Ärger über Baustelle im Kreis Gütersloh: Geschäft bangt jetzt um seine Existenz

Schloß Holte-Stukenbrock. Die Geschäfte in Stukenbrock werden gern von Kunden aus Oerlinghausen besucht. Doch die Einmündung von der Flugplatzstraße auf die Bielefelder Straße ist seit dreieinhalb Wochen dicht. Zunächst gab es Beschwerden von Anwohnern, derer sich die Stadt angenommen, Passierscheine ausgestellt und Straßen zu Anliegerstraßen erklärt hat, was auch kontrolliert wird. Damit soll verhindert werden, dass Lastwagen die Baustelle über Schleichwege umfahren. Was für Anwohner in höchstem Maße unbequem und störend ist, aber kein Geld kostet, sieht für die Geschäftsleute im Ortskern anders aus. Kerstin Tegeler hat ihr Geschäft JoJo Kids only an der Hauptstraße erst vor einem Jahr eröffnet. Ihr war klar, dass der Standort ein schwieriger war. Doch sie hat zahlreiche Kunden aus Oerlinghausen und Lipperreihe. Die kommen jetzt kaum noch in das Kindermodengeschäft. &bdquo;Der Umsatz ist seit Beginn der Baumaßnahmen um 50 Prozent eingebrochen“, sagt sie. Noch kann ihre Filiale in Detmold die Verluste in Stukenbrock ausgleichen. &bdquo;Aber das geht nicht für längere Zeit“, sagt sie. Für den Laden geht es um die Existenz. Tegeler hat sich zunächst an die Stadtverwaltung gewandt, bekam dort aber letztlich nur die Auskunft, dass für Sondergenehmigungen der Kreis zuständig sei. Kritik an der Informationspolitik von Straßen NRW Dort erfuhr sie dann, dass der Kreis Gütersloh für sie keine Ausnahme machen könne, denn auch schon anderen Geschäftsleuten war abgesagt worden. Sehr kritisch sieht sie die Informationspolitik des Landesbetriebes Straßen NRW. Es gab im Vorfeld keine Informationen darüber, wann die Baumaßnahme beginnen und wann sie abgeschlossen werden sollte. &bdquo;Ich habe davon aus der Zeitung erfahren und von Kunden, die mir sagten, dass sie nur über einen großen Umweg hierher kommen könnten“, sagt Tegeler. Mindestens 20 Prozent weniger Kunden habe sie, sagt Nelli Richert von Richhome. An der Hauptstraße bietet sie hochwertige Wohnaccessoires an und betreibt ein kleines Café. Das ist beinahe leer. Ein einzelner Gast sitzt am Fenster und arbeitet am Laptop. Es sei im Moment recht chaotisch, sagt die Geschäftsfrau. Einem Lieferanten habe sie erklären müssen, wie er wieder zur Autobahn kommt. Gedanken macht sie sich über eine Veranstaltung am Samstag, 16. August. Dann bietet sie zwischen 9 und 13 Uhr einen Brunch an. &bdquo;Hoffentlich kalkulieren die Gäste mehr Zeit für die Anfahrt ein“, sagt sie. &bdquo;Da muss man durch“, sagt eine Raumausstatterin Weiter oben an der Hauptstraße werden die Bauarbeiten nicht als so störend empfunden. Karin Göke von Raumausstattung Brechmann argumentiert, dass die Situation an der Einmündung zur Flugplatzstraße entschärft werden musste. Sie steht aber auch auf dem Standpunkt: &bdquo;Da muss man durch. Und so lange dauert es auch nicht mehr, bis das Ganze fertig ist.“ Lesen Sie auch: Großbaustelle in Gütersloh: Hier entstehen jetzt 60 neue Wohnungen Im Geschäft hat sie die Sperrung nicht bemerkt. &bdquo;Wir haben hier auch keine Laufkundschaft“, sagt sie. &bdquo;Beim Bäcker oder Fleischer sieht das natürlich anders aus.“ Die Baustelle umfasst eine Fläche von 1.925 Quadratmetern auf einer Länge von 115 Metern. Wie Straßen NRW mitteilt, wird der Verkehr an der Kreuzung mit einer Ampel gesteuert. Und diese Ampel wird auch koordiniert mit der, die an der Kreuzung Hauptstraße/Holter Straße steht. Gleichzeitig mit der Installation der Ampel wird der Geh-und Radweg im Bereich Bielefelder Straße/Flugplatzstraße eine Breite von 2,50 Metern und barrierefrei ausgebaut. Dafür werden auch taktile Elemente eingesetzt, um die Wegeführung vor allem rollstuhl- und blindengerecht zu gestalten. Und das dauert. Darum kommt es bei den Bauarbeiten zu Verzögerungen Zunächst musste nach Auskunft von Maximiliane Plöger, Pressesprecherin bei Straßen NRW, die Fahrbahn abgefräst werden, dann musste der Oberboden für den Kanalbau abgetragen werden. Es folgte die Herstellung der Ampelfundamente inklusive der Leerrohrverlegung. Sechs von sieben Ampelfundamenten sind am Freitagmorgen eingebaut gewesen. Ab Mitte dieser Woche kann mit den Pflasterarbeiten für die Bordanlage begonnen werden. Es folgen dann noch die Herstellung des Gehweges, die Asphaltarbeiten und zum Schluss die Markierungen. Zeitverzögerungen gab es laut Plöger, weil die Bodenbewegungen sehr umfangreich gewesen seien. Es gibt zwar Pläne, auf denen die Lage der Kanäle eingezeichnet sind, aber diese seien alt und unvollständig, sodass sich die Situation erst beim Ausbuddeln zeigte. Arbeiten werden offenbar nicht bis zum Ende der Ferien fertig sein Die Kanäle lagen teilweise nicht an der Stelle, an der sie in den Plänen eingezeichnet waren. Das wiederum bedeutete, mehr Boden ausheben zu müssen. Außerdem sei viel Beton dabei gewesen, was die Arbeiten noch einmal in die Länge zog. Bis zur Fertigstellung, die laut Aussage eines Straßenbauers länger als die veranschlagte Zeit bis zum Ende der Sommerferien dauern wird, müssen Verkehrsteilnehmer aus Oerlinghausen eine weite Umleitung in Kauf nehmen. Diese führt über die Oerlinghauser Straße (L751), Dechant-Brill-Straße (K44) und die Holter Straße (K43) bis zur Kreuzung mit der Hauptstraße.

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