Gesamtschule und Hallenbad werden zum teuersten Bauprojekt der Verler Geschichte

Verl. Im November 2019 war klar, dass die Preisträger des Architektenwettbewerbs für die Erweiterung der Verler Gesamtschule sowie den Neubau des Hallenbades die vom Stadtrat gesetzte Obergrenze von 29 Millionen Euro Baukosten nicht würden halten können. 17 Monate später wird deutlich, mit welcher gigantischen Ausgabe die Stadt wirklich rechnen muss: Nach einer ersten vorsichtigen Schätzung der inzwischen von der Kommune beauftragten Architekturbüros könnte das Gesamtpaket zum größten und teuersten Bauprojekt der Stadtgeschichte werden und rund 55 Millionen Euro kosten. In dieser Summe enthalten sind neben dem Schwimmbad für 15 Millionen Euro und der mittlerweile eingetretenen Baukostensteigerung allerdings ein paar Zugaben. So würde der Bau einer &bdquo;Neuen schulischen Mitte" mit einem Luftraum über alle Geschosse und eines repräsentativen Eingangsbereichs unmittelbar neben der Mensa zusätzlich rund 1,8 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen 6,3 Millionen Euro für den Neubau von Veranstaltungsräumen. Diese sind notwendig geworden, nachdem zwischenzeitlich das Vorhaben der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Verl gescheitert ist, eine neue Schützenhalle zu bauen. An dieser wollte sich die Stadt beteiligen und hätte im Gegenzug die Räumlichkeiten für Veranstaltungen nutzen dürfen. Bislang war lediglich eine Instandsetzung des bestehenden Pädagogischen Zentrums vorgesehen. Und auch die Ausgaben für den Abbruch von Bestandsgebäuden sowie die fast 2,8 Millionen Euro teure Unterbringung der Schüler während der Baumaßnahme waren in den bislang angesetzten Kosten nicht enthalten, ebenso die Gestaltung der Außenanlagen mit ihrem Anschluss an den Kühlmannplatz. Kosten von 42,9 Millionen Euro möglich In einer Online-Veranstaltung präsentierten die Architekturbüros Krieger aus Velbert und Campus aus Reutlingen Mitgliedern des Rates und interessierten Bürgern am Dienstagabend den aktuellen Stand. Danach ist in den vergangenen Monaten das Raumprogramm für den Neu- und Umbau der Schule erheblich erweitert worden. Aus den ursprünglich 7.300 Quadratmeter sind mittlerweile mehr als 8.650 Quadratmeter geworden. Im Wesentlichen ist das der Platz für den künftigen zentralen Veranstaltungsort. Den gerundeten Gesamtkostenrahmen alleine für die Gesamtschule und die Veranstaltungsräume beziffern die Architekten mit 38,4 Millionen Euro. Wobei eine erwartbare Baupreissteigerung diese Summe auch auf bis zu 42,9 Millionen Euro in die Höhe treiben könnte. Die Architekten stellten noch keine detaillierten Baupläne vor. Diese werden erst erstellt, wenn das jetzt diskutierte Raumprogramm vom Rat Ende Mai verabschiedet wird. Die Architekten rechnen mit einer Planungsphase von zwei Jahren. Dann wird es auch um Einzelheiten wie die Fassadengestaltung für die Neubauten gehen. Diese sollen sich vom Bestand optisch absetzen. Dessen Fassade aus Waschbeton ist technisch in Ordnung und soll erhalten bleiben. Vorgesehen ist der vollständige Abriss der heutigen Realschule. An ihrer Stelle soll ein mehrgeschossiger Neubau entstehen, ganz im Osten der Fläche das Hallenbad. Ins Erdgeschoss des Neubaus ziehen der große Veranstaltungsraum sowie eine zusätzliche Aula ein, die Räume nutzt die Schule. Containerklassen überbrücken jahrelange Bauzeit Die ehemalige Hauptschule wird in großen Teilen umgebaut, die übrigen Flächen werden zumindest &bdquo;angepasst", wie Planer Hans Bühler erklärte. Das kann von versetzten Wänden bis zur Modernisierung der Decken reichen. &bdquo;Im Prinzip gibt es keinen Raum, den wir nicht anfassen werden." Das pädagogische Konzept sieht vor, auch Teile der breiten Flure als Lernfläche zu nutzen. Im Erdgeschoss sollen vor allem die südlichen Bereiche der Verwaltung umgebaut werden. Auch die Toilettenanlage wird umgestaltet. Das heutige Pädagogische Zentrum wird in ein mit großzügigen Glasflächen abgetrenntes modernes Selbstlernzentrum verwandelt. Von großen Eingriffen verschont bleiben in der untersten Ebene so wie im ersten Obergeschoss lediglich die Küchen und der 2003 am Friedhofsweg als Verbindungsbau zwischen Haupt- und Realschule errichtete Trakt sowie die Mensa. Letztere erfährt aber im zweiten Obergeschoss einen Umbau. Hier befindet sich heute das Selbstlernzentrum, das allerdings relativ weit entfernt vom Zentrum der Schule liege, so Architekt Bühler. Die Fläche soll künftig als Raumreserve für die Gesamtschule und das angrenzende Gymnasium dienen. Die Planer rechnen mit einer Bauzeit von dreieinhalb Jahren. In einem ersten Schritt folgen auf den Abriss der Realschule die Neubauten für die Erweiterung der Gesamtschule inklusive Veranstaltungsräume und das Hallenbad. Im zweiten Bauabschnitt sollen die Anbauten errichtet und die umzustrukturierenden Bereiche angegangen werden. Der dritte Bauabschnitt betrifft den Umbau des nördlichen Gebäudebestands der Hauptschule. Bühler: &bdquo;Wir können ja nicht die ganze Schule auf einmal anpacken." Während der Bauarbeiten müssen die Schülerinnen und Schüler in Containerklassen umziehen. &bdquo;Wir wissen die ungefähr notwendige Größe, aber noch nicht, wo diese Interimslösung stehen wird."

Meistgelesen