Kinderärztin am Limit: "Corona fegt wie Buschfeuer durch Kitas und Schulen"

Steinhagen. Seitdem Katharina Koschinski vor einem halben Jahr die Nachfolge von Maria Rita Bredenbröker angetreten hat, befindet sich ihre Kinderarztpraxis an der Bahnhofstraße 21 in Steinhagen im Corona-Modus. Doch erst die aktuelle Omikron-Welle hat dafür gesorgt, dass die Zahl der kleinen Corona-Patienten deutlich zugenommen hat. &bdquo;Corona fegt gerade wie ein Buschfeuer durch die Kitas und Schulen", so der Eindruck der Kinderärztin. In der Regel kämen die Jungen und Mädchen in die Praxis, weil ein Corona-Schnelltest positiv war, oder weil es im Umfeld der Kinder einen Infektionsherd gibt. &bdquo;Vergangenen Montag war es richtig schlimm. Da hat das Telefon gar nicht mehr aufgehört zu klingeln", berichtet Koschinski. &bdquo;Wir haben allein in der vergangenen Woche 30 PCR-Tests durchgeführt. Davon waren rund 75 Prozent positiv." Nicht immer verlaufe die Krankheit bei Kindern völlig harmlos oder gar symptomfrei. &bdquo;Einige haben nur etwas Schnupfen, andere werden aber richtig krank und liegen mit Fieber im Bett", berichtet die Ärztin. Magen-Darm-Beschwerden und Fieber Die Symptome seien ganz unterschiedlich: &bdquo;Wir haben aktuell Patienten, die kommen mit Symptomen zu uns, die eher an eine Blinddarmentzündung erinnern. Die haben Magen-Darm-Beschwerden und entwickeln nach ein, zwei Tagen Fieber", so Koschinski. Hinzu kämen Schnupfen und Husten. &bdquo;Den Kindern geht es schnell schlecht, aber nach drei Tagen im Bett sind sie auch sehr schnell wieder fit", fügt sie hinzu. Lesen Sie auch: Weiße Flagge an Gütersloher Grundschulen - "weil wir alle einfach nicht mehr können" Behandelt werden die an Covid-19 erkrankten Kinder mit fiebersenkenden Medikamenten, die auch bei anderen grippalen Infektionskrankheiten zum Einsatz kommen. &bdquo;Schlägt die Krankheit auf die Bronchien, kommen Asthmasprays zum Inhalieren zum Einsatz", berichtet die Kinderärztin. Krankenhauseinweisungen seien bisher nicht notwendig gewesen. Ärztin hat einen Tipp parat - vor allem gegen Husten Oft reiche ein gutes Hausrezept, um den Krankheitsverlauf etwas zu lindern. &bdquo;Einfach Zwiebelsaft mit Honig oder Zucker über Nacht stehen lassen. Dann hat man einen Sud, der vor allem gegen den Husten hilft", hat Katharina Koschinski einen Tipp parat. &bdquo;Schließlich heißt es vor allem Durchhalten", fügt sie hinzu. Und das gelte nicht nur fürs kranke Kind, sondern auch für die Eltern. &bdquo;Ich stelle im Praxisalltag immer wieder fest, was für eine enorme Belastung Corona für eine Familie sein kann. Da kommt eine Mutter mit einem Kind und steht nach einer Woche mit dem nächsten in der Praxis. Da wird dann einer nach dem anderen krank. Das ist über einen längeren Zeitraum natürlich zermürbend für viele Eltern", weiß Katharina Koschinski. Sie rät zur Impfung Auch wenn Kinder eine Coronainfektion in der Regel nach wenigen Tagen überstanden haben, rät die Ärztin zur Impfung. Schon deshalb, weil Kinder an dem multisystemischen Entzündungssyndrom Pims als Folge einer Corona-Infektion erkranken können. Laut Deutscher Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie muss die Mehrheit der Pims-Patienten intensivmedizinisch versorgt werden. Folgeerkrankung: Fieber, Durchfälle und Hautausschlag Offiziell gemeldet haben Kinderärzte bisher 660 Fälle, doch die Dunkelziffer dürfte höher sein. Experten gehen von bislang tausend Fällen aus. Typische Anzeichen sind mehrere Tage anhaltendes hohes Fieber sowie Durchfälle und/oder Hautausschläge typischerweise vier bis acht Wochen nach einer Sars-CoV-2-Infektion. &bdquo;Die Risiken sind also selten, aber sie existieren auch bei Kindern, und wir können sie mit einer Impfung minimieren", so Dr. Koschinski. In diesem Jahr hat sie bereits 115 Kinder gegen das Coronavirus geimpft. Vorsichtig optimistisch blickt Steinhagens neue Kinderärztin in die nahe Zukunft: &bdquo;Ich habe den Eindruck, dass sich die Corona-Situation etwas entspannt. Zumindest mussten wir in den vergangenen Tagen weniger PCR-Tests durchführen." Das könnte für Entlastung im Praxisalltag sorgen, in dem es auch ohne Corona genug zu tun gibt. Denn bereits seit dem Spätsommer schlagen auch andere Infektionskrankheiten wieder voll durch. Seit Januar nur noch Patienten aus Steinhagen und Randgebieten &bdquo;Als ich meine Praxis im August eröffnet habe, war ich die einzige Kinderärztin in der Umgebung, die noch Patienten aufgenommen hat. Darunter auch welche aus Bielefeld und Gütersloh", berichtet die Medizinerin. &bdquo;Seit Januar nehmen wir aber nur noch Kinder aus Steinhagen und den Randgebieten auf, weil wir inzwischen für mehr einfach keine Kapazitäten haben." Die Kinderärztin, selbst Mutter von zwei Kindern, denkt jedoch darüber nach, sich mittelfristig einen Kollegen oder eine Kollegin als Unterstützung in die Praxis zu holen.

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