Mutter von verstorbenem Sohn entsetzt - warum wurde Grab im Kreis Gütersloh abgeräumt?

Steinhagen. Regelmäßig besucht eine Steinhagenerin das Urnengrab ihres Sohnes, der vor sieben Jahren plötzlich starb. Bei einem ihrer jüngsten Besuche auf dem Waldfriedhof ist das Entsetzen groß. Die Blumen und ein Engel, die die Grabstätte schmückten, sind weg. Nicht gestohlen, sondern vom Friedhofsgärtner ganz offiziell entfernt. Die Familie, die anonym bleiben möchte, ist sauer. &bdquo;Meine Frau ist nach Hause gekommen und war erschüttert. Das hat ihr richtig Schmerzen bereitet“, erzählt ihr Mann. Dass eine kleine Figur, die aber eine umso größere Bedeutung habe, einfach vom Grab ihres Sohnes genommen wurde, halten die Hinterbliebenen für pietätlos. Dass sich der ganze Vorgang ausgerechnet vor dem Osterfest ereignet habe, mache die Angelegenheit noch schlimmer. Dabei war es eine Aktion mit Ansage. Und das Osterfest hat tatsächlich eine Rolle gespielt. Denn auf dem Steinhagener Waldfriedhof stehen unübersehbar Hinweisschilder verteilt. So unübersehbar, dass auf Facebook bereits darüber diskutiert wird, ob derartige Verbotsschilder an so einem Ort der Stille und Einkehr, in einer derartigen Präsenz überhaupt etwas zu suchen haben. Entsorgung von Grabschmuck war bereits angekündigt worden Die Schilder weisen darauf hin, dass Grabschmuck auf den Gräbern nach Ostern entsorgt wird. Und zwar &bdquo;konsequent entsorgt“ wird. Gemeint sind ausschließlich Gemeinschaftsgrabstätten, die von der Friedhofsgärtnerei gepflegt werden. Also solche, die laut Friedhofssatzung nicht individuell gestaltet werden dürfen. Das weiß auch die betroffene Familie. &bdquo;Fakt ist aber, dass das Ablegen von Blumen und kleinen Dingen dort seit sieben Jahren durchaus toleriert wird“, beschwert sich der Steinhagener, &bdquo;das stört ja auch niemanden“. Außerdem sei auf den Schildern von einem Entfernen des Gedenkschmucks nach Ostern die Rede gewesen. Doch bereits am Donnerstag vor dem Fest habe seine Frau vor dem kahlen Grab gestanden. &bdquo;Ich weiß um die Regel“, sagt der Mann, &bdquo;mich treibt die Art und Weise um, wie die Kirchengemeinde vorgeht. Ich wünsche mir da schon etwas mehr Mitgefühl.“ Grabschmuck muss entfernt werden, um Pflegearbeiten durchführen zu können Klaus Redecker ist stellvertretender Vorsitzender des Friedhofsausschusses der evangelischen Kirchengemeinde und kennt die Regeln auf dem Waldfriedhof genau. &bdquo;Diese Gräber werden regelmäßig von der von uns beauftragten Gärtnerei Merten abgeräumt. Das passiert in der Regel zu hohen Feiertagen wie Ostern“, erklärt Klaus Redecker. Denn gerade dann soll der Friedhof ein ordentliches Erscheinungsbild abgeben. Außerdem müssten der Gedenkschmuck und die Blumen entfernt werden, damit die Friedhofsgärtner die Pflegearbeiten durchführen können. &bdquo;Das ist natürlich ein sehr sensibles Thema“, weiß Redecker. &bdquo;Die Dinge, die dort abgelegt werden, sind mit Emotionen behaftet. Und mir tut es leid, wenn da jetzt jemand aufgewühlt ist.“ Wer sich für Gemeinschaftsgrab entscheide, müsse sich mit den Regeln abfinden Dass in diesem Fall, anders als auf den Schildern angegeben, bereits vor Ostern Dinge entfernt wurden, werde er intern zur Sprache bringen. Da müssten gegebenenfalls die Arbeitsabläufe optimiert werden. Doch in der Sache bleibt er konsequent. Wer sich für eine Gemeinschaftsgrabstätte entscheide, die von der Friedhofsgärtnerei betreut werde, müsse sich dann auch mit den damit geltenden Regeln abfinden, so Redecker. Und die besagen, dass eine individuelle Gestaltung, auch mit einer Engelsfigur, dann eben nicht möglich ist. &bdquo;Wenn ich heute einen Blumenstrauß dort hinstelle, muss ich damit rechnen, dass er morgen nicht mehr da ist“, sagt Redecker. Anderen Angehörigen, die sich an die Regeln halten, sei es sonst auch nicht zu erklären, wenn sich auf den Gräbern nach und nach die welken Pflanzen sammelten. Sammelablageplätze sind in den vergangenen Jahren eingerichtet worden &bdquo;Wir haben allerdings in den vergangenen Jahren festgestellt, dass der Wunsch nach persönlichem Schmuck auch bei Gemeinschaftsgrabstätten immer stärker wurde und haben darauf reagiert“, berichtet der stellvertretende Ausschussvorsitzende. &bdquo;Wir haben darum Sammelablageplätze eingerichtet, auf denen Gedenkschmuck und Blumen abgelegt werden können.“ Aber nicht jeder nutze dieses Angebot. Wer lieber ein Grab nach seinen persönlichen Vorlieben individuell gestalten möchte - egal ob bei Sarg- oder Urnenbestattung - könne eine entsprechende Grabstelle wählen, so Klaus Redecker. &bdquo;Darum sollte man sich bereits zu Lebzeiten Gedanken darüber machen, was die Wahl des Grabes für mich beziehungsweise für meine Angehörigen bedeutet.“ Was die Bestattungen auf dem Steinhagener Waldfriedhof angeht, machen dort Urnenbestattungen inzwischen 70 Prozent aus. Für zwei Drittel der Urnen werden Gemeinschaftsgrabstätten ausgesucht, die von der Friedhofsgärtnerei gepflegt werden. Nur ein Drittel wählt noch ein individuell gestaltbares Grab. &bdquo;Immer mehr Menschen möchten ein Grab nicht auf die Dauer von 30 Jahren pflegen müssen und übergeben das an uns“, erklärt Klaus Redecker diese Entwicklung.

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