Nach 47 Jahren: Beliebter Nikolaus aus dem Kreis Gütersloh geht in den Ruhestand

Steinhagen. Als Dieter Molske 1976 zum ersten Mal den roten Mantel anzog, flossen Tränen. "Meine Tochter war damals zwei Jahre alt, hat mich nicht erkannt und angefangen zu weinen", erinnert sich Steinhagens Nikolaus. Nicht schön, aber damit war zumindest der Beweis erbracht, dass die Verwandlung vom Familienpapa zum Geschenkebringer ganz gut gelungen war. Diesen Samstag hat Dieter Molske zum letzten Mal seinen Auftritt beim Steinhagener Weihnachtsmarkt. Dann verabschiedet sich der Nikolaus in den Ruhestand. "Dieter Flöttmann, der damalige AGS-Vorsitzende, hatte mich gefragt, ob ich mir die Rolle des Nikolauses vorstellen könnte", erinnert sich Dieter Molske und streicht sich über den weißen Bart. Der hätte jetzt eigentlich viel länger sein müssen. "Denn normalerweise lasse ich den Bart schon von August an wachsen, damit er dann am ersten Advent die richtige Nikolaus-Länge hat", verrät Dieter Molske. "Dieses Jahr ist er kürzer, weil ich gar nicht mehr damit gerechnet habe, dass ich nochmal als Nikolaus auftrete." Doch weil offenbar auch in der Nikolaus-Branche Fachkräftemangel herrscht, hat er die Rolle seines Lebens doch noch einmal übernommen. Die professionelle Herangehensweise in der Bart-Frage hat Dieter Molske schon vor so manch peinlichem Moment bewahrt. Denn obwohl strengstens verboten, komme es durchaus vor, dass ungezogene Kinder den Nikolaus am Bart ziehen. "Die staunen dann, wenn sie merken, dass der echt ist", berichtet Dieter Molske schmunzelnd, "und die Eltern raunen den Kindern dann zu: Siehst'e, das ist der echte!" Weißes Spray für den Bart Für die Verwandlung zum Nikolaus war über all die Jahre Dieter Molskes Frau Christiane zuständig. "Die schminkt mich und hat ein spezielles Spray, mit dem der Bart richtig schön weiß wird", erzählt der Nikolaus. Inzwischen vertrage er das Spray zwar nicht mehr, aber der Bart ist über die vielen Jahre ohnehin von alleine immer weißer geworden. Traditionell hat der Nikolaus beim Steinhagener Weihnachtsmarkt samstagnachmittags seinen Auftritt. "Die AGS hat sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, wie ich zur Bühne auf den Marktplatz komme", erzählt Dieter Molske. Einmal hatten die Organisatoren Helmut Meyer vom heimischen Ballonhafen mit einem Hubschrauber engagiert, um den Nikolaus einfliegen zu lassen. An den Auftritt erinnert sich der Nikolaus mit Schrecken. "Ich konnte durch die gläserne Kabine nach unten schauen und hatte plötzlich echt Angst", weiß Dieter Molske noch sehr genau. "Als wir endlich gelandet waren, brauchte ich erst mal einen Schnaps, bevor ich auf die Bühne gehen konnte." Ein anderes Mal sollte der Nikolaus auf einem Esel auf den Marktplatz reiten. "Doch der hat mich gebissen. Mein Finger wurde ganz dick und blau", erinnert sich Dieter Molske. Steinhagener Weihnachtsmarkt ist besonders Unfallfrei verliefen die Auftritte auf der Bühne. Kein Wunder, den Umgang mit Kindern ist Dieter Molske von Berufs wegen gewohnt. Als Gemeindepädagoge der evangelischen Kirchengemeinde Steinhagen habe er sich auch eine Spontanität erworben, die ein Nikolaus gebrauchen kann. "Als einmal der Volkstanzkreis Halle nach meinem Auftritt gebucht war, habe ich mich einfach untergehakt und mitgetanzt", erzählt Dieter Molske und lacht. Mit 75 Jahren will er in diesem Jahr ein letztes Mal den Nikolaus geben. "Mein Herz hängt wirklich an dieser Aufgabe. Aber ich muss auch an mein Alter und an meine Gesundheit denken", sagt Dieter Molske. Außerdem sollen mal Jüngere ran. "Meinetwegen auch mit angeklebten Bart", sagt Dieter Molske augenzwinkernd. In der Aktionsgemeinschaft Steinhagen (AGS), die den Steinhagener Weihnachtsmarkt organisiert, will er aber weiter mitarbeiten. "Unser Weihnachtsmarkt ist der schönste, weil ein besonderer Gedanke dahinter steht", sagt Molske und verweist auf den gemeinnützigen Zweck: Der Reinerlös kommt auch in diesem Jahr Bedürftigen innerhalb Steinhagens zugute. Wer will dem Nikolaus da widersprechen?

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