Neue Event-Halle für Hunderte Besucher – Pläne im Kreis Gütersloh lösen Skepsis aus

Verl. Überzeugung sieht anders aus, und so waren sich die Vertreter aller Parteien zumindest in diesem Punkt einig: Bis zur nächsten Ratssitzung wolle man die Eindrücke erst einmal sacken lassen und lieber noch nicht zustimmen. Denn was die Innenarchitekten des Büros Sigurd Larsen Design & Architecture für die Gestaltung des Veranstaltungszentrums im Neubauteil der Gesamtschule den beiden Ausschüssen für Stadtentwicklung und Bauen sowie für Bildung, Sport, Kultur und Generationen präsentiert hatten, hat es in sich. Kühl und elegant, in der Farbgebung monochrom und bei den Materialien edel, so stellen sich die Berliner die Innengestaltung des Ersatzbaus für das dem Umbau der Gesamtschule zum Opfer gefallene Pädagogische Zentrum vor. An den Sechzigerjahre-Charme der vormaligen Hauptschule werden allenfalls noch die Tröge aus Beton erinnern, über denen sich Generationen von Schülern jahrzehntelang in den Werkräumen die Hände wuschen. Sie sollen aufgearbeitet und in den neuen Sanitärräumen in frischer Farbgestaltung wiederverwendet werden. 800 Menschen sollen in dem Saal Platz finden Ansonsten wird sich das Veranstaltungszentrum, das bei voller Bestuhlung einmal 800 Menschen Platz bietet, in völlig neuer Optik präsentieren. Als Fußbodenbelag im Foyer schlagen die Innenarchitekten eine graue Fliese vor, in der Aula selbst einen Parkettboden aus Eichenholz. Eiche in der Akustikverkleidung kaschiert den Sichtbeton. Unter der Decke sollen Akustikbaffeln in beige-grau verbaut werden; bewusst also in einem neutralen Farbton, der gleichermaßen beim Konzert oder einer Lesung wie beim Abi-Ball wirken kann. Ansonsten wollen die Architekten mit drei Farben Akzente setzen. Zum Beispiel bei den Bühnenvorhängen. Dunkelgrün und der Farbton &bdquo;Pflaume“, am ehesten vielleicht als dunkles Violett zu beschreiben, sind für die große Bühne vorgesehen. Wird der Saal durch eine mobile Trennwand geteilt, lässt sich separat eine kleine Bühne nutzen, bei deren Vorhang die Architekten einen sonnengelben Farbton präferieren. Die stapelbaren Stühle sind unisono dunkelgrün, vom Gestell über die Sitzschale bis zum Polster. Vorhänge könnten in einem Workshop entstehen Die Vorhänge könnten in einem Schüler-Workshop entstehen, lautet der Vorschlag der Berliner. Jeder Teilnehmer eines solchen Workshops gestaltet einen kleinen quadratischen Ausschnitt des späteren Vorhangs. Unterschiedliche Farbabdeckungen sollen für einen Farbverlauf sorgen. Von 75 über 50 bis 25 Prozent Farbanteil entsteht so ein Vorhang, der oben dunkler und zum Fußboden hin heller erscheint. Die Quadrate der Schüler würden aneinander gesetzt und die so entstehende Montage wird als Vorlage für den Druck des Vorhangs dienen. Skepsis über Farben im Sanitärbereich Konnten sich die Vertreter der Ratsfraktion mit dieser Idee noch sehr gut anfreunden, so wuchs ihre Skepsis allerdings bei der Übertragung des Farbkonzepts auf die Sanitärbereiche. Hier finden sich zwei der drei Farbtöne wieder. Während für die Herren-WCs ein durchgängiges Dunkelgrün vorgesehen ist, schlagen die Planer für die Damen-Toiletten den Farbton &bdquo;Pflaume“ vor. Und das jeweils durchgängig. &bdquo;Pflaume“ für Wände und Decken, Trennwände und Türen , auch die Wandfliesen und die trogförmigen Waschbecken. Armaturen und WC-Zubehör sind nach diesem Konzept einheitlich schwarz, die Fußböden grau. Die Deckenleuchten des Herstellers Artemide und die Spiegel über den Waschtischen sollen ausschließlich rund oder oval geformt sein. So sollen sich die Sanitärräume vom &bdquo;Charakter der klassisch angelegten Schul-WCs“ unterscheiden, sagt Planer Sigurd Larsen. Er will, dass &bdquo;eine Abendnutzung zu spüren“ ist – eleganter und hochwertiger sollen die Räume für den Toilettengang wirken. Lesen Sie auch: Architekturbüro insolvent: Bau im Kreis Gütersloh wird teurer und ein Jahr später fertig Mobile Theken im Foyer Für die Möblierung des Foyers sehen die Innenarchitekten mobile Theken vor. Wird beispielsweise für eine Ausstellung Platz benötigt, lassen sie sich zusammenschieben. Auch die Garderoben sollen bei Nichtbenutzung einzuklappen sein, ähnlich also der Anlage in der modernisierten Ostwestfalenhalle Kaunitz. Wer sich hier aufhalten will, findet eine Sitzlandschaft mit drei verschiedenen Höhen vor. Sitzen, Anlehnen, Stehen – alles sei möglich, sagt Larsen. Die aneinandergereihten und gestapelten Quader erinnern an die Formen des Computerspiel-Klassikers &bdquo;Tetris“. Für die Ausgestaltung der Sitzflächen gibt es Alternativen, die Architekten machten jedoch deutlich, dass sie eine Terrazzo-Oberfläche bevorzugen. Die Formensprache soll sich auch vor dem Gebäude wiederfinden, hier allerdings mit einer Sitzfläche aus Waschbeton. Larsen ist &bdquo;bewusst, dass dies nicht bei allen auf Liebe stößt“ und nahm damit die später von den Fraktionsvertretern geäußerten Bedenken vorweg. Das Ganze sei jedoch langlebig, wirke so, als würden &bdquo;die Möbel aus dem Boden wachsen“, und nehme insgesamt die Platzgestaltung zwischen dem Neubau und dem benachbarten Hallenbad auf. Erst Materialmuster, dann Entscheidung Auf kleinem Kies könne man bequem sitzen, ist er überzeugt. Holz-Lamellen als Sitzfläche im Außenbereich sei nur für die zweitbeste Lösung. &bdquo;Das weicht die Radikalität des Konzepts auf.“ Radikale Zustimmung fanden die Vorschläge nicht. &bdquo;Für Verl“, fasste Susanne Jasper (CDU) den Gestaltungsvorschlag zusammen, sei das &bdquo;spektakulär“ und meinte damit vor allem die Farben. Ob die so dunkel ausfallen müssen, ob Waschbeton und Terrazzo nicht als Sitzauflage zu kalt sind, daran äußerten mehrere Ausschussmitglieder ihre Zweifel. Vor einer Entscheidung will die Politik jetzt erst einmal Materialmuster im Original sehen.

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