
Schloß Holte-Stukenbrock. Als lokaler Politverein ohne Dachverband ist die Christlich Soziale Bürgergemeinschaft, kurz CSB, nicht in den verkürzten Bundestagswahlkampf eingebunden. Sie tritt nur kommunal an. Sich sorgenfrei zurücklehnen und durchatmen können die CSB-Mitglieder allerdings nicht.
Denn der Verein hat wieder einmal Personalnot. Zum dritten Mal innerhalb von 16 Jahren steht die Existenz der CSB auf der Kippe. Ob sie zur Kommunalwahl im Herbst antreten wird, ist fraglich. Die CSB ist 1992 entstanden, nachdem fünf Ratsherren der CDU-Fraktion im Streit ihre Mitgliedschaft aufgekündigt hatten.
Noch vor der Kommunalwahl 1994 schlossen sich die beiden unabhängigen Gruppen zur CSB-FWG zusammen und erreichten ihr Spitzenergebnis von 15 Prozent. Um sich inhaltlich und namentlich von den bundesweit agierenden Freien Wählern zu distanzieren, tilgte die CSB 2012 das FWG aus ihrem Namen.
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Verein aus dem Kreis Gütersloh stand mehrfach vor dem Aus
2009 retteten Uwe Thost, Martin Wildemann und Roswitha Irmer die CSB, 2020 stand der Verein vor dem gleichen Dilemma. Die Rettung brachte die erste und bislang einzige Ehrenamtsmesse der Stadt. Am Stand der CSB haben sich so viele Menschen für den Verein interessiert und ihre aktive Mitarbeit angeboten, dass alle Wahlkreise besetzt werden konnten. „Wir hatten sogar noch Aktive in der Reserve“, sagt CSB-Vorsitzende und Fraktionssprecherin Britta Rusch. Es herrschte eine regelrechte Euphorie. Doch dann kam Corona.
Eine Handvoll Unterstützer wollten sich nicht nur über Teams, Zoom oder andere Videotools sehen – und kehrten der CSB den Rücken. Zwei, drei weitere haben schnell einsehen müssen, dass nicht nur Ideen entwickelt werden, sondern die lokalpolitische Arbeit auch aus staubtrockenem Dokumentenstudium besteht. Hinzu kamen Krankheiten und Wegzüge.
„Wir haben wirklich Pech gehabt“, sagt Sara Steinbeck. Vor zwei Jahren ist das Team auf einen Dreierkern zusammengeschrumpft: Den bilden Britta Rusch, Sara Steinbeck und Dustin Schulz. Zu den Fraktionssitzungen gesellen sich zwar noch Karl Heinz Snelting, Hagen-Volker Wiedey und Klaus Peter Kampsmann, sie wollen aber keine Verantwortung in Ausschüssen übernehmen.

Umbruch des Vereins aus dem Kreis Gütersloh steht bevor
Und der nächste Umbruch steht bevor. Denn Britta Rusch (55 Jahre) – 2020 auch Bürgermeisterkandidatin – kündigt im Gespräch mit der „NW“ an, in der neuen Legislaturperiode nicht mehr für Ausschussarbeit zur Verfügung zu stehen. Sie könnte sich höchstens vorstellen, als Vereinsvorsitzende und beratend weiterzumachen.
Auch Dustin Schulz tritt im Herbst nicht mehr an. Der 24-Jährige will voraussichtlich 2026 sein Masterstudium „Data Science“ vollenden. „Ich kann nicht gewährleisten, dass ich die nächsten fünf Jahre im Ort bleibe“, sagt er. Und wer einen Bürgerauftrag für ein politisches Amt erhält, sollte sich auch für die gesamte Legislaturperiode verpflichtet fühlen, ergänzt er.
Bleibt noch Sara Steinbeck (43 Jahre). Sie habe schon ein Mitmachangebot einer anderen Fraktion erhalten, aber abgelehnt. „Ich will meine Unabhängigkeit behalten.“ Die CSB wirbt damit, als Verein weder Parteivorgaben erfüllen zu müssen noch einem Fraktionszwang zu unterliegen. „Uns geht es ausschließlich um die Politik in der Stadt für die Bürger im Ort“, ergänzt Rusch.
Verein aus dem Kreis Gütersloh sucht Nachwuchs auf vielen Wegen
Da können in den Fraktionssitzungen ganz unterschiedliche Typen und Meinungen aufeinandertreffen. Damit der Umbruch kein Zusammenbruch wird, befeuert die CSB alle Kanäle und wirbt um Mitstreiter. Sie führt einen Whatsapp-Kanal, veröffentlicht auf Facebook und Instagram. Und ihren Bekanntenkreis haben die Mitglieder ebenfalls schon durch.
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Eine Ehrenamtsmesse, die 2020 einen Schub brachte, wird es voraussichtlich nicht wieder geben. Die Stadt will sie jedenfalls nicht veranstalten. „Und wir können so etwas nicht selbst stemmen“, sagt Britta Rusch. Was bleibt? Menschen ansprechen, wann immer es geht, und an jeder Tür klingeln, um auf die CSB aufmerksam zu machen. Sara Steinbeck unterstreicht: „Wir sagen noch nicht: Das war’s.“
Wer Interesse an der Arbeit der CSB hat oder einfach mal in eine Fraktionssitzung hineinschnuppern will, kann über die Internetseite des Politvereins Kontakt aufnehmen oder einfach zu einer Sitzung kommen. Die Mitglieder treffen sich immer am Mittwoch vor der nächsten Ausschusssitzung kurz vor 19 Uhr am Rathaus.