Vater soll Tochter fast 80 Mal missbraucht haben - nun steht er vor Gericht

Steinhagen. Kurz vor Ablauf der Sechsmonatsfrist, innerhalb der einem Inhaftierten der Prozess gemacht werden muss, begann am Montag die Verhandlung gegen einen 44-jährigen Familienvater aus Steinhagen vor der IV. Strafkammer des Bielefelder Landgerichts. Ihm werden 76 sexuelle Straftaten an seiner eigenen Tochter vorgeworfen. Das Mädchen war zwischen sieben und 14 Jahre alt. Am 4. Juni dieses Jahres endete die qualvolle Zeit für das Kind: Sein Vater wurde festgenommen, die Steinhagener Wohnung durchsucht, wo Computer mit kinderpornografischem Material gefunden und gesichert wurden. Nach der jetzigen Planung sind acht Verhandlungstermine bis zum 14. März vorgesehen. Lesen Sie auch: 51-Jähriger missbrauchte über Jahre die eigene Tochter Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft benötigte etwas mehr als 20 Minuten, um die lange Reihe der Vorwürfe gegen den kleinen, schmächtigen und ruhig wirkenden Angeklagten vorzutragen. In ihren Ausführungen stellte sie den Mann als sexgierigen, sadistischen Triebtäter dar, der – so wie die Taten beschrieben wurden – ein schwer traumatisiertes Kind hinterlassen hat. 76 Mal soll er sich an dem Mädchen vergangen haben. Taten spielten sich in drei Wohnungen ab Die Taten spielten sich in drei Wohnungen in Steinhagen und Bielefeld-Senne ab. 2013 trennten sich die Eheleute. Die Frau zog nach Bielefeld, er blieb in Steinhagen. Sie teilten sich das Sorgerecht, was dazu führte, dass die damals siebenjährige Tochter und ihr Bruder regelmäßig bei dem Vater in Steinhagen wohnten. Schon damals verging er sich laut Anklage an dem kleinen Mädchen, berührte sein Geschlechtsteil, ließ sich befriedigen. Damit sie &bdquo;nicht so frigide würde wie die Mutter", soll der Mann die Taten laut Staatsanwältin begründet haben. Mit zunehmenden Alter verlangte er dem Kind mehr ab: Oral-, Anal-, und Geschlechtsverkehr. Obwohl die Familie in ihrer Gesamtheit in Steinhagen wieder zusammen wohnte, kam es weiter zu Übergriffen des Vaters. Nach dem Verlesung der Anklageschrift bat der Verteidiger um ein nicht öffentliches Rechtsgespräch. Inhaltlich ging es um die Frage, was es bringe, wenn der Angeklagte gestehe und damit der Tochter eine Vernehmung vor Gericht erspare. Das sei auf jeden Fall strafmildernd, räumten die beteiligten Juristen ein. Angeklagter verzichtet darauf, Tochter die Tortour zu ersparen Der Verteidiger formulierte seine Straferwartung mit drei bis vier Jahren. Der Vorsitzende Richter der IV. Strafkammer, Carsten Glashörster, führte aus, für die Kammer und die Staatsanwaltschaft sei dies eindeutig zu gering, ihnen schwebe ein Strafmaß von acht bis neun Jahren Haft vor. Das wiederum erschien dem Verteidiger deutlich zu hoch. Er wollte vom Sachverständigen wissen, ob er dem Angeklagten einen Hang attestiere, der möglicherweise zu einer Sicherungsverwahrung führen werde. Die Beantwortung ließ das Gericht nicht zu. Die Kammervorsitzende führte aus, dass die Sicherungsverwahrung nicht im Vorfeld verhandelbar sei. Dafür bat der Verteidiger um Bedenkzeit. Nach der Pause führte der Gutachter im Einvernehmen mit der Kammer aus, dass ein Geständnis nicht besonders viele Bonuspunkte und damit Strafmilderung bringe. Nach erneuter Beratung mit seinem Verteidiger lehnte der Angeklagte einen Deal ab. Tochter sagt im Januar aus In der Folge wird seine Tochter vom Gericht auf den 13. Januar geladen und zu den Vorwürfen vernommen. Der Vorsitzende Richter sagte, er werde den Tag mit einer öffentlichen Verhandlung eröffnen. Die Jugendliche werde dann aber wohl unter Ausschluss der Öffentlich vernommen. Einen entsprechenden Antrag kündigte bereits die Nebenklägerin an, die die Interessen der 14-Jährigen vertritt. Die Anwältin zeigte sich enttäuscht, dass der Vater seiner Tochter diese Tortour zumute, sie sei belastet genug.

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