Weniger Katholiken aus der Kirche ausgetreten: Beginn einer Kehrtwende?

Schloß Holte-Stukenbrock / Verl. Knapp 23.000 Menschen in Verl und Schloß Holte-Stukenbrock gehören einer der insgesamt acht Kirchengemeinden im Pastoralen Raum Am Ölbach an. Nach aktuellem Stand 12.403 in Verl und 10.545 in Schloß Holte-Stukenbrock. Auffällig ist, dass es im Corona-Jahr 2020 insgesamt 170 Austritte gab, im Jahr zuvor waren es noch 248. Karl-Josef Auris sieht in diesem Rückgang allerdings keine Anzeichen für eine Kehrtwende. Er ist auch skeptisch, dass es mit der momentanen Ausnahmesituation zu tun hat. &bdquo;Dass der Rückgang mit Corona zusammenhängt, wäre rein spekulativ", sagt der Leiter des Pastoralen Raumes. Austritte in einer durchschnittlichen Größenordnung von 0,5 bis 0,7 Prozent pro Jahr gebe es schon lange. &bdquo;Die Gründe dafür sind vielschichtig." Oftmals treten junge Menschen aus der Kirche aus &bdquo;Aus Respekt vor der Entscheidung jedes Einzelnen" werde niemand auf diese Gründe angesprochen. Auffällig, sagt Auris, sei allerdings, dass er in den 30 Jahren seines Wirkens noch nie jemanden persönlich gekannt habe, der der Kirche den Rücken gekehrt hat. Oftmals seien es junge Menschen, die gerade in das Berufsleben einsteigen. &bdquo;Die nächste Spitze kommt bei den um die 50-Jährigen und dann noch einmal im Rentenalter", erläutert Karl-Josef Auris die Erfahrungswerte. &bdquo;Es liegt also nicht immer nur am Geld." &bdquo;Einige treten wieder ein, weil sie merken, dass ihnen etwas fehlt, andere, weil sie sich in einer Lebenskrise befinden." Die Regel sei das aber nicht und immer sei es so, dass mehr Menschen sterben, als austreten. Obwohl die Zahlen kontinuierlich sinken, sei es so, &bdquo;dass die Kirchensteuermittel immer gestiegen sind". Das sei auch diesmal so. &bdquo;Ein wirklicher Verlust ist durch die Austritte bislang nicht zu spüren." 80 Millionen Euro als Corona-Rücklage Karl-Josef Auris berichtet von einem differenzierten Punktesystem. Einfach zusammengefasst: je weniger Mitglieder, desto weniger Geld bekommen die Gemeinden. Bisher habe das aber immer ausgeglichen werden können. &bdquo;Das Bistum versorgt die Gemeinden verlässlich", bestätigt der Leiter des Pastoralen Raumes. In guten Jahren seien Rücklagen gebildet worden. &bdquo;Durch die finanzielle Abfederung des Bistums sind wir den Schwankungen nicht so ausgesetzt." Tatsächlich hatte das Erzbistum Paderborn für 2019 ein Bilanzergebnis von rund 92 Millionen Euro verbuchen können. Daraus wurden knapp 80 Millionen als Corona-Rücklage genutzt werden, weitere 13 Millionen Euro flossen in die Seelsorge, die Caritas und die Kindertagesstätten. Einer der Gründe für den hohen Jahresüberschuss war ein Sondereffekt durch veränderte Kalkulationsgrundlagen der Altersvorsorge. Mindereinnahmen von rund 40 Millionen erwartet Der Leiter des Bereichs Finanzen im Erzbischöflichen Generalvikariat, Dirk Wummel, bezeichnete das bei der Vorstellung des Finanzberichtes im November vergangenen Jahres als Glücksfall. So könne ein deutlicher Rückgang der Kirchensteuererträge in 2020 und 2021 wohl aufgefangen werden. Das Erzbistum erwartet für 2020 Mindereinnahmen von rund 40 Millionen Euro. Weil zudem noch Rücklagen dotiert werden müssen, wird das Bilanzergebnis 2020 deutlich negativ ausfallen. Wummel erwartet ein Minus von 60 Millionen Euro. Noch schlechtere Zahlen werden für dieses Jahr erwartet. 52 Austritte in der Evangelischen Kirchengemeinde In der Evangelischen Kirchengemeinde Verl mit ihren rund 4.500 Mitgliedern hat es im vergangenen Jahr 52 Austritte gegeben. &bdquo;Der Schnitt liegt bei 40 bis 45", berichtet Pastor Christoph Freimuth. &bdquo;Die angekündigte große Austrittswelle hat es auf jeden Fall nicht gegeben", ergänzt sein Kollege Jens Hoffmann. Die Evangelische Kirchengemeinde Schloß Holte-Stukenbrock (rund 6.300 Mitglieder) hat im Jahr 2019 66 Austritte verzeichnet. Das sei allerdings eine ungewöhnlich hohe Zahl gewesen, bestätigt Pfarrer Reinhard Bogdan 2020 waren es 52 Kirchenaustritte.

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