Mitgründerin von Spektakel im Kreis Gütersloh gestorben – sie prägte Event jahrzehntelang

Schloß Holte-Stukenbrock. Tolkemit in Westpreußen. Damit beginnt Marlis Brink ihr Buch über ihr Leben. Ungefiltert schildert sie ihre entsetzlichen Erlebnisse zum Kriegsende. Die Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten und die Verschleppung in den Ural. Und trotzdem ist das Buch lebensbejahend. Die Botschaft lautet, nie aufzugeben, durch Lebensfreude Kraft zu sammeln, seine Chancen wahrzunehmen und nie das Lebensglück aus den Augen zu verlieren. So wie Marlis Brink im Stukenbrocker Karneval. &bdquo;So war das“, heißt ihr Buch. Es zeigt beides: das Hässliche und das Schöne, das Leben und den Tod. In der Nacht zu Freitag, 23. Mai, ist Marlis Brink im Alter von 97 Jahren verstorben. Sie habe immer gearbeitet, aber auch gerne gefeiert Ihre Stukenbrocker Geschichte begann am 2. Mai 1949. Nach Kriegsende gelangt Marlis Brink wieder nach Deutschland, über viele Umwege schließlich nach Stukenbrock. Und findet dort die Liebe ihres Lebens, Hermann Brink. Sie heirateten 1953. Die beiden führten ein arbeitsreiches Leben, unter anderem mit der Sandgrube an der Augustdorfer Straße und einem Kohlenhandel. &bdquo;Ich habe immer gearbeitet“, sagte sie, &bdquo;egal, was es war. Aber ich habe auch immer gerne gefeiert.“ Was sie bei der Stukenbrocker Weiberfastnacht über Jahrzehnte bewiesen hat. Anne Oekenpöhler, Sylvia Westhoff, Hilde Brechmann und Ulla Beyer können das bestätigen. Sie kommen in einem Zeitzeugen-Film zu Wort, den der Filmemacher Michael Hallau 2018 über Marlis Brink gedreht hat. Brink stand jahrzehntelang an Spitze der Weiberschar beim Karneval In den Anfängen der Weiberfastnacht begleitet Marlis Brink als passionierte Reiterin 1952 den bescheidenen Umzug hoch zu Ross. Die karnevalistische Fernsehsendung &bdquo;Mainz wie es singt und lacht“ weckt schließlich in Marlis Brink und ihren Freundinnen den Wunsch, in Stukenbrock auch eine lustige Veranstaltung zu organisieren. Seitdem hat das Dorf ein Spektakel, das in OWL seinesgleichen sucht. Lesen Sie auch: 12.000 feiern Karneval im Kreis Gütersloh - die schönsten Videos und Fotos Tausende von wilden Weibern und Besuchern, fantasievollste Kostüme, Zeltpartys, Livemusik. Marlis Brink stand jahrzehntelang an der Spitze der Weiberschar, vorne auf der Bühne, auf der Jahr für Jahr &bdquo;wichtige“ Männer durch den Kakao gezogen und auf das Abenteuerlichste verkleidet werden, bevor die Partymeile freigegeben wird. Bis zum Jahr 2000 war Marlis Brink in die Organisation der Weiberfastnacht eingebunden. Auch fortan blieb sie dem Karnevalsverein treu. Und trotzdem spielt der Karneval in dem Buch nur eine untergeordnete Rolle. &bdquo;Sie war einfach ein Machertyp“, sagt ein früherer Wegbegleiter Simon Oekenpöhler kannte sie von kleinauf. Seine Mutte Anne und Marlis Brink waren sehr gut befreundet. Und später arbeiteten Simon Oekenpöhler und Marlis Brink für den Karneval zusammen. &bdquo;Die 47 Jahre Unterschied hast du im Karneval nicht angemerkt“, sagt er. Lesen Sie auch: Außergewöhnlicher Moment im Kreis Gütersloh - Karneval rührt plötzlich zu Tränen Auf die gemeinsamen Jahre blickt er gern zurück. &bdquo;Sie war einfach ein Machertyp.“ Und sie stand im Mittelpunkt des Interesses, wenn sie den Raum betrat. &bdquo;Sie hatte auch immer was zu erzählen. Und ab einer gewissen Stunde musste man mit ihr am Tresen singen.“ Egal wie schräg. Simon Oekenpöhler ist dankbar, diese bemerkenswerte Frau kennengelernt zu haben und mit ihr Zeit verbringen zu dürfen. Ihren 90. Geburtstag hat sie 2017 noch mit 140 geladenen Gästen im Gasthof &bdquo;Zur Post“ gefeiert. &bdquo;Das Fest ist ein Dankeschön an alle Stukenbrocker, denen ich es zu verdanken habe, dass ich hier eine neue Heimat gefunden habe“, sagte sie damals.

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