Lost Place: Im Kreis Gütersloh versteckt sich ein gigantisches, geheimes Bauwerk

Steinhagen. Sechs Meter unter Brockhagens Kuhwiesen liegt ein Relikt des Kalten Krieges versteckt. Über rund 900 Quadratmeter erstreckt sich der labyrinthartig angelegte Kommunikationsbunker, der seinerzeit so geheim war, dass nicht einmal das Bauunternehmen gewusst haben soll, was dort genau entstand. Anfang der 1970er Jahre war das 6,5-Millionen-DM-Projekt begonnen worden. Während auf dem Kamm des Teutoburger Waldes der noch heute weithin sichtbare Fernsehturm gebaut wurde, entstand knapp zehn Kilometer Luftlinie entfernt das Geheimprojekt, das für die deutsche Kommunikation nicht weniger wichtig war. Der Zeitpunkt war vermutlich nicht zufällig gewählt. Der Bau des großen Turms könnte die Tarnung des in der Region einzigartigen Riesenbunkers vereinfacht haben. Hunderte Lkw-Fuhren Beton waren schließlich für das unterirdische Bauwerk mit mehreren Meter dicken Wänden nötig. Dafür war während des Baus eigens eine Straße auf der benachbarten Wiese angelegt und nach der Fertigstellung wieder abgerissen worden. Technik war teurer als der Bunker selbst Rund um den Betonkern liegt nach Expertenberichten eine flexible Gummi-Sohle. So sollte sich der Koloss im Falle eines direkten Treffers einer Fliegerbombe bewegen und so die Explosionsenergie aufnehmen können, ohne zerstört zu werden. Was genau im Bunker - der sich damals im Eigentum der Post befand - passierte, wäre auch ohne die jahrzehntelange Geheimhaltung schwer genug zu verstehen. Spezielle Automaten legten Telefongespräche auf große Kupferleitungen und verstärkten die Signale. 10.800 Gespräche gleichzeitig konnte die Anlage allein auf einem Kupferkabel weiterleiten. Insgesamt sollen es bis zu 100.000 parallel gewesen sein. Dabei soll die damals hochmoderne Technik sogar noch deutlich teurer gewesen sein als die Baukosten des Betonungetüm selbst. Alle telefonischen Ferngespräche aus der Region Ostwestfalen - ob zivil oder militärisch - sollen in den 1970er und 1980er Jahren über den Bunker gelaufen sein. Schon wegen dieser Bedeutung wurde der Bunker nicht in einer Stadt gebaut, die im Kriegsfall vermutlich früher und stärker bombardiert worden wäre. Auch in der näheren Umgebung war die Anlage geheimnisumwoben. Im Katastrophenfall sollten ein Team mehrere Wochen im Bunker leben können Von Rechts wegen streng geheim war der Brockhagener Bunker vor allem, weil auch das Militär über die Anlage im Ernstfall des Kalten Krieges die Notkommunikation aufrecht erhalten hätte. Einige Leitungen waren entsprechend reserviert. Wäre es zum Angriff der Sowjetunion gekommen, hätten die Techniker im Bunker selbstständig weiterarbeiten und die Kommunikation der verblieben Institutionen aufrechterhalten können. Noch heute können Gäste einer der seltenen Führungen die zwölf Stockbetten besichtigen, die in den niedrigen, kahlen Räumen für den Notfall bereit standen. Ganze Räume waren auch für riesige Kohlefilter reserviert, die die überirdisch angesaugte Luft von nuklearer Belastung reinigen sollten. Auch der Dieselgenerator, der den nötigen Strom für die Geheimanlage produzieren sollte, existiert noch. Im Katastrophenfall sollte ein Team aus Militärs und zivilen Kommunikationstechnikern im Bunker mehrere Woche vollkommen autark arbeiten und leben können. Wie realistisch das war, ist nicht gesichert. Ehemalige Mitarbeiter der Anlage berichten, dass beispielsweise die nötigen Lebensmittel- und Wasservorräte nicht systematisch geführt wurden. Bunker befindet sich heute in Privatbesitz einer Familie In den 1990er Jahren verlor der Bunker aufgrund des Ende des Kalten Krieges und technischer Neuerungen an Bedeutung, 1997 wurde er endgültig aufgegeben. In Zeiten von Glasfasertechnik ist das Kommunikationsnetz heute dezentraler organisiert und damit weniger anfällig. Seit vielen Jahren steht der Bunker leer. Er befindet sich heute im Privatbesitz einer Haller Familie. Von Zeit zu Zeit organisiert der Brockhagener Heimatverein Führungen, zum Teil mit ehemaligen Mitarbeitern der Anlage. Der Eingang des Bunkers - ein kleines, einsam gelegenes, eingezäuntes Flachdachgebäude an der kleinen Straße Birkenvenn - ist nur schwerlich zu erkennen.

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