Kostüm-Firma stellt jetzt außergewöhnliche Schutz-Masken her

Verl. Der erste Einbruch kam zu Karneval, der zweite zu Halloween – Sebastian Schmelter, dessen Verler Firma Westworld über die Onlineplattform schmelterland.de Kostüme und Partyartikel vertreibt und damit nach eigenen Angaben zu den fünf Großen der Branche in Deutschland gehört, hat die Corona-Pandemie voll erwischt. Anstelle der Narren- oder Horrormasken helfen dem Verler jetzt Corona-Masken durch die wirtschaftlich schwere Zeit. Sebastian Schmelter und Marcel Schmelter (&bdquo;Irgendwie sind wir weitläufig verwandt, nur weiß niemand genau wie") haben aus der Not eine Tugend gemacht. Sie nähen, bedrucken und liefern den Mund-Nase-Schutz in individuellem Design, bieten Motive wie Schnuller oder Tom-Selleck-Bart, Gummibärchen oder Pommes-Stäbchen, Fuchs, Katze oder Emoticon. Zum Fototermin hat sich Sebastian Schmelter für den Kussmund entschieden. Ein Verkaufshit wie der Stinkefinger – je nachdem ob der Träger dem Virus noch mit Humor begegnen kann oder ihn nur noch wütend erträgt. An seinem besten Tag zu Karneval verschickte der Onlinehändler vom Papendiek aus einst 10.000 Pakete und Päckchen an einem einzigen Tag. Im ruhigeren Sommer sind es gewöhnlich an normalen Tagen 500 bis 600, sagt der 41-Jährige. In diesem Jahr jedoch war alles anders, ging das Sendungsaufkommen auf ein Fünftel zurück. Ohne den Mund-Nase-Schutz sähe es noch schlechter aus Als Mitte März die ersten Anfragen kamen, ob Westworld auch Corona-Masken liefern könne, habe er noch gedacht: &bdquo;Besser als nichts." Mittlerweile habe sich das Geschäft aber &bdquo;hochgeschaukelt" und ist zum stabilisierenden Element für die Firma geworden: &bdquo;Die Masken können nur 50 bis 70 Prozent des gesamten Verlustes auffangen", sagt Schmelter. Abgesehen von den beiden ersten Monaten des Jahres stehe die rote Zahl. Aber ohne den Mund-Nase-Schutz sähe es noch schlechter aus. Dem Mediendesigner Marcel Schmelter, Inhaber der Firma Kontrasta, geht es ähnlich. 80 Prozent seiner Kunden seien dem Veranstaltungsbereich zuzurechnen. Doch Veranstaltungen gibt es seit dem Frühjahr fast nicht mehr, und die Veranstalter brauchen keine Plakate, Visitenkarten oder Kataloge. Während des ersten Lockdowns sei der Umsatz um fast 70 Prozent eingebrochen, habe danach auch kaum mehr die Hälfte des normalen Umfangs erreicht. &bdquo;Geld verdient man damit nicht – man überlebt" Während Sebastian Schmelter für die Produktion und den Handel sorgt, bedruckt Marcel Schmelter die Masken mit inzwischen 120 unterschiedlichen Motiven. Egal ob einfache Faltenmaske mit zwei Stoffschichten, außen Polyester, innen Baumwolle, oder bequeme Flügelmaske, gefertigt aus Nadelvlies der Matratzenindustrie: Schmelter nutzt dafür den sogenannten Sublimationsdruck, bei dem die Farbe in den Stoff eingedampft wird, damit das Motiv nicht durch die Wäsche Schaden nimmt. &bdquo;Geld verdient man damit nicht – man überlebt." Und so erschaffen die beiden Schmelters Masken &bdquo;Made in Verl": hier entworfen, genäht und bedruckt. In der Halle neben dem Westworld-Hochregallager stehen bei Sebastian Schmelters Vermieter Wigbert Held noch robuste Nähmaschinen aus der Zeit von &bdquo;Taschen Held", mit denen die Aufträge zu Stückzahlen zwischen 20 und 5.000 abgearbeitet werden. Auch große Firmen haben den Mund-Nase-Schutz längst als Werbeträger für sich entdeckt und statten damit ihre Belegschaft aus. Gerade hat Sebastian Schmelter ein Angebot über eine Lieferung von 55.000 Stück geschrieben und hofft auf den Zuschlag. Diese großen Mengen kann er aber nicht mehr in Verl nähen lassen. Da hilft dann beispielsweise ein Kostümhersteller in Spanien aus, dessen Geschäft Corona bedingt auch zusammengebrochen ist.

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