Landrat des Kreises Gütersloh bringt bald Gurken nach Familienrezept auf den Markt

Verl. Es ist eine Kindheitserinnerung. Wenn Sven-Georg Adenauer als kleiner Junge seine Großmutter in Kalmar an der schwedischen Ostküste besuchte, kamen zum Essen Tante Daddas Gurken auf den Tisch: Salatgurken, in feine Scheiben geschnitten und mit Senfkörnern, Kräutern, Zucker, Essig und reichlich Salz herzhaft gewürzt, vorzugsweise zum schwedischen Mittagessen &bdquo;Lunch" als Belag auf dem mit Leberwurst bestrichenen Knäckebrot gereicht. An die Urgroßtante kann sich Adenauer kaum noch erinnern, an den besonderen schwedischen Gurken-Salat, der eher eine echte Beilage ist, umso mehr. Demnächst kommen Tante Daddas Gurken in Verl auf den Markt: als &bdquo;Gourmet-Gurken" unter dem Namen &bdquo;Adenauers", nach dem original schwedischen Familienrezept vom Landrat persönlich gewürzt. Die Wort-Bild-Marke &bdquo;Adenauers", ein weißer Schriftzug auf schwarzem Grund, darüber das Konterfei des Namensgebers, entwickelt im Hause &bdquo;Verler Leben", hat Sven-Georg Adenauer beim Patentamt in München angemeldet. Auch das steht durchaus in guter Familientradition: Großvater Konrad, später erster Kanzler der Bundesrepublik, erwarb 1915 beim Kaiserlichen Patentamt ein Patent für ein dem rheinischen Schwarzbrot ähnelndes Schrotbrot mit hohem Maisanteil, und drei Jahre später vom englischen König Georg V. ein Patent für eine fleischlose Sojawurst. Das Rezept von Tante Dadda wurde in der Familie weitergereicht Konrad Adenauers &bdquo;Notzeitenbrot" soll übrigens fürchterlich geschmeckt haben; die Kölner nannten es auch &bdquo;Viehfutter". Und die Rezeptur der so genannten &bdquo;Friedenswurst" würde heute gegen das Lebensmittelrecht verstoßen. Ganz anders die schwedischen Gurken. Tante Daddas Rezept kam allenthalben so gut an, das es in der Familie weiter gereicht wurde. &bdquo;Oma und Mutter haben es nachgemacht", erinnert sich Sven-Georg Adenauer. Auch in Rhöndorf und in der Eifel wurde die Beilage in Marmeladengläsern abgefüllt. &bdquo;Und von mir später in Rheda-Wiedenbrück." Ein- bis zweimal im Jahr geht der Landrat &bdquo;für kleine Mengen" zu Werke, &bdquo;denn das hält sich problemlos ein Jahr". Und wenn die schwedischen Gurken bei Adenauer auf den Tisch kommen, hagelt es regelmäßig Komplimente der Gäste. &bdquo;Das müsste man kaufen können", habe er oft zu hören bekommen, sagt Adenauer und berichtet von der Vorbestellung eines Partei-Kollegen: Der will gleich zehn Gläser haben. "Greta würde Purzelbaum schlagen" Deshalb steht der Landrat jetzt auf dem Verler Biohof Bremehr in der Küche und rührt Gurkenscheiben in einem Zehn-Liter-Steinguttopf um. Produziert wird nun nicht mehr in kleiner Menge: An diesem Abend sind 30 Salatgurken zu verarbeiten, Senfkörner schüsselweise und Salz aus ganzer Tasse. &bdquo;Der Hannes im ,Bürmanns Hof, der hat mich heiß gemacht", bekennt Adenauer. In dem Gasthaus neben der St.-Anna-Kirche und &bdquo;Bei Sven" an der Österwiehe Straße sollen &bdquo;Adenauers Gourmet-Gurken" denn auch in ein paar Wochen serviert werden. Zu kaufen sein wird die Gurken-Beilage nach schwedischem Rezept zudem in Bremehrs Hofladen. Der Biohof erschien Adenauer als idealer Partner: &bdquo;Tante Daddas Gurken sind vollständig bio – Greta würde Purzelbaum schlagen." Und Elisabeth Bremehr geht ihm tatkräftig zur Hand. Acht kleingehobelte Salatgurken reichen für drei Liter, und vom Dill werden ganze Bunde gehackt. Da schnappt sich die Hausherrin mit der Bemerkung &bdquo;der streichelt den" das Wiegemesser und legt los. Er verdiene am Verkauf der Gurken keinen Cent, sagt Adenauer Immer wieder wird gemeinsam abgeschmeckt, denn das Rezept will für das Fassungsvermögen der 100 Jahre alten bremehrschen Sauerkrauttöpfe hochgerechnet werden. Als Vergleichsprobe dient ein mittlerweile nur noch spärlich gefülltes Glas aus Adenauers Keller – doch das ist leider etwas problematisch, verrät der Inhalt doch nachdrücklich, warum die Gurken vor der Verkostung erst noch sechs Wochen ziehen müssen. Irmgard Jungeilges, die gerade im Hofladen Feierabend hat und kurz zum Kosten in der Küche vorbeischaut, verengt es die Augen: &bdquo;Das macht aber Durst!". Noch ist vom Aroma der weiteren Zutaten kaum etwas zu spüren – das Salz aber verlangt nach sofortigem Getränk. Elisabeth Bremehr schleppt einen 30-Liter-Steinguttopf herbei. &bdquo;Wenn wir den füllen, sind wir aber dicke im Geschäft", scherzt Adenauer. Nein, eine Nebenerwerbsgenehmigung brauche er für dieses Projekt nicht, sagt der Landrat. &bdquo;Mein Traum war es, mal etwas mit Lebensmitteln auf den Markt zu bringen", am Verkauf des Produktes, &bdquo;so es denn dann jemand haben will", verdiene er keinen Cent. In zwei oder drei Wochen will Sven-Georg Adenauer wieder vorbeischauen und &bdquo;geschmacklich feinjustieren". Angesichts der noch immer 16 Salatgurken, die auf einer großen Platte liegen und darauf warten, in dünne Scheiben geschnitten zu werden, steht aber schon heute fest: Der begeisterte Partei-Freund wird auf seine zehn Gläser noch ein wenig warten müssen.

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