Was Corona für das Droste-Haus in Verl bedeutet

Verl. Seit Freitag, dem 13., ist alles anders. Im Droste-Haus ist es still geworden. Leiter Karl-Josef Schafmeister teilt sich die 800 Quadratmeter große Einrichtung am Schillingsweg 11 aktuell mit drei Mitarbeiterinnen. Keine Kurse, keine Vorträge, kein Unterricht. Keine internationalen Begegnungen. Wo sonst das pure Leben tobt, herrscht die große Leere. Als sollte es das noch unterstreichen, sind im Foyer alle Tische und Stühle zur Seite geräumt. Seit Mitte März gilt auch für die Familienbildungsstätte und das Jugendaustauschwerk ein Betretungsverbot. Von den Folgen der Corona-Pandemie ist das Droste-Haus gleich mehrfach betroffen. Schafmeister will alles versuchen, dass keiner der 120 Arbeitsplätze verloren gehen wird; dank der Rücklagen der Droste-Haus-Stiftung sei die Finanzierung zumindest bis zum Jahresende gesichert. Er hat aber auch erfahren, welche Katastrophe die Pandemie für viele Menschen ist. In den Monaten März bis Mai liegt eigentlich der Schwerpunkt der internationalen Aktivitäten des Hauses. Mehr als 200 Gäste aus Australien, Spanien, Russland und Weißrussland, Lettland, Schweden, Polen und Tschechien hätten das Droste-Haus in dieser Zeit besuchen sollen. Doch der Jugendaustausch ist dem Virus genauso zum Opfer gefallen wie sämtliche geplanten Kurse. Betroffen sind einige Tausend Kursteilnehmer Nachdem an jenem Freitag, 13. März, von der nordrhein-westfälischen Landesregierung die Schließung von Schulen, Kindertagesstätten und Bildungseinrichtungen wie dem Droste-Haus verfügt worden war, hatten die Mitarbeiter zunächst &bdquo;extrem viel Arbeit". Die Belegschaft habe das ganze Wochenende durchgearbeitet und den Teilnehmern von 140 Kursen abgesagt. &bdquo;Ein gigantischer Aufwand." Und erst der Anfang. Schafmeister geht davon aus, dass vor dem Ende der Sommerferien keine Kurse mehr in seinem Haus stattfinden werden. Betroffen sind mehrere Hundert Veranstaltung mit einigen Tausend Teilnehmern. Und auch die Arbeit am Programm für das zweite Halbjahr, die jetzt eigentlich ansteht, ist vorerst auf Eis gelegt. Das macht sich finanziell durchaus bemerkbar. Bereinigt um die entfallenden Ausgaben fehlt bei den Einnahmen monatlich ein fünfstelliger Betrag durch den Ausfall der Kursgebühren. Noch laufe die Förderung aus öffentlichen Kassen im Bereich der Jugend- und Familienbildung weiter. &bdquo;Wir müssen gucken, wie lange wir das noch so machen können", sagt Schafmeister. Völlig unvorbereitet traf die Situation die Mitarbeiter des Droste-Hauses aber nicht. Kurz nach Karneval wurde bereits der Besuch einer Reisegruppe aus Katalonien abgesagt. &bdquo;Schon da haben wir thematisiert, wie schwierig es werden wird." Der Lockdown drei Wochen später hat zumindest manche rechtliche Frage geklärt. &bdquo;Wir haben für die Reisen Verträge mit Fluggesellschaften, Busunternehmen und anderen Bildungsstätten abgeschlossen. Bis dahin hieß es immer nur: ,Lesen Sie die Storno-Bedingungen." Zumindest das war nach dem 13. März kein Thema mehr und die finanzielle Seite ist weitgehend geklärt. &bdquo;In den allermeisten Fällen haben wir einen Bescheid, dass wir das bereits gezahlte Geld zurückbekommen werden", sagt der Droste-Haus-Leiter. Für die Monate März und April geht es immerhin um eine Viertelmillion Euro. &bdquo;Aber ein anderer Punkt ist, dass sich die Jugendlichen auf den Austausch seit Monaten gefreut haben. Für sie ist das ein schwerer Schlag." Kurzarbeit Null in der Mensa Über die Kontakte nach Spanien oder Weißrussland ist Schafmeister aber klar geworden, &bdquo;anderswo ist es viel, viel schlimmer". Vielleicht ein Grund, warum die beiden ausländischen Freiwilligen aus Lateinamerika und eben Spanien es vorgezogen haben, trotz der vorläufigen Schließung des Droste-Hauses in Verl zu bleiben und nicht nach Hause zurückzufliegen. Zu klären sei jetzt die Frage, wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen kann. Wo es möglich ist, bieten die Honorarkräfte ihre Veranstaltungen über Video an. Das betrifft beispielsweise Bewegungskurse und Gitarrenunterricht. &bdquo;Das ist besser als Nichts", sagt Schafmeister. Ein richtiger Ersatz aber sei das natürlich nicht. Alle Beteiligten seien sich einig, dass beispielsweise auch die Ferienspiele im Sommer nicht wie gewohnt stattfinden können. &bdquo;Wir arbeiten mit Hochdruck daran, eine Alternative zu schaffen." Denkbar seien virtuelle Besuche auf dem Bauernhof oder Kochkurse. &bdquo;Das kann man auch interessant gestalten, ohne dass die Kinder zu Hause die Küche verwüsten." Gemeinsam mit der Stadt will das Droste-Haus im Internet eine Plattform schaffen, auf der Kinder jeden Tag etwas Neues finden können. Während in diesem Bereich die Droste-Haus-Mitarbeiter im Home Office gerade genug zu tun haben, hat es die Belegschaft der Mensa im Schulzentrum hart getroffen. Von hier aus versorgt das Droste-Haus neben den weiterführenden Schulen auch die über Mittag betreuten Kinder an den Grundschulen und in den Kindertageseinrichtungen täglich mit mehr als 1.000 Essen. Mit dem Lockdown legte die Mensa eine Vollbremsung hin: &bdquo;Innerhalb eines Tages von Vollgas auf Null". Mittlerweile werden Mahlzeiten für Kinder in der Notbetreuung produziert. Pro Tag sind es aber nur 40 bis 45 Essen. Die Belegschaft ist deshalb auf Mensaleiterin Hildegard Dresselhaus und die beiden Auszubildenden zusammengeschrumpft – die übrigen 16 Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit Null. OGS bieten Notgruppen an Die ebenfalls vom Droste-Haus getragenen Offenen Ganztagsschulen bieten unterdessen Notgruppen an. Derzeit finanzieren Stadt und Land die Arbeit weiter, um diese Infrastruktur nicht zu gefährden. Was aber passiert, wenn die Unterstützung auch noch in die Haushaltspläne für das kommende Jahr fortgeschrieben werden muss, obwohl die OGS vielleicht noch nicht in den Normalbetrieb zurückgekehrt ist? Für den Monat April hat die Stadt zur Entlastung betroffener Familien auch die Elternbeiträge übernommen. Rund 50 Mitarbeiter des Droste-Hauses sind in diesem Bereich tätig, 90 Prozent davon in Teilzeit. Um diese schwierige Zeit zu überstehen, habe sich die Droste-Haus-Stiftung als &bdquo;ungeheurer Segen" erwiesen, sagt Schafmeister. Die Stiftung, die es seit 20 Jahren gibt, hat bereits eine ordentliche sechsstellige Summe an Rücklagen gebildet. Damit kann so manches Loch im Etat der Einrichtung gestopft werden. &bdquo;Das lässt mich im Augenblick etwas ruhiger schlafen." Denn: &bdquo;Bis Ende 2020 kriegen wir das hin. Da bin ich sicher. Bis dahin muss uns etwas eingefallen sein."

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