Peter Heethey fühlt sich "kalt gestellt" und wirft hin bei Verler SPD-Fraktion

Verl. Das desaströse Ergebnis der Kommunalwahl vom 13. September zerreißt die Verler SPD. Peter Heethey, seit sechs Jahren Vorsitzender der Ratsfraktion, hat sein Amt niedergelegt und den Austritt aus der SPD-Fraktion angekündigt. Der 64-Jährige will auch nicht mehr im Ortsvorstand der Partei mitarbeiten. Er ziehe die Konsequenz daraus, von Ortsparteiführung und eigener Fraktion &bdquo;kaltgestellt" worden zu sein. &bdquo;Das Vertrauen ist nicht mehr da." Doris Clasbrummel, in der auslaufenden Ratsperiode zweite stellvertretende Bürgermeisterin für die SPD, will sogar aus der Partei austreten. Bei der Kommunalwahl hatten die Sozialdemokraten 9,7 Prozentpunkte eingebüßt und waren in der Wählergunst auf 14,3 Prozent abgerutscht. Die SPD ist jetzt hinter CDU und Grünen nur noch drittstärkste Kraft im Stadtrat. Damit schrumpft die Fraktion von bisher neun auf fünf Sitze zusammen. Schon länger war die Ortspartei darum bemüht, neue junge Mitglieder zu finden und an die Ratsarbeit heranzuführen. Wie dieser Weg jetzt aber fortgesetzt wird, sorgt für den Bruch mit den erfahrenen älteren Ratsmitgliedern. Erst auf eigene Nachfrage habe er am Ende eines Parteitreffens am Montagabend von der Verler SPD-Chefin Elke Henkemeier erfahren, dass die Fraktion einen &bdquo;Schnitt" vornehmen wolle, sagte Peter Heethey gestern im Gespräch mit der NW. &bdquo;Ich bin von den Wählern gewählt und nicht von der SPD" Der Fraktionsvorsitz solle &bdquo;von einer jüngeren und weiblichen Person" besetzt werden. Nach NW-Informationen haben sich darüber drei der übrigen vier Fraktionsmitglieder bereits verständigt: Neben Henkemeier sind dies Luka Junkern und Rachel Hasler, beide Geburtsjahrgang 1998; nicht aber Burkhard Reineke, wie Peter Heethey seit vielen Jahren für die SPD im Rat. Demnach kommt für den Fraktionsvorsitz nur Hasler infrage – die Politikstudentin war bisher als sachkundige Bürgerin aktiv und ist am 13. September erstmals in den Rat gewählt worden. Dass dies im Vorfeld mit ihm nicht besprochen, sondern über seinen Kopf hinweg festgezurrt wurde, hat Heethey enttäuscht und verärgert. Für den kommenden Freitag hat die Ortsvereinsvorsitzende die erweiterte Fraktion zur konstituierenden Sitzung eingeladen. Entgegen allen Gepflogenheiten sei die Tagesordnung mit ihm als Fraktionschef ebenfalls nicht abgestimmt worden, sagt Heethey. &bdquo;Dass mir auf diese Art die Tür gewiesen wird, habe ich mir so nicht vorgestellt." &bdquo;Mit mir darüber im Vorfeld aber nicht zu sprechen, finde ich nicht in Ordnung" Ausdrücklich sei er dafür, jungen Menschen mehr Verantwortung in der Partei zu übertragen. Denkbar wäre gewesen, den Fraktionsvorsitz so lange weiterzuführen, bis Ratsneuling Rachel Hasler eingearbeitet ist. &bdquo;Mit mir darüber im Vorfeld aber nicht zu sprechen, das finde ich nicht in Ordnung. Dann mache ich von mir aus auch einen Schnitt und ziehe mich aus der Fraktion zurück." Sein Ratsmandat möchte Heethey behalten. &bdquo;Ich bin von den Wählern gewählt und nicht von der SPD." Umgekehrt habe die SPD in der vergangenen Ratsperiode ja auch kein Problem damit gehabt, das Mandat von Uwe Hasler zu übernehmen, als dieser von den Grünen zur SPD-Fraktion übertrat. Heethey missfallen außerdem die Bemühungen seiner Partei, mit der Freien Wähler Gemeinschaft eine Listenverbindung einzugehen, um so einen Vorsitz in einem Fachausschuss besetzen zu können. &bdquo;Ich habe grundsätzlich nichts gegen die FWG, aber mit Paul Hermreck zu kuscheln, ist ein No-Go." &bdquo;Mit Paul Hermreck zu kuscheln, ist ein No-Go" Mit dieser Haltung sei er im Parteivorstand &bdquo;angeeckt", sagt Heethey. Nach den Ereignissen der Bürgermeisterwahl 2016 befürchte er im neuen Rat eine &bdquo;Schlammschlacht, an der ich mich nicht beteiligen möchte". Bekanntlich hatte Hermreck damals zunächst eine Kandidatur für seine Partei CDU abgelehnt und war dann als unabhängiger Kandidat gegen den CDU-Bewerber Michael Esken angetreten. Mit der Wahl vom 13. September zieht Paul Hermreck nun über die Reserveliste der FWG in den neuen Verler Stadtrat ein. Henkemeier bedauert Heetheys Schritt ausdrücklich und äußert Verständnis für die menschliche Enttäuschung, verteidigt aber ihr Vorgehen. Dass nach dem &bdquo;sehr unerfreulichen Wahlergebnis" über Personen gesprochen werden müsse, sei normal. &bdquo;Normal ist es auch, erst abzuklären, ob jemand für ein Amt zur Verfügung steht, bevor man das in großer Runde bekannt gibt." Es sei nicht so, dass Heethey am Montag zum ersten Mal mit der Personalie Hasler konfrontiert wurde. Darüber sei im Vorfeld schon telefonisch gesprochen worden. &bdquo;Unser Ziel ist es aber, die Fraktionsspitze zukunftsfähig aufzustellen. Wir wollen nicht, dass es nach diesem Wahlergebnis so aussieht, als machten wir so weiter wie bisher." Heethey führte die SPD-Fraktion sechs Jahre lang. Zuvor hatte er das Amt zeitweilig als Krankheitsvertretung kommissarisch inne. 2009 und 2015 hatte ihn die SPD als ihren Bürgermeister-Kandidaten ins Rennen geschickt.

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