2015 im Stadtgebiet nur noch drei Anlagen, die sich auf den Grundschulen in Bornholte-Bahnhof und Kaunitz sowie auf dem Rathaus-Dach befanden, so sind heute insgesamt zehn installiert. &bdquo;Eine Weckruf-Funktion für die Siedlungs- und Gewerbebereiche können wir im Stadtgebiet mit den Sirenen flächendeckend sicherstellen", sagt Landwehr. Tellersirenen gibt's nur noch bei eBay Die bekannten Teller, mit Luft betriebene Luftschutz-Sirenen des Typs &bdquo;E 57", gibt es heute nur noch für etwas mehr als 300 Euro bei eBay – von den Dächern sind sie verschwunden: zu wartungsintensiv, zu reparaturanfällig, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs für überflüssig erachtet; und viele Standorte fielen über die Zeit durch Umbauten weg. Lesen Sie auch: Diese Frau steht Todesängste bei Hochwasser in Bad Neuenahr-Ahrweiler durch Die Einführung eines digitalen Meldesystems machte die Sirenen auch für den Feueralarm verzichtbar. 2015 kam dann in Nordrhein-Westfalen die Kehrtwende. 10 Millionen Euro stellte das Land den Kommunen unter dem Motto &bdquo;Die Sirenen sollen wieder heulen" für den Aufbau eines Warnnetzes für den Katastrophenfall zur Verfügung. Über die Landkreise wurde das Geld an die Kommunen gemäß ihrer Bevölkerungszahl verteilt. In der Stadt Verl kamen 2017 17.000 Euro an. Apps sind nicht für alle zuverlässig Diese und weitere eigene Finanzmittel steckte die Stadt in den Aufbau des Sirenennetzes. Denn andere Warnmethoden haben Tücken. Beispielsweise die Warn-Apps &bdquo;Nina" und &bdquo;Katwarn". Das Problem: Nicht jeder Nutzer eines Mobiltelefons lädt sie herunter, manch einer verwendet gar kein Handy. In anderen Fällen funktionieren die Apps je nach Modell und Betriebssystem-Version nicht zuverlässig. &bdquo;Man kann auch mit dem Auto für Lautsprecherdurchsagen durch die Straßen fahren", sagt Werner Landwehr. Das aber dauert lange, und im Ernstfall werde das Personal andernorts gebraucht. 16 Meter hohen Mast für Sirenen am Bühlbusch aufgestellt Über die Sirenen können Warnungen beispielsweise bei starkem Sturm, extremem Regen, bei Giftgasunfällen oder ähnlichen Katastrophen verbreitet werden. Die richtigen Standorte legte ein Beschallungsplan fest, den die Fachfirma HELIN aus Hagen nach Berechnungen der erforderlichen Schallpegel aufgestellt hat. Berücksichtigt wurde, um eine mögliche Abschattung ermitteln zu können, die Art und Höhe der Nachbarbebauung. Windrichtung, Qualität von Fenstern, Schallschutz bei Gebäuden ganz allgemein: All dies spielt eine Rolle bei der Frage, ob ein Alarm in der Lage ist, im Zweifel sogar schlafende Menschen vor einer Gefahr zu warnen. Lesen Sie auch: Unwetter-Katastrophe - was lief beim Hochwasser schief? 2015 ließ die Stadt jeweils eine Sirene auf dem Dorfgemeinschaftshaus in Sende und auf der Grundschule in Sürenheide installieren. 2018 kamen drei weitere hinzu auf Gewerbeobjekten an der Messingstraße und schräg gegenüber dem Lidl-Markt sowie auf einem Firmengebäude am Leinenweg. Weil sich an dieser Stelle kein geeignetes Gebäude fand, ließ die Stadt an der Einmündung der Straße Am Bühlbusch in die Eichendorffstraße außerdem einen 16 Meter hohen Mast für eine Sirene errichten. Sürenheide bekommt eine zweite Sirene auf der Feuerwehr Vor zwei Jahren wurden die Sirenen auf dem Rathaus und auf den beiden Grundschulen in Kaunitz und Bornholte-Bahnhof durch leistungsstärkere Modelle ersetzt. Auf dem neuen Feuerwehrgerätehaus in Kaunitz wurde eine zusätzliche Sirene installiert, die das Gewerbegebiet Kapellenweg nebenan abdeckt. Eine elfte Anlage kündigt Landwehr auf dem geplanten Feuerwehrgerätehaus in Sürenheide an, um damit das Gewerbegebiet Schinkenstraße zu erreichen. Bei allen Geräten handelt es sich um elektronische Sirenen. Ausgelöst werden sie über Funk von der Leitstelle in Gütersloh. Sicherheitshalber ist ihre Funktionsfähigkeit nicht vom Stromnetz abhängig. Die Geräte werden vielmehr von Akkus gespeist, die auch bei einem Stromausfall über mehrere Tage hinweg Energie liefern. Praktischer Nebeneffekt: Ob die elektronischen Sirenen einwandfrei arbeiten, kann auch stumm getestet werden – das früher übliche samstägliche Probeheulen ist nicht mehr nötig. Nur selten Probleme mit der Technik Probleme mit der modernen Technik gibt es laut Werner Landwehr nur selten. In einem Fall wurde ein Defekt der Sirene auf dem Rathaus beim landesweiten Warntag entdeckt. In einem anderen Fall funktionierte die auf einem Silo an der Messingstraße installierte Sirene nicht mehr. Der Grund, dass der Akku nicht mehr geladen werden konnte: ein Wasserschaden – allerdings nicht durch Hochwasser verursacht.

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